Ferien im Rauch

Ferien im Rauch
(Helder Santos)

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Portugal wird derzeit von verheerenden Waldbränden heimgesucht. Besonders betroffen ist der Norden des Landes, aber auch die bei Luxemburgern beliebte Ferieninsel Madeira. Eindrücke vor Ort.

„Schon beim Landeanflug auf Madeira konnten wir Rauchschwaden über der Insel erkennen“, berichten luxemburgische Touristen: „Der Fahrer, der uns zum Hotel fuhr, unterrichtete uns, dass schon Wohnhäuser betroffen seien. Er sagte auch, dass manche Brände von der Feuerwehr nicht erreicht werden können, da keine Wege zu diesen führen. Sein Gesicht war ernst.“

Luxair: Zwei Leute evakuiert
Die luxemburgische Airline Luxair fliegt zwei Mal pro Woche nach Madeira. Laut Luxair-Sprecher Marc Gerges habe sich die Lage am Mittwochmittag etwas entspannt. 476 Kunden von Luxair und Luxair Tours befinden sich zurzeit auf der Insel. Nur ein Hotel ist von einer Evakuierungsmaßnahme betroffen gewesen . Zwei Kunden der Airline mussten aus dem Hotel evakuiert werden und wurden zurück nach Luxemburg gebracht. Verletzt wurde von den Luxair-Kunden keiner.
Drei Personen wollten dennoch früher aus ihren Ferien zurückfliegen. Erst gestern morgen sind 166 Luxair-Kunden auf der Atlantikinsel gelandet.
Gerges versichert: „Wir stehen in ständigem Kontakt mit den lokalen Behörden und den Führern.“ Die Sicherheit auf dem Flughafen sei gewährleistet, sonst wäre er für den Flugverkehr gesperrt worden, erklärt Gerges. Es habe keine Hinweise für eine Gefahr gegeben.
So weit gebe es auch keine Änderungen im Flugplan der Airline, erklärt Gerges.

Funchal, die Hauptstadt der Atlantikinsel, liegt an einem Berghang. Die Feuer lodern oben in den Bergen. „Das wird schon gutgehen“, dachten die Erholungsbedürftigen. In der Altstadt, die sie besuchten, war am Dienstag noch alles normal. „Nachdem wir wieder im Hotel waren, sind wir zum Meer abgestiegen, um ein Runde zu schwimmen“, erinnert sich die Touristin. „Doch als wir auf der Sonnenliege lagen, verschwand auf einmal die Sonne.“

Es waren aber keine Regenwolken, die den Himmel bedeckten, sondern Rauchschwaden von den Bränden. Der starke Wind hatte sich gedreht und eine dichte Rauchwolke hatte die Hauptstadt erreicht.

Es regnete Asche

Mittlerweile konnte man das Feuer auch schon riechen. „Es riecht wie ein Lagerfeuer“, berichten die Luxemburger. Nach dem Geruch kam die Asche: „Auf unserer Terrasse war alles mit einer Ascheschicht bedeckt, der Tisch, unsere Badesachen, die Pflanzen, alles. Trotzdem wollten wir am Abend in die Altstadt.“

Doch der Dienstagabend sollte nicht so laufen wie geplant. Schon im Bus machten vor allem die Einheimischen einen besorgten Eindruck. „Erst als der Fahrer uns aufforderte, bei 38 Grad Außentemperatur die Fenster zu schließen, wurde uns der Ernst der Lage bewusst“, erzählt die Touristin. „Je näher wir zum Zentrum kamen, desto dichter wurde der Rauch.“

Explosionen von Gasflaschen

Das Bild, das sich den beiden Luxemburgern bot, als sie am Ziel ankamen, unterschied sich deutlich von dem, was sie zuvor gesehen hatten. „Wir waren praktisch die Einzigen, die sich in Richtung Zentrum bewegten“, so die Touristin. „Alle bedeckten ihre Nase und ihren Mund mit Taschentüchern. In der Ferne hörten wir Explosionen. Zu dem Zeitpunkt verloren wir aber keine weiteren Gedanken über deren Herkunft.“

„Auf der Straße bemerkten wir rasch, dass der Abend nicht wie geplant laufen würde“, so der Zeuge weiter. „Heftige Windböen bliesen uns Staubpartikel ins Gesicht, die Augen brannten und die Orientierung war schwer.“ Kein Restaurant empfing noch Gäste, auf den Straßen herrschte Chaos. Selbst die Polizei konnte nichts gegen die vielen Autos ausrichten, die aus der Stadt fahren wollten.

Evakuierungen

Schlussendlich fanden die Touristen eine kleine Taverne, die noch geöffnet war. Über der Bar liefen auf dem Fernseher die Nachrichten. Hier erfuhren die Schutzsuchenden, dass schon ein Krankenhaus evakuiert worden war, weil es von Flammen umzingelt war. Auf dem Flachbildschirm konnten sie dann live miterleben, wie ein Altersheim in aller Eile evakuiert wurde.

„Es ist schon ein Skandal, dass jetzt erst Kontinental-Portugal aktiv wird“, so die Inhaberin der Taverne. „Das macht mich traurig und auch etwas wütend.“ Ein Bar-Besucher, der mit Angehörigen telefonierte und einen sehr besorgten Eindruck machte, war aber noch wütender. Gestern hätte der Minister versprochen, dass Mittel auf Madeira geschickt würden. Davon habe er aber noch nichts gesehen, so der Inselbewohner.

Straßen wurden gesperrt

In der Taverne erfuhren die Luxemburger auch, dass die Explosionen, die immer wieder zu hören waren, von Gasflaschen stammten, die in der Hitze explodierten. Nachdem sie ausgetrunken hatten, machten sie sich auf den Heimweg. Mit befeuchteten Taschentüchern vor Mund und Nase brachen sie auf. Die Busse fuhren nicht mehr, die Polizei hatte die Straßen gesperrt.

„Als wir endlich wieder im Hotel waren, bemerkten wir, dass wir von Asche bedeckt waren. Wir rochen so, als hätten wir den ganzen Tag vor einem Barbecue gestanden“, sagt die erschöpfte Touristin. Den Abend ließen sie an der Hotelbar ausklingen.

„Bleibt zu Hause“

Am Mittwochmorgen machte das Hotelpersonal die Gäste darauf aufmerksam, dass die Polizei die Bevölkerung aufgerufen hatte, zu Hause zu bleiben. Die geplanten Ausflüge in die Berge seien ausgefallen, die Straßen sollten für die Rettungsmannschaften frei gehalten werden, hieß es.

„Wir können uns glücklich schätzen“, so der Madeira-Reisende. „Wir werden einen Tag am Meer und am Pool verbringen. Ich mache mir aber Sorgen um die Einwohner, deren gesamtes Hab und Gut brennt.“

Vielleicht – wenn die Politiker ihre Versprechen halten – werden endlich die geforderten Löschflugzeuge auf die Insel geschickt. Die Insel-Bewohner und die Touristen würden es ihnen danken.