Fahndung in Sozialen Netzwerken

Fahndung in Sozialen Netzwerken
(Tageblatt-Archiv)

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Schon seit längerem nutzt die Polizei Facebook und Twitter für ihre Arbeit. Bei der Einführung wurde dies heftig diskutiert. Was hat es gebracht?

Die Akzeptanz ist erstaunlich. Seit dem Oktober 2011 ist die Polizei sozusagen „online“ unterwegs. Seitdem haben rund 29.300 Menschen die beiden Polizei-Apps abonniert. Das entspricht einem Prozentsatz von rund 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Ganze 6.200 „Follower“ hat der Twitter-Account. „Die Pushmeldungen erreichen vor allem eine junge Zielgruppe“, sagt Daniel Back, der Chef der rund ein Dutzend Köpfe zählenden Kommunikationsabteilung bei der Polizei.

Aufklärung mit Hilfe der Community

Im Frühjahr 2012 konnte ein von Facebook-Usern wiedererkanntes, in Luxemburg gestohlenes Fahrzeug im belgischen Arlon sichergestellt werden. Es waren zwei Jugendliche, die zu dem Fahndungserfolg beigetragen hatten. Auch die Fahrerflucht anlässlich einer Zollkontrolle auf der Aire de Capellen vom 17.Oktober 2013, bei dem ein junger Beamter gegen 23.45 Uhr lebensgefährlich verletzt wurde, konnte mittels Facebook aufgeklärt werden. Die Insassen des Fluchtautos hatten kurz zuvor an der Raststätte getankt und wurden von der Videoüberwachungsanlage gefilmt. Der Fahndungsaufruf der Polizei mit dem Foto des schuldigen Fahrers wurde u.a. auch über Facebook der Bevölkerung zugängig gemacht. Der Beifahrer konnte schnell identifiziert und verhaftet werden.

Resignation wegen Fahndungsdruck

Der Fahndungsdruck erhöhte sich durch die Dauerpräsenz der Meldung in dem sozialen Netzwerk derart, dass sich der Fahrer selbst den Behörden im französischen Bar-le-Duc stellte.
Damals hatte ein dunkler BMW Kombi mit französischer Zulassung versucht, die Kontrolle zu umgehen. Dabei wurde ein junger Zollbeamter lebensgefährlich verletzt, weil er nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte. Der BMW flüchtete anschließend mit hoher Geschwindigkeit Richtung Mamer/Luxemburg und konnte nicht mehr eingeholt werden. Eine sogleich eingeleitete Fahndung verlief zunächst ergebnislos, hieß es damals im „Bulletin“ der Polizei (das Tageblatt berichtete am 18. Oktober 2013).

Polizei „likes“ Social Media

„Wir sind zufrieden mit der Resonanz“, sagt Back, „Social Media ist schnell und populär“. Back verheimlicht ebenfalls nicht, dass die Netzwerke natürlich auch der Imagepflege dienen. „Liebe“ Facebook-Posts, wie der einer aufgegriffenen Katze, die darüber neue Besitzer fand, tragen dazu bei, den Ruf der Polizei als Freund und Helfer zu stärken.

Auch die Homepage weist beachtliche Resonanz auf. Rund 77.000 Besuche monatlich, im Jahr 2014 waren es 960.000 Besuche das ganze Jahr über.