Frust im Ackerbau

Frust im Ackerbau
(dpa/Symbolbild)

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Für die Ernte von Saatgut und Getreide ist das aktuelle Augustwetter katastrophal. Während sich die Winzer über den Regen freuen, fluchen die Landwirte in Luxemburg.

Die aktuellen Wetterdaten für Luxemburg sagen für die nächsten Tage das gleiche Wetter wie bisher voraus: ein Mix aus Wolken und Sonne. „Viel mehr als 20 Grad werden es nicht mehr werden“, bestätigt Janina Wendling beim Wetterkontor im rheinland-pfälzischen Ingelheim nach Sichtung der Daten für Luxemburg. Bei denen, die mit Saatgut und Getreide zu tun haben, herrscht Frust. „Wir haben kein Erntewetter, die Leute sind nervös“, sagt Henri Noesen, Geschäftsführer der Luxemburger Saatbau-Genossenschaft. Alle zwei bis drei Tage heftige Schauer, viel zu feuchte Fruchtstände … man komme mit der Ernte einfach nicht voran. Das habe zur Folge, dass das Getreide auf den Äckern „überaltere“.

Frühe Sorten wie Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, und eben Roggen und Weizen keimten auf den Ähren wieder aus. „Uns fehlt Wind zum Trocknen und Hitze“, sagt Noesen, der das Phänomen dieses Jahr geografisch in Nordfrankreich, Benelux und Zentral-und Süddeutschland verortet. Auch läuft die Trocknungsanlage in Mersch auf „vollen Touren“, wie Noesen sagt.

Dramatische Lage im Ösling

Normalerweise werde bei 15 Prozent gedroschen, momentan geschehe das bei 17, 18, 20 Prozent. Die Kosten würden auf die Bauern umgelegt. Ackerbauern wie Paul Mathes-Kalmus bestätigen das. „Wir haben unser Getreide auch zu feucht abgeliefert“, sagt der Niederanvener Bauer, „aber wir mussten retten, was zu retten ist“. Sonst faule die Ernte auf dem Acker, so Mathes-Kalmus. Er liefert bei Vervis ab, die Teil der „De Verband Group“ ist, und verweist auf die dramatische Lage seiner Kollegen im Ösling.

Dort stehe angesichts der aktuellen Wetterbedingungen noch 40 Prozent der Bestände auf dem Feld. „Das ist für den August absolut nicht normal“, sagt Noesen. Irgendwann sei der Roggen und Weizen für Konsumzwecke wie Mehl für Brot nicht mehr geeignet, das wäre ein Drama. Die diesjährige Ausbeute der Wintergerste hingegen sie laut Noesen „überdurchschnittlich gut“ gewesen. Ein wenig anders ist die Lage der Winzer. „Wir waren froh, als der Regen endlich kam“, sagt Erni Schumacher, Präsident der Privatwinzer und schränkt aber auch gleich ein: „Jetzt könnte es aber auch mal wieder aufhören.“ Trotzdem gibt es insgesamt gute Aussichten.

Winzer sind optimistisch

Die ersten Mostproben haben beim Rivaner 50 Grad Öchsle ergeben und beim Frühburgunder 60 Grad. „Das ist für uns gut und lässt auf einen guten Jahrgang schließen“, sagt Schumacher. Also im Falle des Weins die Daumen drücken und abwarten, das Wetter hat niemand in der Hand.