Friedliche Parlamentswahl in Ägypten

Friedliche Parlamentswahl in Ägypten
(AP)

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Mit einem solchen Ansturm auf die Wahllokale hat niemand gerechnet. Die Ägypter dürfen erstmals in ihrer Geschichte frei wählen. Als großer Favorit gilt die islamistische Muslimbruderschaft.

Millionen von Ägyptern haben am Montag ihre Stimme abgegeben, um das erste Parlament nach dem Sturz von Präsident Husni Mubarak zu wählen. Nach Angaben von Beobachtern lief der erste Wahltag am Montag fast überall friedlich ab, was in Ägypten keine Selbstverständlichkeit ist. Früher hatte es bei Wahlen häufig Zusammenstöße mit bezahlten Schlägertrupps gegeben.

Die Wahlbeteiligung lag vielen Wahllokalen zwischen 50 und 70 Prozent und damit deutlich höher als bei den letzten Wahlen unter Präsident Mubarak, der im Februar nach einer Protestwelle entmachtet worden war. Die Wahllokale schlossen am Abend um 21.00 Uhr Ortszeit. An diesem Dienstag sollen sie erneut öffnen, um allen Wählern, die bislang nicht zum Zuge gekommen waren, eine zweite Chance zu geben.

Beschwerden gegen islamistische Partei

Bei der Wahlkommission gingen vor allem Beschwerden gegen die islamistische Partei für Freiheit und Gerechtigkeit und die radikal-islamistische Partei Al-Nur ein. Beiden Parteien wurde vorgeworfen, sie hätten Wähler mit eigenen Fahrzeugen eingesammelt, um sie zu den Urnen zu bringen. Die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, die aus der Muslimbruderschaft hervorgegangen ist, soll in einzelnen Bezirken Essen an die Wähler verteilt haben. Nach Angaben der Wahlkommission fiel die Wahl in elf Wahllokalen am Montag aus, weil die als Wahlleiter berufenen Richter nicht erschienen.

Die Parlamentswahl läuft in drei Etappen ab. Zuerst wählen die Bewohner von Kairo, Alexandria und sieben weiteren Provinzen. Im Dezember und Januar sind die Einwohner der anderen Provinzen an der Reihe. Nach dem Verbot der Nationaldemokratischen Partei von Mubarak machen sich die Muslimbrüder Hoffnungen, zur stärksten Fraktion im Parlament zu werden. Sie stehen kritisch zum Friedensvertrag mit Israel und wollen eine stärkere Ausrichtung der Gesetzgebung am islamischen Recht („Scharia“).