FB-Post weg – Polemik bleibt

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LUXEMBURG - Viel Wirbel in den portugiesischen Medien um einen Facebook-Eintrag der Familienministerin Corinne Cahen. Der Eintrag wurde inzwischen gelöscht. Und es wird fleißig weiter diskutiert.

Ein Facebook-Eintrag der Familien- und Integrationsministerin Corinne Cahen über ein Portugiesisch-Verbot sorgt für Aufregung. Mehrere portugiesische Zeitungen sind empört. Auf Facebook finden sich hunderte Kommentare von Tageblatt-Lesern zu dem Thema. Corinne Cahen (DP) soll einen konkreten Fall von „Portugiesisch-Verbot“ gutgeheißen haben.

Ein Klassenlehrer soll auf einer 7. Klasse im Sekundarunterricht den Schülern verboten haben, im Klassenzimmer Portugiesisch zu sprechen. Luxemburgisch sei Pflicht. 14 der 20 Schüler seien Portugiesen. Corinne Cahen habe diesen Facebook-Post kommentiert: „Richtige Entscheidung vom Klassenlehrer.“

„Kastration“

„Dies ist eine Form der Kastration“ zitiert die portugiesische Zeitung „Diário de Noticias“ den Präsidenten der portugiesischen Gemeinschaft in Luxemburg (CCPL), Coimbra de Matos. Ein Verbot der Muttersprache könnte zu einem Gefühl der Abwertung bei den portugiesischen Kindern und Schülern führen, so Coimbra de Matos gegenüber der portugiesischen Zeitung Sol. Er wirft der Regierung Inkoherenz vor. Einerseits will diese die Mehrsprachigkeit fördern, andererseits steht sie hinter einem Verbot der portugiesischen Sprache in Schulen und Kindergärten.

Bei dem Verbot handele es sich keineswegs um einen Einzelfall. Viele Fälle seien bekannt. Dabei liege der Anteil portugiesisch sprechender Schüler in Luxemburg bei mehr als 20 Prozent. Laut „Jornal de Notícias“ hat Portugal um Aufklärung um das „vermeintliche Verbot der portugiesischen Sprache in den Luxemburger Schulen“ gebeten und bekam als Antwort vom luxemburgischen Außenministerium, dass es kein solches Verbot gebe. Offiziell.

Zustimmung

Die meisten Tageblatt-Leser geben der Familienministerin Recht und erklären sich mit dem inoffiziellen Portugiesisch-Verbot einverstanden. Ein Leser portugiesischer Abstammung probiert die Situation in einem Facebook-Kommentar zu relativieren:

„Ech gesinn net wou de Problem läit wann zwee Schüler mateneen op hir Mammesprooch schwätzen, sief et portugisesch, italienesch oder soss nach eppes. Soulaang si op lëtzebuergesch, franséisch oder däitsch schwätze soubal et em de Cours geet. Ech mengen de Proff huet scho Recht ze soen dass en well, dass d’lëtzebuerger Sprooch a sengem Cours geschwat gëtt, mee hien (oder si) huet sech wahrscheinlech falsch ausgedréckt. An Plaatz ze soen ‚dier dierft kee portugisesch schwätzen‘, hätt en kéinte soen ’schwätzt w.e.g op lëtzebuergesch fir dass mir dann all verstinn'“.

Gelöscht

Inzwischen wurde der Eintrag der Familienministerin auf Facebook gelöscht.

Unter anderem hatte der Luxemburger Sender für die portugiesische Gemeinschaft, Radio Latina, darüber berichtet. Portugiesische Medien griffen das Thema auf, darunter „Diario de Noticias“, „Correiro da manha“, „TVI24“, „Jornali“, „Sol“ oder auch „Jornal de Notícias“.

Die Familienministerin war bislang nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auch die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa hatte vergeblich versucht, die Ministerin ans Telefon zu bekommen. Dort hieß es, Cahen sei im Ausland.