/ "Es geht wieder aufwärts!"

(Tageblatt/Didier Sylvestre)
Der von Mittelstandsministerin Françoise Hetto-Gaasch im Vorfeld besichtigte Metallverarbeitungsbetrieb Ameco auf Roost bot die Räumlichkeiten für die von der Luxemburger Handwerkskammer vorgetragene Bestandsaufnahme.
Das Handwerk, das sind 5.500 Betriebe, 180 mehr als im vorigen Jahr, und 73.000 Arbeitsplätze, 1.400 mehr als im Vorjahr. Das Handwerk stellt damit 20 Prozent der Luxemburger Betriebe und 20 Prozent der Arbeitsplätze, trägt mit 9 Prozent zum nationalen Bruttosozialprodukt bei und nimmt, da im Handwerk noch viel Handarbeit erfordert ist, nur zu 2 Prozent an den industriellen Totalinvestitionen des Landes teil.
Wie die konjunkturelle Bestandsaufnahme der Handwerkskammer aufzeigt, hat die Subprime-Krise keinen Bogen um den Sektor gemacht, doch konnte man laut Branchenkennern u.a. durch die antizyklische Investitionspolitik des Staates das Schlimmste verhindern. Inzwischen sind 85 Prozent der befragten Handwerker wieder der Meinung, dass es wieder aufwärts geht. Einzig die Branche der Druckereien haben, neben den konjunkturellen Vorgaben, auch strukturelle Probleme zu lösen.
Positives Klima im Handwerk
Auch die statistischen Kurven, die seit dem letzten Quartal 2009 stetig nach oben verlaufen, unterstreichen das positive Klima im Handwerk, das sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken dürfte. Doch steigt damit das Bedürfnis an qualifizierter Arbeitskraft, die in Luxemburg Mangelware ist. Die Verantwortlichen der Handwerkskammer wiesen denn auch auf ein Dilemma hin, das darin besteht, dass Luxemburg Schüler exportiert und Arbeitskräfte importiert.
So sind inzwischen 39 Prozent der handwerklichen Belegschaft ausländische Mitbürger und 46 Prozent sind Grenzgänger. Insgesamt steigern also 85 Prozent Nicht-Luxemburger das nationale Bruttosozialprodukt.
Kommunikations-Sektor halbiert
Was nun die Struktur der Handwerksgruppen anbelangt, so konnte seit 1980 lediglich der Bausektor von 60 auf 70 Prozent steigern, der Machinenbau gab von 15 auf 12 Prozent nach, der Lebensmittelbereich von 10 auf 8 Prozent, der Mode- und Hygienebereich von 8 auf 6 Prozent und der Kommunikationsbereich, der unter den neuen IT-Applikationen zu leiden hat, gar fast um die Hälfte von 7 auf 4 Prozent.
Neben dem Problem der qualifizierten Arbeitskraft, die pauschal einem schlecht adaptierten Bildungssystem zugeschrieben wird, macht sich das Handwerk aber auch noch Sorgen um die Knappheit an bezahlbarem Bauland und die durch administrative Kosten erhöhten Gestehungspreise.
Qualifizierte Arbeitskräfte fehlen
Um die Misere des Mangels an qualifizierter Arbeitskraft zu beheben, verstärken und verfeinern die Verantwortlichen der Luxemburger Handwerkskammer ihre Ausbildungsmethoden im permanenten Dialog mit Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres.
So hat man sich auf einen Orientierungsleiter für Jugendliche bei der Berufswahl geeinigt, der eines Tages in einer sogenannten „Maison d’orientation“ arbeiten könnte.
Im Dossier eines in Handwerk und Handwerksgruppen aufgeteilten Kompetenzzentrums oder eines Lehrling-Modells mit kapitalisierter Entlohnung konnte man sich noch nicht einigen.
Innerbetriebliche Ausbildung als „Not-Reparatur“
Viel Erfolg hat aber die innerbetriebliche Weiterbildung, die laut den Verantwortlichen der Handwerkskammer aber lediglich als Reparaturbetrieb für all das dient, was in der initialen Ausbildung daneben ging.
Jedenfalls zeigte sich Mittelstandsministerin Françoise Hetto-Gaasch, die auch die Abstimmung für das neue Niederlassungsgesetz noch vor der parlamentarischen Sommerpause ankündigte, bei der anschließenden Fragestunde gewillt, die antizyklische Politik der Regierung weiterzuführen und der unter atypischen Problemen leidenden Druckereiindustrie mit bezahlten Werbekampagnen unter die Arme zu greifen. Auch wenn sie den Printmedien das Fernsehen vorzieht, da Jugendliche laut ihr keine Zeitung mehr lesen. Scheinbar hat die einstige TV-Moderatorin die Evolution der Gratiszeitungen verpasst.
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