Frust bei den Bürgern

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Erleichterung bei Politikern, ein schweigender Präsident, Frust bei Bürgern: In Zypern wird die Einigung auf ein Rettungspaket unterschiedlich aufgenommen.

„Wir haben eine ungeordnete Staatspleite abgewendet, die zu einem Abschied Zyperns von der Euro-Zone geführt hätte – mit unabsehbaren Folgen“, sagte Regierungssprecher Christos Stylianides am Montag in Brüssel. „Das ist ein schlechtes Geschäft, doch wir haben mit einem Extremszenario kämpfen müssen, das noch viel schlechter war“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der konservativen Regierungspartei, Lefteris Christoforou.

Die Eurostaaten und der Weltwährungsfonds hatten das kleine Zypern in letzter Minute vor dem Staatsbankrott bewahrt. Sie einigten sich mit der zyprischen Regierung nach einem über zwölfstündigen dramatischen Verhandlungsmarathon auf ein Hilfsprogramm von 10 Milliarden Euro.

„Wir können nun damit anfangen, den Menschen in Zypern beim Wiederaufbau ihrer Wirtschaft zu helfen“, hatte EU-Währungskommissar Olli Rehn am frühen Montagmorgen in Brüssel gesagt.

Notenbankchef: „In zwei, drei Jahren geht es wieder bergauf“

„Ein neuer Tag ist für Zypern angebrochen“, sagte der frühere Notenbankchef Afxentis Afxentiou am Montag. „Ich glaube, dass es mit Zypern in zwei bis drei Jahren wieder bergauf gehen wird.“ Präsident Nikos Anastasiades schwieg dagegen. Er hatte bei den Verhandlungen mit Europäischer Zentralbank (EZB), Internationalem Währungsfond (IWF) und den Euro-Finanzministern nach Auskunft von EU-Diplomaten zwischenzeitlich mit Rücktritt gedroht, falls beide Großbanken des Landes als Gegenleistungen für die Zehn-Milliarden-Euro-Hilfe dichtgemacht werden müssten.
Nach der Einigung am frühen Morgen verließ er das EU-Ratsgebäude kommentarlos und überließ seinem Finanzminister alle weiteren Erklärungen.

In der Bevölkerung wird die Vereinbarung skeptisch aufgenommen. „Wie lange wird das dauern“, fragte Georgia Xenophontos, eine 23-jährige Hotel-Rezeptionistin in Nikosia. „Warum sollte irgendjemand dieser Regierung glauben?“ Im ersten Anlauf hatte sie eine Zwangsabgabe auf alle Bankeinlagen geplant, was in Zypern ebenso wie im Rest der Euro-Zone auf großen Protest gestoßen war.

Die wichtigsten Punkte des Zypern-Pakets

Anlegerschutz: Im Gegensatz zur ursprünglichen Fassung der Abmachung von Mitte März werden Konten mit Guthaben von weniger als 100 000 Euro nicht angerührt. Die geplante generelle Zwangsabgabe auf Konten entfällt.

Endgültige Abmachung: Sie soll im April stehen. Zuvor müssen nationale Parlamente noch zustimmen. Die ersten Auszahlungen aus dem europäischen Rettungsschirm ESM soll es dann im Mai geben.

Umfang: Die Finanzhilfen der Geldgeber umfassen bis zu zehn Milliarden Euro. Der Internationale Währungsfonds will sich beteiligen, eine Summe steht noch nicht fest. Im Gespräch ist rund eine Milliarde Euro.

Zyprische Banken: Zypern sichert zu, sein aufgeblähtes Bankensystem zu sanieren und deutlich zu verkleinern. Die zweitgrößte Bank Laiki wird abgewickelt. Der Branchenprimus Bank of Cyprus wird zurechtgestutzt und übernimmt den überlebensfähigen Teil von Laiki.

Großanleger, Gläubiger und Anteilseigner müssen sich auf erhebliche Verluste einstellen. Bei der Bank of Cyprus werden zunächst alle Anlagen von über 100 000 Euro eingefroren. Die Hilfsgelder werden nicht für Finanzspritzen zugunsten der Bank of Cyprus oder Laiki eingesetzt.