Ex-Kriegsgebiet wählt Präsidenten

Ex-Kriegsgebiet wählt Präsidenten

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Das von Georgien abtrünnige Südossetien erlebt seinen erstem Machtwechsel seit dem Südkaukasuskrieg. Beobachter erwarten, dass die Region zunehmend mit dem Nachbarn Russland zusammenwächst.

Drei Jahre nach dem Südkaukasuskrieg hat die von Georgien abtrünnige Republik Südossetien friedlich einen neuen Präsidenten gewählt. Um die Nachfolge von Amtsinhaber Eduard Kokoity bewarben sich bei der Abstimmung am Sonntag elf Kandidaten. Als Favorit in Umfragen galt der prorussische Zivilschutzminister Anatoli Bibilow. Der Kreml unterstützte den 41-Jährigen offensiv im Wahlkampf.

Bibilows Wahlkampfstab ging aber nach Angaben der Agentur Itar-Tass davon aus, dass keiner der Bewerber die nötige Zahl von mehr als 50 Prozent der Stimmen erhielt. Nach Auszählung der ersten Wahlzettel deute alles auf eine Stichwahl mit der früheren Bildungsministerin Alla Dschiojewa hin, teilte Bibilows Lager mit.

Wahlbeteiligung bei 67 Prozent?

Die Wahlbeteiligung wurde offiziell mit knapp 67 Prozent angegeben. Trotz Schneetreibens seien die Wähler sehr aktiv gewesen, sagte Wahlleiterin Bella Plijewa nach Angaben der Agentur Interfax in der Hauptstadt Zchinwali. Unter starken Sicherheitsvorkehrungen sei der Wahltag ohne Zwischenfälle verlaufen.

In dem von Russland 2008 als unabhängiger Staat anerkannten Gebiet waren rund 52 000 Berechtigte auch dazu aufgerufen, über den Status von Russisch als Amtssprache abzustimmen. Die EU und die USA sehen Südossetien weiter als Teil Georgiens. Der Westen beruft sich dabei auf internationales Völkerrecht. Russland hatte dagegen das Gebiet als unabhängigen Staat anerkannt, um seine in Südossetien lebenden Landsleute zu schützen. Der Großteil der Bewohner in Südossetien besitzt seit langem russische Pässe.

Hoffen auf die Zeitwende

Die Menschen in der immer noch vom Krieg zwischen Georgien und Russland schwer gezeichneten Region hoffen auf eine Zeitenwende nach dem Ausscheiden von Präsident Kokoity. Er durfte nach zwei Amtszeiten in Folge nicht mehr kandidieren. Kokoity sagte am Wahltag, dass er sich eine weitere Russland-Integration Südossetiens wünsche. Südossetien ist von Finanzhilfen Moskaus abhängig.

Auch drei Jahre nach dem Krieg herrschen in der Region weiter verheerende Zustände mit vielen zerstörten Gebäuden und Straßen. Bis in den Machtapparat sei die Region von Korruption, Vetternwirtschaft und Kriminalität geprägt, beklagen Kritiker. Um das Präsidentenamt hatten sich Anhänger von Kokoity, prorussische Kräfte und Oppositionelle beworben.