Ermittler fahnden mit Hochdruck nach Tunesier

Ermittler fahnden mit Hochdruck nach Tunesier
(Foto: Twitter)

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Eine im Tat-Lkw gefundene Duldungsbescheinigung soll zu einem untergetauchten Tunesier führen: In Verbindung mit dem Attentat auf einem Berliner Weihnachtsmarkt am Montag wird nun mit Hochdruck nach Anis A. gefahndet.

In Zusammenhang mit dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt verfolgen die Ermittler offenbar mit Hochdruck eine neue Spur: Die Polizei fahndet Medienberichten zufolge nach einem Tunesier. Das berichteten am Mittwoch unter anderem die „Bild“-Zeitung sowie der „Spiegel“ auf ihren Internetseiten. Demnach fanden die Ermittler in dem für die Tat benutzten Lkw ein Ausweisdokument. Dabei handele es sich offenbar um die Duldungsbescheinigung. Sie sei auf einen tunesischen Staatsbürger namens Anis A. ausgestellt. Auch – gepixelte – Fotos zirkulieren in deutschen Medien, bei denen es sich nicht, wie man zunächst annehmen konnte, um offizielle Fahndungsfotos handelt.

Der „Spiegel“ berichtete, der Mann sei der Duldungsbescheinigung zufolge 1992 in der Stadt Tataouine geboren. Der „Bild“ zufolge hat Anis A. mehrere Pässe. Er sei demnach 21 bis 23 Jahre alt. Der Polizei ist er bereits wegen Körperverletzung bekannt, doch konnte er noch nicht angeklagt werden, weil er untergetaucht ist. Der Tunesier gelte als Gefährder und sei laut Ermittlern brandgefährlich, da er in ein großes Islamisten-Netzwerk eingebettet sei, berichtete die „Bild“.

Baldiger Ermittlungserfolg erwartet

Auf dem Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche nahe dem Kurfürstendamm waren am Montag zwölf Menschen getötet worden, darunter auch ein Pole, der tot in dem Lkw aufgefunden worden war. Weitere 45 Menschen wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat reklamierte die Tat für sich. Ein nach dem Anschlag festgenommener Pakistaner wurde am Dienstag wieder freigelassen, weil kein dringender Tatverdacht gegen ihn bestand. Nun scheinen sich die Hinweise zu verdichten, dass der gesuchte Tunesier mit der Anschlag in Zusammenhang stehen könnte.

Auch die „Allgemeine Zeitung“ aus Mainz berichtete von dem Dokumentenfund im Führerhaus des Lkw. Das Papier habe im Fußraum gelegen. Demnach wurde das ausländerrechtliche Dokument im Kreis Kleve in Nordrhein-Westfalen ausgestellt. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), André Schulz, sagte bereits am Dienstagabend, dass er mit einem baldigen Ermittlungserfolg rechne. „Ich bin relativ zuversichtlich, dass wir vielleicht schon morgen oder in naher Zukunft einen neuen Tatverdächtigen präsentieren können“, sagte er am Dienstagabend in der ZDF-Sendung „maybrit illner spezial“.

Fahrer wurde erstochen

Es gebe „gute Hinweise“. „Viele Dinge können wir in der jetzigen Phase nicht verraten“, sagte der Kriminalpolizist. „Aber wir haben sehr viele Ansatzpunkte.“ Neben vielen Zeugenaussagen werteten die Ermittler derzeit unter anderem DNA-Spuren, Fingerabdrücke und „Telekommunikationsspuren“ aus. So werde anhand der GPS-Daten aus den Mobilfunknetzen entlang der Route des für die Tat genutzten Lkw und am Tatort nach dem Handy des Täters gesucht. Auf dieser Grundlage könne dann ein Bewegungsbild erstellt werden. Auch gebe es ein „Zusammenspiel“ mit inländischen und ausländischen Geheimdiensten. „Wir sind jetzt in der heißen Phase der Ermittlungen“, sagte der BDK-Vorsitzende. „Wir haben viele Möglichkeiten, um die Person auch zu finden.“

Bei dem getöteten Polen in dem Lkw soll es sich um den ursprünglichen Fahrer des Lastwagens handeln. Er wurde erschossen, sein Fahrzeug scheinbar gestohlen. Die Obduktion der Leiche habe ergeben, „dass der Lastwagenfahrer bis zum Attentat gelebt hat“, berichtete die „Bild“-Zeitung am Mittwoch. Das Blatt berief sich dabei auf Ermittlerkreise. „Es muss einen Kampf gegeben haben“, zitierte die Zeitung einen Ermittler. Offenbar habe der Todesfahrer in der Kabine ein Messer gezückt und mehrfach auf den Polen eingestochen, weil dieser ins Lenkrad gegriffen habe. Als der Lastwagen zum Stehen gekommen sei, habe er den Mann dann erschossen und sei zu Fuß geflohen.