Die ohnehin schon fast auf dem Boden liegende Kreditwürdigkeit Griechenlands könnte durch die Ratingagentur Standard & Poor’s noch weiter abgestuft werden. Die Amerikaner senkten den Ausblick für das Land am Dienstagabend auf „Negativ“. Die aktuelle Einstufung bestätigte die Agentur mit „CCC/C“. Bisher sieht die Agentur damit Investments in griechische Verbindlichkeiten als extrem spekulativ an. Vier Stufen darunter wird mit „D“ ein Zahlungsausfall für sehr wahrscheinlich gehalten.
Die Amerikaner betrachten die Perspektiven Griechenlands erheblich negativer als die Experten von Eurozone und Internationalem Währungsfonds (IWF). Während diese bis 2013 mit einem Schrumpfen der hellenischen Wirtschaft um vier bis fünf Prozent rechnen, vermutet die Agentur ein Minus von zehn bis elf Prozent.
EU-Kommission bekräftigt Sparziele für Athen
Kurz zuvor hatte die EU-Kommission die geltenden Schuldenziele für Griechenland bekräftigt. Im Gegenzug für internationale Hilfen hat sich das krisengeplagte Land verpflichtet, die Staatsverschuldung innerhalb der nächsten acht Jahre auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung zu drücken. „Das ist ein ehrgeiziges Ziel für Griechenland bis 2020 und wir halten an dieser Abmachung fest“, sagte ein Sprecher am Dienstag in Brüssel. Einen Bericht des „Wall Street Journal“, nach dem der IWF auf Änderungen der Bedingungen pocht, wollte der Sprecher nicht bestätigen.
Das „Wall Street Journal“ hatte unter Berufung auf nicht genannte Quellen im IWF berichtet, der Währungsfonds wolle die griechische Staatsverschuldung bis 2020 in der Nähe von 100 Prozent der Wirtschaftsleistung sehen. Damit das gelingt, sollte dem Land ein weiterer Teil seiner Schulden erlassen werden. Experten weisen allerdings darauf hin, dass solche Zahlen angesichts der desolaten Wirtschaftslage in Griechenland ohnehin völlig willkürlich gewählt sind – die Entwicklung in den nächsten Jahren gilt als nicht vorhersehbar.
Juncker: „Austritt beherrschbar aber nicht wünschenswert“
Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker hatte dem WDR in einem am Montag gesendeten Interview gesagt, ein Austritt Griechenlands „wäre aus heutiger Sicht ein beherrschbarer Vorgang“. Er betonte aber: „Deshalb ist es noch nicht ein wünschenswerter Vorgang.“ Treffen würde dies seiner Ansicht nach vor allem die kleinen Leute. „Mir ist das nicht egal, was mit denen passiert. Herrn Rösler ist das vielleicht egal, mir nicht.“ FDP-Chef Philipp Rösler hatte zuletzt erklärt, dass ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone längst seinen Schrecken verloren habe.
Die Staatsverschuldung Griechenlands beträgt nach Zahlen der EU-Kommission derzeit 160 Prozent der Wirtschaftsleistung. Die Länder mit der Euro-Währung haben eigentlich ein Schuldenziel von maximal 60 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Am Dienstag hat das von der Staatspleite bedrohte Land 812,5 Millionen Euro frisches Geld am Kapitalmarkt eingesammelt. Dies teilte die Schuldenagentur PDMA mit. Die Laufzeit der Papiere beträgt 26 Wochen und der Zinssatz 4,68 Prozent. Er liegt damit geringfügig niedriger als im Juli. Damals betrug der Zinssatz 4,7 Prozent.
Griechenland leiht sich immer wieder für kurze Zeit Summen am Geldmarkt, um seine leeren Kassen zu füllen. An Kredite mit längerer Laufzeit von fünf bis zehn Jahren ist derzeit nicht zu denken. Das Land hängt daher am Tropf der Rettungshilfen von EU und IWF.
De Maart

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