/ 500 bis 700 Blitze täglich

(Ifinzi)
Vor einer Wochen hatten wir an dieser Stelle auf mögliche Fehlerquellen aufmerksam gemacht, die bei Geschwindigkeitsmessungen mit den in Luxemburg zum Einsatz kommenden „Poliscan Speed Tower“-Radargeräten in unserem Nachbarland Deutschland notiert wurden und auch noch werden. Der zuständige Minister Bausch meinte daraufhin: „Für Luxemburg gilt dies nicht, da wir die neueste Software 3.7.4 des Herstellers benutzen.“ Doch auch die hat ihre Macken.
Laut Informationen der Berliner Anwaltskanzlei Nowack sind die durch Fachleute festgestellten Fehlerquellen folgende: Teilweise sei auf den Dokumentarfotos ein verschobener Auswerterahmen zu erkennen, der von der Front des aufgenommenen Fahrzeugs abweiche. In solchen Fällen sei der Messwert nicht mehr zweifelsfrei dem bestimmten Fahrzeug zuzuordnen; die verzögerte Kameraauslösung könne dazu führen, dass Geschwindigkeitswerte einem anderen Fahrzeug zugeordnet würden. Bei der Auswertung von Einzelmessungen würden sich teils erhebliche Abweichungen von dem ausgeworfenen („Gesamt“-) Messwert ergeben.
Verschiedene Fahrversuche hätten gezeigt, dass eine eindeutige und zweifelsfreie Messwertzuordnung – ganz besonders bei dicht nebeneinander fahrenden Fahrzeugen – stark anzuzweifeln sei, heißt es auf der Webseite der Kanzlei Nowack. Außerdem habe der stattgefundene Softwarewechsel aufgedeckt, dass das Beweismittel an sich, also das Messfoto, erst nach Abschluss der Messung durch die Software berechnet wird. Es seien verschieden große Auswerterahmen bei ein und dergleichen Messung festgestellt worden. Daher könne nicht davon ausgegangen werden, dass die vorgelegten Beweismittel tatsächlich mit der Messung übereinstimmen.
In vielen Fällen seien bei Tests kleine bis große Abweichungen zur wirklich gefahrenen Geschwindigkeit festgestellt worden. Auch die neue von Bausch erwähnte Software 3.7.4 soll allem Anschein nach hier keine Ausnahme machen.
Statistik-Tool fehlt
Aufgrund der in Deutschland gemachten Feststellungen wollten wir von einem Verantwortlichen der Zentrale, in der hierzulande die Messfotos ausgewertet werden, wissen, wie viele Autofahrer bis dato wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung von bis zu 7 Kilometer (abzüglich der Toleranz von 3 km = festgehaltene Geschwindigkeit von 4 km über der erlaubten) eine gebührenpflichtige Verwarnung erhalten haben.
Dazu müsste man die bis heute weit über 40.000 AT („Avertissements taxés“) manuell einsehen, um hier eine genaue Zahl preisgeben zu können, so die Antwort eines Verantwortlichen. „Das Statistik-Tool fehlt noch, das bekommen wir erst in einer zweiten Phase, sagen wir mal so im August oder September dieses Jahres.“ Doch aus dem Gefühl heraus könnte er sagen, dass bei den meisten der Geblitzten, die später gebührenpflichtig verwarnt wurden, nach Abzug der Toleranz eine Geschwindigkeit von bis zu 5 km/h über der erlaubten festgehalten wurde.
12 bis 15 Leute pro Tag wollen Messfoto sehen
Was die Zahl der Geblitzten anbelangt, so habe sich diese im Moment zwischen 500 und 700 pro Tag eingependelt. Und wie sieht es mit den Reklamationen aus? „Täglich kommen durchschnittlich 12 bis 15 Leute in unsere Zentrale nach Bartringen, um das betreffende Messfoto in Augenschein zu nehmen. Sie können diese Daten nur einsehen, das Foto bekommen sie – anders als anfangs behauptet – nicht mit nach Hause.“
Laut unseren, jedoch nicht bestätigten Informationen soll es auch bereits ersten Beanstandungen geben, die eventuell juristische Schritte nach sich ziehen.
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