/ Mildernde Umstände plädiert

(Dapd)
Beide werden angeklagt, den Mord am 74-jährigen Henri Z. in Auftrag gegeben zu haben. Mitangeklagt ist Diego, der Sohn von Tania M., der mit Komplizen diesen Auftrag erledigte, wie seine Mutter vor den Richtern gestand und damit dem Prozess, der bis dahin auf Indizien angewiesen war, den notwendigen Dreh gab.
Es war denn auch der Verteidiger von Tania M., Me Philippe Stroesser, der den Reigen der Plädoyers eröffnete. Er strich denn auch das ihm sicher nicht fremde Verdienst seiner Mandantin heraus, den Prozess mit ihrem Geständnis aus der Falle des Mangels an Beweisen befreit zu haben.
Hang zur Mythomanie
Me Schloesser prangerte die sich abwechselnden Thesen von Brigitte D. an, die alle seine Mandantin und deren Sohn als alleinige Täter darstellen sollten. Er dichtete der Hauptangeklagten den Hang zur Mythomanie an, die sie bekundete, als sie die Sympathiebekundungen zwischen Henri Z. und Tania M. zur eigenen Entlastung bemühte.
Der Verteidiger avancierte schriftliche Unterlagen, dass das Geschäft von Tania M. im Gegensatz zu Gerüchten nicht vor der Pleite stand. Außerdem war sie mit einem Mann verheiratet, der keine existentiellen Probleme kannte. Auch hätte sie ihren Sohn angehalten, sich den Autoritäten zu stellen und seine Auftraggeberin Brigitte D. zu nennen, um die Schuld nicht allein tragen zu müssen.
Erbschaft
Die Argumentation, dass der Vorwurf der konstituierten Bande mit dem Mord an Henri Z. obsolet wird, mit dem seine Mandantin nur am Rande zu tun hatte, ließ der Vorsitzende nicht gelten. Er sah das Ziel der Tätergemeinschaft nicht im Tod des Opfers, sondern in der Nutznießung seiner Erbschaft.
Nach einer Pause erwähnte Me Stroesser die Tatsache als entlastend, dass seine Mandantin Brasilien schon den Rücken gekehrt hatte, als der Mord geschah, ohne natürlich an die Hypothese zu erinnern, dass dies auch zur Beschaffung eines Alibis hätte geschehen können, wie aus den Verhandlungen herausging.
Obwohl Tania M. bereits mit Hervé G., von dem sie sich vor Gericht mit pathetischer Vehemenz distanzierte, bei einer Fahrradtour in den Vogesen ein Attentat auf Henri Z. geplant hatten, wollte Me Stroesser seine Klientin in ein gutes Licht rücken. Sie sei keine Kriminelle und wollte nur ihren Sohn beschützen. Er forderte eine nicht über die U-Haft hinaus gehende Strafe, was einem Freispruch gleichkommt.
Wahrheit
Es war dann Me Claudia Monti, Verteidigerin der Hauptangeklagten Brigitte D., die den Mut ihrer Klientin hervorhob, sich vor den Richtern selbst überwunden zu haben und endlich die Wahrheit gesagt zu haben.
Wenn auch spät, so habe Brigitte D. ihre Verantwortung an den Fakten übernommen und sie nicht auf andere abgewälzt. Der gesamte brasilianische Clan um Diego M. erwartete den „wohlhabenden Gringo“ wie ein Huhn, das man rupfen konnte, so die Verteidigerin weiter. Sicher hatte sich ihre Mandantin mit ihrem Ehemann in die Hölle des Löwen begeben, doch war dies Henri Z. wohl bewusst geworden, weshalb er nach Hause wollte. Und das war der Moment, wo man definitiv zuschlagen musste.
Erbschaft
Zurück in Luxemburg ließ ihre Freundin Tania M. ihre Mandantin nicht aus den Augen, bis das Geld aus der Erbschaft freigegeben und nach Brasilien überwiesen war. Sie habe mehrmals selbst zugegeben, dass sie ihrem Sohn keine Wünsche abschlagen, ja sie ihm sogar von den Lippen ablesen konnte. Sicher bleibe noch vieles im Dunkeln, doch habe ihre Klientin ihr Licht nicht unter den Scheffel gestellt.
Ohne im Detail mildernde Umstände zu plädieren, bat Me Claudia Monti das Richtergremium, das größtmögliche Verständnis für die Zwickmühle aufzubringen, in die sich ihre Mandantin hinein manövriert hatte. Der Prozess wird am Mittwoch mit dem von Robert Welter vorgetragenen Strafantrag der Staatanwaltschaft abgeschlossen.
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