„Es gibt ein halbes Dutzend Optionen“

„Es gibt ein halbes Dutzend Optionen“
(Tageblatt-Archiv)

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Im Streit ums Geld mit dem neuen Nürburgring-Betreiber kehrt Rock am Ring seinem angestammten Standort den Rücken. Aber wohin?

Aus für Rock am Ring in der Eifel. Im Streit ums Geld kehrt Marek Lieberbergs Rockspektakel der Eifel 2015 zum 30. Jubiläum den Rücken und sucht einen neuen Standort. Der neue Betreiber der Eifel-Rennstrecke, der Autozulieferer Capricorn, kündigt zugleich ein neues Festival mit anderen Veranstaltern an. Die Landesregierung bedauerte das Ende, Gastronomie und Anwohner reagierten entsetzt.

Das legendäre Festival mit internationalen Stars werde dieses Jahr zum letzten Mal am Nürburgring stattfinden, sagte Lieberberg am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt. Grund sei eine Kündigung des Vertrags seitens der neuen Betreibers des Nürburgrings. Seine Forderung sei wirtschaftlich nicht vertretbar. So seien nochmals etwa 25 Prozent mehr Anteile verlangt worden. Dabei sei der Nürburgring bereits die teuerste Veranstaltungsstätte in Deutschland.

Mehrere Optionen

„Es wird die letzte Veranstaltung dort sein“, sagte Lieberberg mit Blick auf das diesjährige Festival vom 5. bis 8. Juni. „Wo Kolben statt Kultur das Denken bestimmen, lassen sich keine Gemeinsamkeiten mehr finden.“

Für einen neuen Ort für Rock am Ring gebe es „rund ein halbes Dutzend hervorragender Optionen“, sagte Lieberberg laut Mitteilung. Eine Entscheidung werde bis Ende Juli fallen. Vergangenes Jahr kamen zu Rock am Ring rund 87.000 Besucher und 80 Bands in die Eifel. Am Schauplatz des Zwillingsfestivals Rock im Park in Nürnberg ändere sich nichts.

Unzureichender Gewinn

Der neue Betreiber der Rennstrecke, der Autozulieferer Capricorn, kündigte an, ab 2015 werde es ein Rockfestival mit einem anderen Veranstalter und unter anderem Namen geben. Er rechne damit, dass auch künftig internationale Stars den Weg in die Eifel finden, sagte Nürburgring-Geschäftsführer Carsten Schumacher der dpa. Einzelheiten sowie der „neue und namhafte“ Konzertveranstalter sollen am Dienstag vorgestellt werden. Sein Unternehmen habe mehr Geld vom Veranstalter gefordert: „Der Anteil am Gewinn war unzureichend.“

Die rheinland-pfälzische Landesregierung bedauerte das Ende von Rock am Ring in der Eifel. „Wir gehen aber davon aus, dass der neue Eigentümer des Nürburgrings, die Firma Capricorn, ein alternatives und tragfähiges Konzept entwickeln wird, mit dem die Kündigung von „Rock am Ring“ kompensiert werden kann“, teilte Regierungssprecherin Monika Fuhr mit. Capricorn habe immer erklärt, dass es Ziel des Unternehmens sei, „den Nürburgring und die Region positiv weiterzuentwickeln“.

„Schaden ohne Ende“

Dehoga-Chef Haumann sagte, nicht nur der Verlust einer Veranstaltung tue den Gastronomen weh. „Schwerer wiegt, dass der Werbeeffekt verloren geht.“ Eine Nachfolgeveranstaltung werde „sicher nicht aus dem Stand heraus“ den Stellenwert von Rock am Ring erreichen.

Der Nürburgring musste 2012 Insolvenz anmelden, nachdem die SPD-Alleinregierung in Rheinland-Pfalz am Nürburgring einen zu groß geratenen Freizeitpark für rund 330 Millionen Euro hatte bauen lassen. Nach der Insolvenz mussten Millionen an Steuergeld fließen. Im März erhielt schließlich Capricorn den Zuschlag für die Übernahme.

Der Ortsbürgermeister von Nürburg, Reinhold Schüssler, reagierte schockiert auf die Nachricht vom Aus für Rock am Ring in der Eifel. „Das ist ein Schaden ohne Ende“, sagte der Christdemokrat. „Für die Gemeinde ist das ein großer Verlust, auch für die Region.“