18.01.2015. 122.000 Polizisten, Gendarmen und Soldaten sind laut Frankreichs Innenminister mit der Sicherheit des Landes beauftragt. Die höchste Sicherheitsstufe "Vigipirate Attentat" bleibt bestehen. (dapd/Philieppe Huguen)
Menschen haben in der Nähe des Satiremagazins "Charlie Hebdo" Blumen niedergelegt und Plakate aufgehängt. (Fredrik von Erichsen)
09.01.2015 Schweren Explosionen bei der Geisebefreiung in Paris. (dapd/Gabrielle Chatelain)
Die Geiselnahmen sind blutig beendet worden. Mehrere Geiseln sind tot. (dapd/Gabrielle Chatelain)
Mehrere Elitepolizisten werden bei der Befreiungsaktion verletzt. (dapd/Thomas Samson)
Die "Charlie Hebdo"-Attentäter und ein dritter Mann sind tot. Geiseln konnten befreit werden. (dapd/Thomas Samson)
Die Opfer der Geiselnahme in einem jüdischen Geschäft werden von der Polizei in Sicherheit gebracht. (dapd/Thomas Samson)
Ein Sondereinsatzkommando stürmt die Fabrikhalle in Dammartin-en-Goële. Rauchschwaden über einer Halle und Schüsse sind zu hören. (dapd/Joel Saget)
Kurz zuvor waren Spezialeinheiten in Position gegangen. (dapd/Dominique Faget)
Scharfschützen auf einem Dach. (dapd/Dominique Faget)
15.01.2015 "Charlie Hebdo"-Gründungsmitglied Henri Roussel: ""Charb" hat sein Team auf dem Gewissen, er hat es in den Tod getrieben. Er hat immer übertrieben". (Dailymotion-Screenshot.)
Bei einer Schießerei und einer anschließenden Geiselnahme am östlichen Stadtrand von Paris sind mindestens zwei Menschen getötet worden. Das berichteten mehrere französische Medien am Freitag. (dapd/Eric Feferberg)
Die Tat hat womöglich einen Zusammenhang mit dem Terroranschlag auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" am Mittwoch, bei dem zwölf Menschen getötet wurden. (dapd/Norbert Goutmann)
Der Boulevard Périphérique in Paris ist teilweise gesperrt. (dapd/Stephane Jourdain)
Der Angreifer ist vermutlich der Mann, der am Donnerstag am südlichen Stadtrand von Paris eine Polizistin erschossen hatte (dapd/Thomas Samson)
09.01.2015 Fünf Helikopter sind in der Luft. Augenzeugen zufolge sieht die Gegend derzeit aus "wie eine Kriegszone". (Reuters)
Die beiden Attentäter sollen sich in Dammartin-en-Goële ((Seine-et-Marne) in einer Druckerei verschanzt haben. (Reuters)
Anwohner nahe des Industriegebiets, in dem sich die Terror-Brüder verschanzt haben, werden evakuiert. (Reuters)
Die französische Polizei ist bei der Suche nach den beiden islamistischen Terroristen in der Nacht nicht vorangekommen. (Yoan Valat)
14.01.2015 Erste Ausgabe von "Charlie Hebdo" nach dem Anschlag auf das Satiremagazin, bei dem 12 Menschen starben. Der Titel zeigt einen weinenden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der mittlerweile weltbekannten Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen hält. (dapd)
Am späten Donnerstagabend brachen die Sicherheitskräfte eine Suchaktion in einem Waldstück in Nordfrankreich, etwa 80 Kilometer von Paris entfernt, ergebnislos ab. (Yoan Valat)
08.01.2015. Rund um Corcy bei der Ortschaft Villers-Cotterêt wimmelt es von Spezialeinheiten der Polizei. (dapd/Francois Nascimbeni)
Die Charlie Hebdo-Attentäter werden am Donnerstagmittag auf dieser Tankstelle bei der Ortschaft Villers-Cotterêt, nördlich von Paris gesehen. (Tageblatt/Michel Spingler)
Die beiden Männer sind vermummt, mit Kalaschnikow und anscheinend mit Raketen-Werfern unterwegs, sagt der Tankstellenbesitzer.
(dapd/Francois Becker)
Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat am Morgen seinen Vorgänger Nicolas Sarkozy im Elysée empfangen. (dapd/Patrick Kovarik)
Es handele sich nicht um die Demokratie, sondern um das Prinzip Zivilisation," sagte Sarkozy nach dem Gespräch. (dapd/Patrick Kovarik)
Schießerei am Donnerstagmorgen im Süden von Paris. Zwei Polizisten werden verletzt. (dapd/Jean-philippe Ksiazek)
13.01.2015 In Bulgarien ist ein 29-jähriger Franzose mit Kontakt zu Paris-Attentätern festgenommen worden. (Screenshot btv)
Die ganze Nacht suchten Spezialkräfte nach den Attentätern. (dapd/Jean-pierre Clatot)
Ich ganz Frankreich ist am Donnerstag Trauertag. (dapd/Patrick Kovarik)
Blutiger Anschlag am Mittwoch (7. Januar) auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" in Paris. 12 Menschen sterben. (Tageblatt-Archiv/Jacky Naegelen)
Darunter vier Zeichner der Zeitung .. (dapd/Miguel Medina)
... Stéphane "Charb" Charbonnier (Tageblatt/Michel Euler)
... Jean "Cabu" Cabut. (dapd/Bertrand Guay)
... Verlhac "Tignous" Bernard (dapd/Alexander Klein)
... und Georges Wolinski. (dapd/Guillaume Baptiste)
Es gibt mehrer Schwerverletzte. (dapd/Philippe Dupeyrat)
13.01.2015 Das erste Titelbild des Magazins "Charlie Hebdo" nach dem Attentat vom 7. Januar zeigt eine Zeichnung des Propheten Mohammed, der trauernd ein Schild mit der Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) in den Händen hält. Über der Zeichnung steht in großen Buchstaben "Tout est pardonné" (Alles ist vergeben). (dapd/Handout)
Polizei und Feuerwehr vor der Redaktion der französischen Satirezeitschrift. (dapd/Philippe Dupeyrat)
"Charlie Hebdo" sorgt seit Jahren immer wieder für Skandale. Die Redaktion mit rund 20 Mitarbeitern veröffentlichte bereits 2006 umstrittene Mohammed-Karikaturen. (dapd)
(Tageblatt-Archiv/Regis Duvignau)
12.01.2015 Premierminister Manuel Valls geht davon aus, dass einer der Männer wahrscheinlich mindestens einen Komplizen hatte. "Die Jagd geht weiter". Die Zeitung erscheint zum ersten Mal in einer Auflage von 3 Millionen Exemplaren. (dapd/Dominique Faget)
10.01.2015 Die unter Hochdruck gesuchte Partnerin des von der Polizei erschossenen islamistischen Geiselnehmers Amedy Coulibaly ist offenbar in die Türkei gereist. (Handout)
Nach der Terrorwelle in Frankreich haben am Samstag rund 700.000 Menschen im ganzen Land demonstriert. (Sebastien Nogier)
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Es ist nicht sicher, ob die „nationale Union“, zu der sich Frankreich seit den Attentaten bekennt, lange bestehen bleibt. Risse entstehen bereits. Innenminister Bernard Cazeneuve hat zwar 122.000 Sicherheitskräfte, darunter 10.000 Soldaten, für die innere Sicherheit mobilisiert, aber genau daran scheiden sich die Geister. Nach dem Tod von vier jüdischen Geiseln bei einem Attentat in Paris werden jüdische Schulen und Synagogen von Polizisten und Soldaten bewacht. Das erregt die Moslems im Land.
In über 80 Fällen hat es Anschläge auf Moscheen gegeben, wurde auch auf sie geschossen. In einem Fall hat es die schlimmste Beleidigung gegeben, die für Moslems vorstellbar ist. Ein Schweinekopf wurde an der Tür einer Moschee befestigt. Es war ein Wildschweinkopf, aber es bleibt Schwein. „Die Juden werden beschützt. Bei uns erscheint die Polizei freitags während des Gebetes und verteilt Strafmandate, weil die Autos falsch geparkt sind“, beschwert sich ein Moslem in Marseille, dessen Name ungenannt bleibt.
„Geschieht ihnen recht, sie haben den Propheten beleidigt“
Das aber ist nur ein Teil der Wahrheit. Der Polizeipräfekt von Marseille hat dem Imam der Stadt angeboten, die Moscheen zu schützen. Nur sieben wollte der Imam beschützt sehen. In weite Kreise der vier Millionen Köpfe umfassenden muslimischen Bevölkerung dringen solche Informationen nicht mehr vor. Die Medien werden als Lügner hingestellt, in den sozialen Medien finden die wildesten Theorien zum Attentat auf die Redaktion der Satire Zeitung „Charlie Hebdo“ Glauben.
Bei der Schweigeminute, die für ganz Frankreich galt, gab es in den betroffenen 64.000 Schulen 200 Zwischenfälle mit Jugendlichen, die sich der nationalen Trauer nicht anschließen wollten. Diese 200 Fälle reichen aus, um Erziehungsministerin Najad Vallaud Belkacem auf den Plan zu rufen und nun ein Programm zu entwickeln, das solchen Fällen Rechnung trägt. In einzelnen Fällen wird in Frankreich an Bestrafung der Schüler gedacht. Die nämlich äußerten sich so: „Geschieht ihnen recht, sie haben den Propheten beleidigt“. Oder: „Man hätte nicht alle töten müssen, es hätte gereicht, den oder die zu töten, die für Karikaturen verantwortlich waren.“ Das sind Äußerungen, die in den vergangenen zehn Tagen über die Fernsehbildschirme liefen.
„Wir sind Charlie“ gilt nicht für ganz Frankreich
Da werden auch die Worte des Imam von Drancy, der in den vergangenen zehn Tagen am deutlichsten das Attentat verurteilte, nicht mehr gehört. Der hat von Verbrechen geredet, davon dass solche Mörder gegen den Koran handeln. Als Antwort hatte er die Antworten von Jugendlichen bekommen, dass die Journalisten von Charlie Hebdo selbst daran schuld seien, dass sie getötet worden sind. Das zeigt: „Wir sind Charlie“ gilt nicht für ganz Frankreich. Insbesondere in der Gemeinschaft der Muslime und hier besonders bei den Jugendlichen gibt es völlig andere Meinungen.
Die großen Solidaritätsbekenntnisse mit Charlie Hebdo: „Wir werden unsere Meinungsfreiheit nicht zur Verfügung stellen, sondern um sie kämpfen“, sind schnell in Vergessenheit geraten. Bei Entscheidern geht die Furcht um nach den massiven Reaktionen in Afrika und nach der Kritik an der jüngsten Ausgabe mit dem weinenden Propheten, der alles verzeiht. „Gewinnt die Angst?“, fragt die konservative Tagesezeitung Le Figaro.
In Nantes, in der der frühere Premierminister Jean Marc Ayrault einst Bürgermeister war, sollte am 23. Januar der Film „L´Apôtre“ gezeigt werden. Der Film darf nicht vorgeführt werden. Die Generaldirektion für innere Sicherheit hat die Vorführung untersagt. Sie befürchtet, dass die muslimische Gemeinschaft ihn als Provokation ansieht und protestieren könnte. Die Regisseurin Cheyenne Caron beschreibt in dem Film den Ausstieg eines Moslems aus seiner Religion und die Hinwendung zum Katholizismus. Caron ist Katholikin und hat den Film mit Moslems auf eigene Kosten produziert. Sie befürchtet, dass das Verbot nicht das einzige werden wird. Sie liegt richtig damit. In Neuilly, der Vorstadt von Paris, wo „man“ wohnt, hat die Polizeipräfektur ihn ebenfalls untersagt.
„Man gewinnt den Krieg durch Mut“
Die Angst, die solche Entscheidungen bestimmt, nimmt absurde Formen an. Der beim Filmfestival in Cannes gezeigte Film „Timbuktu“ zeigt, was ein Dorf erlebt, wenn es von Djihadisten eingenommen wird. Was beim Filmfestival in Cannes noch gefeiert wurde, darf nun in der Stadt Villiers-sur-Marne im kommunalen Kino nicht mehr gezeigt werden. Bürgermeister Jacques-Alain Bénisti war der Meinung, dass der Film Terror verherrlichend sei. Dem Abgeordneten der bürgerlichen Bewegung UMP war dabei egal, dass der Film gerade als Kandidat für den besten ausländischen Film bei den Oscars in den USA nominiert worden ist. Mittlerweile, nachdem er sich mit den Vertretern der drei Religionen abgesprochen hat, soll der Film nun doch gezeigt werden.
Das ist nun nicht gerade das, was Frankreich sich bei den Trauermärschen vorgenommen hatte. „Man gewinnt den Krieg nicht durch Stillschweigen und Zensur. Man gewinnt ihn, indem man Mut hat, wie Charlie Hebdo und weiter arbeitet“, sagt Cheyenne Caron. Nicolas Sarkozy, ehemaliger Staatspräsident und ehemaliger Bürgermeister von Neuilly meint, dass man die Meinungsfreiheit durch Sicherheit schützen muss. Beide Beispiele zeigen, wie Sicherheit die Freiheit der Meinung und der Kunst tötet und sich ein laizistischer Staat von Religionen abhängig macht. Gewinnen die Attentäter am Ende doch?