Felipes Thronbesteigung ohne Pomp

Felipes Thronbesteigung ohne Pomp
(AFP)

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Am Donnerstag wird Thronfolger Felipe neuer spanischer König. Die Krönung von Spaniens Prinz Felipe wird sehr bescheiden ausfallen, heißt es.

Sein Vater galt als Bewahrer der Demokratie in Spanien, Felipe kommt als Nachfolger die Aufgabe des Bewahrers einer angezählten Monarchie zu. Um beim Volk keine Kritik auszulösen, wird die Thronbesteigung am Donnerstag in Madrid relativ schmucklos und unprätentiös gehalten. Angesichts der Dauerkrise in Spanien soll kein Pomp Felipes Aufstieg an die Staatsspitze begleiten, Nüchternheit und Volksnähe sollen von Beginn an den Stil der vom scheidenden König Juan Carlos beschworenen neuen Generation auf dem Bourbonen-Thron prägen.

Die Hochzeit von Felipe mit der bürgerlichen Letizia war 2004 noch als rauschendes Fest auf großer Bühne gefeiert worden. Bei der Thronbesteigung orientiert sich der Königspalast dagegen nun an Belgien, wo Kronprinz Philippe im vergangenen Jahr in einem schlichten Zeremoniell seinem Vater Albert II. nachfolgte. Nur etwas mehr „Beteiligung der Straße“ dürfe es in Madrid schon sein, hieß es aus dem Palast.

PR-Kampagne

Schon Juan Carlos galt in seinem besten Zeiten als Bürgerkönig ohne Allüren. Doch zuletzt ging es mit der Reputation der Monarchie in Spanien und dem Ansehen des alternden 76-jährigen Monarchen bergab, dessen Abdankung eine Mehrheit der Spanier forderte. Wenn Felipe am Donnerstag als Felipe VI. von Bourbon an der Seite seiner Frau und neuen Königin Letizia I. vom Balkon des Königspalasts dem Volk zuwinkt, beginnt damit auch eine landesweite PR-Kampagne des lange als besonders verstaubt und konservativ geltenden Herrscherhauses. Ein Trumpf dabei sollen offenbar die beiden Töchter des Paares werden; Leonor und Sofía werden mit Sicherheit ebenfalls auf dem Balkon sein.

Der Tag des Thronwechsels ist genau durchgeplant: Am Morgen empfängt Felipe von seinem Vater zuerst die Insignien des Oberkommandeurs der Streitkräfte. Anschließend fährt das künftige Königspaar zum Parlament, wo es unter militärischen Ehren durch das eigens zu diesem Anlass geöffnete Löwentor die Hallen der spanischen Demokratie betritt. Vor Abgeordneten und Senatoren legt Felipe sodann den Eid auf die Verfassung von 1978 ab. Darin heißt es, dass der König die Verfassung und die Gesetze achten und über deren Einhaltung wachen wird sowie die Rechte der Bürger und der Autonomieregionen respektiert.

Hoffnungsträger

Ausländische Gäste werden der Zeremonie nicht beiwohnen, die mit einer Militärparade vor dem Parlament im Zentrum der spanischen Hauptstadt endet. Auch Juan Carlos und Königin Sofía werden nicht an der Thronbesteigungsfeier im Parlament teilnehmen, dessen Fortbestand Juan Carlos in der Nacht des 23. Februar 1981 mit einer Fernsehansprache sicherte, in der er sich den Putschisten unter Antonio Tejero entgegenstellte. Er wurde damit zum Bewahrer und Hoffnungsträger der jungen spanischen Demokratie.

Nun gilt Juan Carlos‘ hochgewachsener, sportlicher Sohn als Hoffnungsträger des ramponierten Königshauses. Der 46-Jährige überstand die Image-Turbulenzen der vergangenen Monate unbeschadet. Nach einer jüngsten Umfrage stieg die Zahl der Spanier, die eine hohe bis sehr hohe Meinung von Felipe haben, im vergangenen Jahr um vier Punkte auf 66 Prozent. Und 56 Prozent glauben, Felipe könne das Ansehen des Hofs aufpolieren.

„Spanien dienen“

Felipe dürfte zugute kommen, dass er bereits seit seiner Kindheit auf die Thronfolge vorbereitet wurde. Der am 30. Januar 1968 geborene neue König hat zwar zwei ältere Schwestern, Elena und Cristina, laut der Verfassung hat er aber als einziger Sohn von Juan Carlos und Königin Sofia das Recht auf die Thronfolge. „Sein Ziel, sein einziges Ziel ist es, Spanien zu dienen“, sagte Königin Sofía einst über ihren Sohn. Dazu wird der neue König bereits ab Juli Gelegenheit finden. Dann bricht er zu einer großen Spanien- und Auslandsreise auf.