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(Tageblatt-Archiv)
Mit der Arbeit im Elfenbeinturm ist es vorbei. Jeder für sich und keiner weiß genug vom anderen, dem soll der „Plan National Cancer“ begegnen. Der Ansatz war ein basisdemokratischer, wie die Verantwortlichen auf der Pressekonferenz am Mittwoch in der Villa Louvigny betonten. „Von unten nach oben“ und nicht von oben etwas implementiert, was letztendlich keiner will oder was an der Wirklichkeit vorbeigeht. Das scheint gelungen.
Mit einem Budget von drei Millionen Euro für dieses Projekt ausgestattet hat Lydia Mutsch innerhalb kürzester Zeit 20 Organisationen und Institutionen an einen Tisch gebracht, die in elf Arbeitsgruppen mit 116 Teilnehmern ein Zukunftskonzept im Kampf gegen die Krankheit ausarbeiten sollten. Die Liste der 20 Gründungsmitglieder des PNC liest sich wie das „Who is Who“ des hiesigen Gesundheitswesens. Patientenvertretung, Ärzte aus unterschiedlichen Fachbereichen, die Gesundheitskasse sind genauso darin vertreten wie Stiftungen und das „Laboratoire national de santé“. „Das hatte Signalwirkung und hat ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass wir zusammenarbeiten müssen“, sagt Mutsch.
Dabei ging es vor allem um Austausch unter den Experten und die Schaffung neuer Einrichtungen, um die Behandlung zu verbessern. Die „Arbeits- und Handlungsplattform“, wie Mutsch den „Plan“ nennt, läuft. Auch wenn so manche der von den Arbeitsgruppen erarbeitete Vorschläge wie die Kinderpalliativstation oder das Programm zur Darmkrebsfrüherkennung noch in den Kinderschuhen stecken, zwei Maßnahmen werden in der nahen Zukunft konkret.
Umsetzung steht bevor
Das ist einerseits das „Institut Nationale du Cancer“, das die in Luxemburg geleistete wissenschaftliche Arbeit organisieren, dokumentieren und zusammenführen soll. Das andere ist ein bis jetzt noch konzeptionell angedachtes System zur Behandlung von Blutkrebs bei Kindern in Luxemburg. Eine der darin vorgesehenen Maßnahmen, geht es nach dem Willen der Ministerin, soll demnächst konkret werden. Es geht um die „elektronische Krankenakte“. Die Erkrankungen sind langwierig, an der Behandlung sind mehrere Ärzte beteiligt und die Patienten zwischen 0 und 18 Jahren müssen sich derzeit im Ausland behandeln lassen.30-40 Fälle gibt es in Luxemburg pro Jahr, 100 bis 110 Kinder stehen jährlich unter Beobachtung beziehungsweise in Weiterbehandlung hier im Land. Ein Problem ist der Datenaustausch. Die hier weiter behandelnden Ärzte sollen zukünftig auf elektronischem Weg Zugriff auf alle bisherigen Therapien, eventuell aufgetretene Probleme und den weiteren Behandlungsverlauf haben.
Hinzu kommt: Wird eine solche Krankheit diagnostiziert, bedeutet das für Eltern und Kinder oft wochen- oder monatelange Krankenhausaufenthalte im Ausland. Auch das soll sich ändern. „Da, wo es geht, soll zukünftig eine Behandlung hier im Land möglich sein“, sagt Mutsch wohlwissend, dass manche Fälle so problematisch sind, das der Aufenthalt in ausländischen Exzellenzentren zur Behandlung unerlässlich ist. Dem Verdacht, dass damit auch Kosten gespart werden sollen, begegnet die Ministerin entschieden. „Keine dieser Maßnahmen sind prioritär aus Kostengründen aufgestellt worden“, sagt Mutsch. Die erste Bilanz hört sich gut an. Entscheidend wird sein, wie sich die Ergebnisse der Expertenarbeit in der Realität bewähren.
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