Europa lässt Beschäftigte im Stich

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Viele europäische Regierungen kämpfen gegen die Schuldenkrise. Die Beschäftigungspolitik kommt aber häufig zu kurz, kritisiert die Internationale Arbeitsorganisation. Sichere Jobs seien auch in Luxemburg immer seltener.

Europäische Regierungen haben nach Ansicht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bei der Beschäftigungspolitik versagt. Mit ihren Sparprogrammen hätten sich vor allem südeuropäische Länder darauf konzentriert, ihre Defizite zu kürzen, anstatt Arbeitsplätze zu schaffen, kritisiert die ILO in ihrem neuen Bericht „Welt der Arbeit“, der am Montag erschienen ist. Die schlechte Beschäftigungslage könnte zu sozialen Unruhen führen, warnen die Experten.

Hauptautor Raymond Torres appelliert mit seiner Analyse an die Staaten, eine „dramatische Wende“ in der Ausrichtung der Politik herbeizuführen. Die Strategie europäischer Länder, das Defizit einzudämmen, ziele darauf ab, den Weg für stärkeres Investment und Wachstum zu ebnen, heißt es in der Analyse. „Diese Erwartungen wurden jedoch nicht erfüllt.“ Grund für das Versagen dieser Strategie sei ihre Unfähigkeit, das private Investment zu stimulieren: „Die Falle der Sparpolitik ist zugeschnappt.“

Sparpolitik vertieft Beschäftigungskrise

In einem auf der ILO-Internetseite veröffentlichen Beitrag erklärte der Direktor der Forschungsabteilung des ILO: „Die enge Konzentration vieler Länder der Eurozone auf die Sparpolitik vertieft die Beschäftigungskrise und könnte zu einer weiteren Rezession in Europa führen.“ Dagegen hätten jene Länder, die auf eine Politik setzten, die die Schaffung von Arbeitsplätzen fördert, bessere Wirtschaftsdaten vorzuweisen. „Wir müssen uns deren Erfahrungen gut ansehen und Lehren daraus ziehen.“

Nach der Analyse der ILO nimmt die Arbeitslosigkeit weltweit wieder zu, obwohl sich die Weltwirtschaft von der Krise erholt. Weltweit gibt es 50 Millionen Arbeitsplätze weniger als 2008. Seit 2011 nimmt die Arbeitslosigkeit dem Bericht zufolge wieder zu. Als Probleme sieht die ILO vor allem die Jugend- und die Langzeitarbeitslosigkeit. In den Industrieländern erwartet die UN-Organisation frühestens ab 2016 wieder Beschäftigungszahlen wie vor der Krise 2008.

Luxemburg auf dem absteigenden Ast

Im Rahmen der ILO-Analyse wurde auch der Arbeitsmarkt und die Sozialpolitik Luxemburgs unter die Lupe genommen. Gute Noten erhält das Land, was die Schaffung von neuen Arbeitsplätzen betrifft. Dort gehört das Großherzogtum zur Spitzengruppe. Auch das Sozialsystem wird als „sehr gut“ bezeichnet.

Jedoch sei auch in Luxemburg die Teilzeitarbeit auf dem Vormarsch. Sichere Jobs seien immer seltener. Die Armut verschone das Land nicht. Sorgen bereitet der ILO zudem die Zunahme der Niedriglöhne. Global würde der Unterschied zwischen Reich und Arm immer größer, wird im Bericht bemängelt zumal der Staat seine Sozial-Ausgaben reduziere. Kritisiert wird schließlich auch der Rückgang des Organisationsgrads der Arbeiterschaft – auch wenn Luxemburg weltweit zu den gewerkschaftlich am besten organisierten Ländern zählt.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. 183 Staaten sind Mitglied der ILO. Dabei sind auch die jeweiligen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen mit Sitz und Stimme vertreten.