/ Friedliche Lösung im Atomstreit gesucht
Die internationale Gemeinschaft unternimmt einen neuen Anlauf zur friedlichen Lösung des Atomstreits mit dem Iran. Iranische Unterhändler trafen am Samstag in Istanbul zu Gesprächen mit Vertretern der 5+1-Gruppe zusammen. Dazu gehören die fünf Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat – China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA – sowie Deutschland. Die Verhandlungen gelten als letzte Chance, mögliche Militärschläge gegen Atomanlagen im Iran abzuwenden. Israel betrachtet das iranische Atomprogramm als existenzielle Bedrohung.
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton rief die iranische Führung zu vertrauensbildenden Maßnahmen auf. Ein erstes Treffen mit dem iranischen Chefunterunterhändler Said Dschalili sei am Vorabend in sehr guter Atmosphäre verlaufen, teilte das Büro von Ashton mit. „Wir sind hier, um Wege zum gegenseitigen Vertrauen zu finden und Wege, wie der Iran zeigen kann, dass er Abstand nimmt von einem Atomwaffenprogramm“, erklärte Aston demnach vor dem Treffen.
Letzte Chance
Die Gespräche gelten als letzte Chance, mögliche Militärschläge gegen iranische Atomanlagen, die Israel angedroht hat, abzuwenden. Der Westen fürchtet, dass der Iran seine Fertigkeit zur Anreicherung von Uran für Waffen und schließlich sogar für eine Atombombe nutzen könnte. Der Präsident des Landes, Mahmud Ahmadinedschad, pocht dagegen auf das Recht, Atomtechnologie etwa für die medizinische Forschung friedlich nutzen zu können. Israel und auch die USA haben in der Vergangenheit Angriffe auf iranische Atomanlagen nicht ausgeschlossen, falls Teheran seinen Kurs fortsetzt.
Die „Süddeutsche Zeitung“ (Samstag) berichtete, in der iranischen Militäranlage Parchin südöstlich von Teheran sei in der Vergangenheit ein Bauteil für die Zündung eines Atomsprengkopfes getestet worden. Bislang war aus Berichten der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA bekannt, dass in der Anlage Experimente mit anderen wichtigen Bauteilen vorgenommen worden sein könnten. Deshalb dringt die IAEA darauf, dort Inspektionen durchführen zu dürfen.
20 Prozent
Nach Angaben westlicher Diplomaten will die 5+1-Gruppe fordern, dass Teheran die unterirdische Urananreicherungsanlage Fordo schließt und die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent stoppt. Ein Anreicherungsgrad von 20 Prozent reicht zwar nicht für den Bau von Atomwaffen – dafür wären 80 Prozent nötig – ist aber ein Schritt in diese Richtung.
Ashtons Sprecher Michael Mann sagte, Ziel sei es in Istanbul, zunächst die richtige Atmosphäre für Fortschritte herzustellen. „Wir erwarten keinen großen Durchbruch. Es hängt viel davon ab, was die Iraner vorlegen“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Aus der iranischen Delegation verlautete, Teheran wolle mindestens einen Fahrplan für weitere Verhandlungen und ein weiteres Gespräch vereinbaren.
Zu Kompromissen bereit
Der Iran sei zu Kompromissen bereit, aber in erster Linie müssten die Sanktionen gegen das Land aufgehoben werden, hieß es aus iranischen Delegationskreisen. „Unser Standpunkt ist klar: Unser Recht auf zivile Atomtechnologie muss anerkannt werden, unsere Akte vom Weltsicherheitsrat in New York zurück an die IAEA nach Wien gehen. Und die Sanktionen müssen aufgehoben werden“, verlautete aus der iranischen Delegation.
Nach Angaben von Ashtons Sprecher setzten sich die Delegationen zunächst in großer Runde zusammen, um Vorschläge gemeinsamen zu besprechen. Sollte es interessante oder neue Vorschläge der iranischen Delegation geben, könnten die Gespräche in kleineren Gruppen fortgesetzt werden.
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