Fenoglio überraschend abgelehnt

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Die Journalisten der renommierten französischen Tageszeitung "Le Monde" haben überraschend Jérôme Fenoglio als neuen Chef des traditionsreichen Blattes abgelehnt.

Die Mitarbeiter stimmten am Mittwoch gegen den 48-jährigen Jérôme Fenoglio und folgten damit nicht dem Vorschlag der „Le Monde“-Besitzer. Fenoglio, die bisherige Nummer zwei der Zeitung, erhielt lediglich 55 Prozent der Stimmen. Er hätte aber mindestens 60 Prozent benötigt, um für ein sechsjähriges Mandat gewählt zu werden. Einen Gegenkandidaten gab es nicht.

Die linksliberale Tageszeitung hatte vor einem Jahr eine schwere Führungskrise durchlebt. Im Mai 2014 trat die in der Redaktion wegen ihres Führungsstils umstrittene „Le Monde“-Chefin Natalie Nougayrède nach nur 15 Monaten von ihrem Posten zurück. Fenoglio wurde daraufhin zum Redaktionsdirektor ernannt, der Journalist Gilles van Kote zum ihm übergeordneten Publikationsdirektor – Nougayrède hatte bis dahin beide Posten vereint.

Nicht kandidiert

Dass Fenoglio jetzt an die Spitze der Zeitung aufrücken sollte, hatte bereits im Vorfeld für Aufregung gesorgt. Denn das „Le Monde“-Besitzertrio aus den bekannten Unternehmern Pierre Bergé und Xavier Niel und dem Bankier Matthieu Pigasse hatte den 48-Jährigen Mitte April für den Posten vorgeschlagen, obwohl er selber gar nicht kandidiert hatte. Die Kandidaturen von drei anderen Journalisten, unter ihnen van Kote, wurden damit hinfällig.

Viele Redakteure empfanden das Vorgehen der Zeitungsbesitzer als Affront, auch wenn Fenoglio den Redakteuren versicherte, die Zeitung vor jedem Versuch einer Einflussnahme schützen zu wollen. Der Absolvent der renommierten Journalistenschule von Lille hatte 1991 in der Sportredaktion von „Le Monde“ angefangen und durchlief verschiedene Redaktionen. Zwischen 2011 und 2013 leitete er den Online-Auftritt der Zeitung. Als neuer Zeitungschef wollte er unter anderem das Video-Angebot von „Le Monde“ und das Angebot für Smartphones und Tablet-Computer ausbauen.

„Le Monde“ kämpft wie viele französische Zeitungen mit einer stetig sinkenden Auflage.