EZB-Plan bringt die Märkte in Schwung

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Die Entschlossenheit der EZB zur Rettung des Euro lässt Europa durchatmen. Die Zinsaufschläge für Spanien und Italien lagen so tief wie fast einem halben Jahr nicht mehr.

Die EZB hat mit ihrer Bereitschaft zum unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen für Euphorie an den Märkten gesorgt. Der deutsche Leitindex Dax sprang erstmals seit Anfang August 2011 über 7200 Punkte und knüpfte am Freitag an seinen Höhenflug an. Auch in Paris hatte die Börse zu einem Höhenflug angesetzt. Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen taumelnder Euro-Schwergewichte wie Spanien und Italien sanken weiter.

Der EZB-Rat hatte am Donnerstag erstmals ein Programm zum unbegrenzten Kauf von Staatsanleihen von Euro-Krisenstaaten beschlossen („Outright Monetary Transactions“/OMT). Bedingung für ein Eingreifen der Notenbank ist allerdings, dass die betreffenden Länder ihre Politik international kontrollieren lassen. EZB-Präsident Mario Draghi hatte betont: „Die EZB entscheidet unabhängig.“

EU-Kommission unterstützt den Plan

Die EU-Kommission in Brüssel unterstützt den Plan. „Die EU-Kommission ist bereit, ihre Rolle zu erfüllen“, sagte ein Kommissionssprecher am Freitag. Die betreffenden Länder müssten ja zuvor einen Antrag an den Rettungsfonds EFSF oder seinen Nachfolger ESM stellen und ihre Politik international kontrollieren lassen. „Wir liefern Analysen und sind bereit, die nötige Überwachung zu leisten.“

Italiens Regierungschef Mario Monti bewertete den EZB-Plan positiv. „Wenn Italien sich weiterhin mit einem Bewusstsein für Disziplin und Reform bewegt, könnten diese Hilfen nicht notwendig werden“, zitierten italienische Medien am Freitag Äußerungen Montis vom Vorabend. „Und ich glaube, sie werden nicht notwendig sein.“ Madrid reagierte zurückhaltend. Man werde das Programm genau prüfen, hieß es dort in Regierungskreisen.

Risikoaufschläge rückläufig

Am Tag nach der EZB-Ankündigung setzte sich die Entspannung an den krisengeschüttelten Rentenmärkten fort. Insbesondere in Spanien, aber auch in Italien und Portugal waren die Risikoaufschläge am Freitag weiter rückläufig. In Spanien und Italien liegen die Zinsaufschläge, die private Investoren verlangen, mittlerweile so tief wie seit fast einem halben Jahr nicht mehr.

Viele Ökonomen begrüßten die Entschlossenheit der Notenbank zur Rettung der Gemeinschaftswährung. Anleihenkäufe könnten „als indirekte Staatsfinanzierung interpretiert werden, zur Vermeidung von Staatsinsolvenzen sind sie aber unumgänglich“, kommentierte das Bankhaus Lampe.