Frankreich schließt Botschaften

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Angesichts der anti-westlichen Proteste in großen Teilen der moslemischen Welt verschärft Paris Sicherheitsvorkehrungen. Die Botschaften in 20 Ländern werden geschlossen.

Nach der Veröffentlichung neuer Mohammed-Karikaturen im Pariser Satire-Magazin Charlie Hebdo werden am Freitag vorsorglich zahlreiche französische Einrichtungen im Ausland geschlossen. Betroffen seien Botschaften, Konsulate und Schulen in 20 Ländern, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf das Außenministerium.

Gewalttätige Reaktionen nach dem Freitagsgebet werden demnach nicht ausgeschlossen. Seit einer Woche gibt es in der arabisch-islamischen Welt massive Proteste gegen ein Schmäh-Video aus den USA über den Propheten Mohammed. Das Terrornetz Al-Kaida hat dazu aufgerufen, US-Botschaften zu stürmen und Diplomaten zu töten.

Eine Protestkundgebung gegen das Schmähvideo hat Regierungschef Jean-Marc Ayrault verbieten lassen.

Web-Auftritt angegriffen

Das Online-Portal von Charlie Hebdo war am Mittwochmorgen nicht erreichbar. Die Seite sei piratiert worden, hieß es. Einen ähnlichen Vorfall hatte es bereits bereits im November 2011 gegeben, als die Zeitung ähnliche Karikturen veröffentlicht hatte. Die Redaktionsräume waren in Brand gesteckt worden.

Auf dem Titel ist die Karikatur eines
Muslims mit Turban im Rollstuhl zu sehen, der von einem orthodoxen Juden geschoben wird. „Man darf sich nicht lustig machen“, wird den beiden Figuren in einer Sprechblase in den Mund gelegt. Darüber prangt der Titel
„Intouchables 2“ in Anlehnung an den beliebten Film „Intouchables“.

Auf den Innenseiten ist ein Muslim zu sehen, der ähnlich wie beim Oscar verkündet: „Die Nominierten für den besten anti-islamischen Film sind…“. In einer weiteren Karikatur filmt ein Woody Allen nachempfundener Regisseur einen nackten Mohammed, der auf dem Bauch liegt. Die Figur sagt: „Und meinen Po? Magst du meinen Po?“

Ausverkauft

„Charlie Hebdo“ war bereits am frühen Mittwochmorgen an den Zeitungskiosken ausverkauft. Sie wird wegen der Veröffentlichung der Zeichnungen kritisiert. Aussenminister Laurent Fabius zufolge sei es nicht angebracht, noch weiter Öl ins Feuer zu gießen. Auf France Info bezeichnete er die Veröffentlichung der Mohammed-Karikuren als eine Initiative mit provozierendem Charakter. „Ist es klug, in diesem Zusammenhang Öl ins Feuer zu gießen?“, fragte Fabius im Radiosender. „Die Antwort ist nein.“

Chefredakteur Charb hatte seinerseits an Premierminister Jean-Marc Ayrault appelliert, die Pressefreiheit und die Republik zu unterstützen, statt sich von einer „Bande lächerlicher Clowns beeindrucken zu lassen, die vor der US-Botschaft manifestieren“.

Der Leiter der großen Moschee
von Paris, Dalil Boubakeur, sprach in einer Pressekonferenz von einer „völlig verantwortungslosen Initiative“.

Am 2. November 2011 wurde die Redaktion von Charlie Hebdo durch einen Bombenanschlag verwüstet.