/ Fluten werden zu Katastrophe

(dpa)
Die Hochwasserlage hat sich im Süden Deutschlands und benachbarten Ländern am Sonntag dramatisch zugespitzt. Chemnitz, Passau und Rosenheim riefen ebenso wie Zwickau und der Landkreis Leipzig Katastrophenalarm aus. Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel sicherte den vom Hochwasser am stärksten betroffenen Ländern die „volle Unterstützung“ der Bundesregierung zu. Wenn nötig, sei auch ein Einsatz der Bundeswehr möglich, sagte Merkel nach Angaben eines Regierungssprechers.
Überlaufende Flüsse fluteten weitere Straßen in Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg. Nach tagelangem Dauerregen drohte der Dreiflüssestadt Passau ein neues Jahrhunderthochwasser, sagte der Oberbürgermeister. Erwartet werde ein Pegelstand von etwa 11 Metern. Das bisherige Jahrhunderthochwasser von 2002 hatte einen Pegelstand von 10,81 Metern erreicht.
Tschechien ruft den Notstand aus
Die Regierung in Prag rief am Abend den Notstand aus. Die Maßnahme in Tschechien gelte in allen Regionen mit Ausnahme der Region Pardubice, sagte Ministerpräsident Petr Necas im Tschechischen Fernsehen. „Wir haben noch eine sehr kritische Nacht und einen kritischen Morgen vor uns“, warnte der Regierungschef.
Die Mitte-Rechts-Regierung stellte umgerechnet 11 Millionen Euro sowie bis zu 1000 Soldaten zur Bekämpfung der Fluten zur Verfügung. An mehr als 50 Orten Tschechiens galt die höchste Warnstufe 3. Auch in Polen kam es vor allem in Südwesten des Landes zu Überschwemmungen.
Bundeswehr hilft in Passau
Auch der Inn, der in Passau in die Donau fließt, bereite zunehmend Probleme und schwelle stark an. Neben Teilen der Altstadt sind die Bundesstraßen 388 und 12 überspült, viele Häuser in Passau waren nur noch über Stege erreichbar. Die Stadt bat um Unterstützung der Bundeswehr. Rosenheim meldete Probleme mit dem Fluss Mangfall.
Katastrophenalarm gab es auch in der Stadt Chemnitz: Der gleichnamige Fluss trat über die Ufer und überschritt kurzzeitig die Schwelle der Hochwasser-Alarmstufe 4. Für die Zwönitz galt bereits die höchste Alarmstufe. Auch in Zwickau und im Landkreis Leipzig riefen die Behörden den Katastrophenfall aus. In Zwickau begann die Evakuierung eines Ortsteils. Das Wasser der Mulde war dort nur noch wenige Zentimeter von der Dammkrone entfernt.
In der sächsischen Kleinstadt Grimma blieb die Nacht dagegen ruhig. Am Sonntag stieg der Pegelstand der Mulde dort jedoch wieder an. Am Mittag will der Krisenstab entscheiden, ob es vorsorglich zu Evakuierungen kommen wird.
Schifffahrt teilweise eingestellt
Nach Angaben von Rettungskräften und Polizei trat auch der Neckar bei Tübingen über die Ufer. Reutlingen wurden am Sonntag zwei Menschen vermisst – sie könnten in die Echaz, einem Neckarzufluss, gefallen sein. Im Stadtgebiet lief eine Tiefgarage voll Wasser. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle.
Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar war die Schifffahrt wegen des Hochwassers schon am Samstag gestoppt worden. Am Mittelrhein wurden weitere Überschwemmungen erwartet. Am Sonntagabend dürfte der Schiffsverkehr eingestellt werden, schätzte das Hochwasserzentrum Mainz. Schon zuvor mussten Schiffsführer langsamer und weiter entfernt vom Ufer fahren. Erst am Dienstag dürften die Wasserstände dort ihren Höhepunkt erreichen. Auch auf dem Rhein zwischen der Schweiz und Frankreich sowie Deutschland war am Sonntag jeglicher Schiffsverkehr untersagt.
Hochwasser in Österreich, der Schweiz und Tschehien
In Österreich und der Schweiz hielt das Hochwasser Tausende Katastrophenhelfer in Atem. In beiden Alpenländern wurden Straßen überflutet oder von Hangrutsche unterbrochen. Besonders stark betroffen war der an Bayern grenzende Innkreis in Österreich. Die Ortschaft Ettenau wurde evakuiert, nachdem die Salzach über die Ufer getreten war.
In Tschechien droht die Moldau nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage, die Prager Altstadt zu überfluten. Ein Wochenendhaus bei Prag stürzte über dem matschigen Untergrund ein. Die Hausbesitzerin starb, wie die nationale Agentur CTK meldete. An zwei Flüssen in Böhmen wurden drei Wassersportler vermisst. Die Polizei musste die Suche nach ihnen wegen der hohen Pegelstände abbrechen. Straßen und Bahnstrecken im Süden und Westen des Landes wurden überschwemmt und deshalb gesperrt. Die Regierung schickte rund 200 Soldaten zum Hilfseinsatz.
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