Freitag14. November 2025

Demaart De Maart

EU will mehr Lese-Förderung

EU will mehr Lese-Förderung

Jetzt weiterlesen!

Für 0,99 € können Sie diesen Artikel erwerben:

Oder schließen Sie ein Abo ab:

ZU DEN ABOS

Sie sind bereits Kunde?

Nachholbedarf an Europas Schulen: Einer EU-Studie zufolge müssen die meisten Länder mehr tun, damit Schüler besser Lesen lernen. Luxemburg auch.

„Einer von fünf Schülern in Europa kann mit 15 Jahren nicht richtig lesen, dazu kommen viele Erwachsene“, sagte EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou am Montag in Brüssel. Zwar zeige die neue Eurydice-Studie, dass viele Länder Fortschritte gemacht haben. Häufig seien Lernprogramme aber nicht ausreichend auf Problemgruppen ausgerichtet, etwa auf Jungen oder auf Kinder von Migranten.

So gebe es in nur acht Ländern Fachkräfte für Leseförderung an den Schulen. In Großbritannien, Irland, Malta und den fünf nordischen Staaten unterstützen diese Fachkräfte Lehrer, indem sie Nachhilfestunden für Kinder mit Leseschwächen anbieten. In einzelnen Ländern hänge es dagegen vor allem von der Eigeninitiative der Lehrer ab, ob und wie lernbedürftige Schüler neben dem regulären Sprachunterricht gefördert würden. Dabei sei der Unterricht durch speziell ausgebildete Fachkräfte in kleinen Gruppen „besonders wirkungsvoll“, heißt es in der Studie. In den meisten Ländern aber fehle es an entsprechenden Gesetzen, kritisierte Vassiliou.

Ziel oftmals nicht erreicht

Das EU-weite Ziel, den Anteil an Schülern, die nicht richtig lesen können, bis 2020 auf 15 Prozent zu senken, ist in vielen Ländern nicht erreicht. Polen, Finnland und Dänemark gehören zu den Ländern, die das bereits geschafft haben. Besonders schlecht schneiden dagegen Rumänien und Bulgarien ab, wo sich rund 40 Prozent der Schüler beim Lesen schwertun.

Eurydice hat im Auftrag der EU-Kommission Bildungsdaten aus allen EU-Staaten sowie aus Island, Liechtenstein, Norwegen und der Türkei gesammelt und analysiert.

Schlechtes Zeugnis für Luxemburg

Luxemburg erhielt in der PISA-Studie 2009 gerade mal 472 Punkte beim Textverständnis. Aus der Studie geht auch hervor, dass 26 Prozent der Schüler nicht richtig verstehen, was sie lesen. Damit belegte das Land lediglich den 29. Platz unter 34 OECD-Ländern. Laut Eurydice-Studie besteht eines der Hauptprobleme Luxemburgs im großen Unterschied zwischen guten und schlechten Schülern. Es wurden bei den Lese-Kompetenzen keine großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt.

Trotzdem tun viele Kinder und Jugendliche nichts, um ihr Defizit zu bekämpfen. So lesen lediglich 50 Prozent der 15-Jährigen außerhalb der Schule ein Buch. 62 Prozent der Lesemuffeln seien Jungen, erklärt Myriam Bamberg, Sprecherin des Unterrichtsministeriums. Die Konkurrenz „Computer“ und „Fernseher“ sei einfach zu stark, bedauert man im Unterrichtsministerium. Eine rezente Studie des CEPS-INSTEAD bestätigt diese Aussage. Über 60 Prozent der Teenager gaben an, lieber vor ihrem PC-Bildschirm oder dem Fernseher zu sitzen, als ein Buch zu lesen. Ermutigend ist nur, dass das Leseinteresse mit zunehmendem Alter wieder steigt.

Die Reaktion

Das Unterrichtsministerium versucht schon seit mehreren Jahren, das Lesen wieder attraktiver zu machen. Aktionen wie der „Tag des Buches, Vorlesewettbewerbe, Buchpreise usw. sollen die Schüler zum Lesen außerhalb der Schule motivieren. Ähnliche Aktionen finden in den Lyzeen statt. Eine enge Zusammenarbeit besteht auch mit den Bibliotheken des Landes, erklärt Myriam Bamberg vom Unterrichtsministerium gegenüber Tageblatt.lu. Viele Schulen würden auch eigene Initiativen ergreifen. Laut PIRLS-Studie (Grundschul-Lese-Untersuchung) ist eine der Stärken des luxemburgischen Unterrichtssystems unter anderem das Lernen in Gruppen.

Auch Vereinigungen, wie die „Initiativ Freed um Liesen“, die 1997 in Luxemburg gegründet wurde, wollen dazu beitragen, bei Kindern das Interesse am Lesen und an Büchern zu wecken und zu fördern. Auch die Luxemburger Verleger, der Journalistenverband, die Buchhändler sowie die Vereinigung der Bibliothekare haben die Lese-Förderung ganz oben auf ihre Prioritätenliste gesetzt.

Aber auch die Eltern seien gefordert, heißt es in den Studien. Dort braucht Luxemburg sich jedoch keine Sorgen zu machen. Der Eurydice-Analyse zufolge lesen luxemburgische Eltern nämlich sehr viel mit ihrem Nachwuchs.