Erfolgreich im Antiterrorkampf

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Ein Jahr nach den 9/11-Terroranschlägen schlugen muslimische Extremisten auf der indonesischen Ferieninsel Bali zu. Das Land griff durch, der Antiterrorkampf gilt als Erfolgsgeschichte.

Zwei verheerende Explosionen im Nachtclubviertel der Ferieninsel Bali haben die Indonesier 2002 aus einer Lethargie gerissen. Bis dahin wägte sich die Regierung im Glauben, ihr moderater Islam sei kein Nährboden für Terroristen. 202 Tote war die Bilanz, die meisten davon ausländische Touristen. Die Regierung begann einen harten Kampf gegen die Extremistenszene – mit Erfolg, wie internationale Terrorexperten ihr bescheinigen. Doch nun warnen Experten, das harte Durchgreifen der Polizei und die laxe Überwachung in den Gefängnissen könne die Radikalisierung im bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt wieder schüren.

Seit 2002 hat die indonesische Polizei mehr als 500 Militante festgenommen. Drei wurden hingerichtet. „Anders als die USA es taten hat Indonesien nie das Militär im Antiterrorkampf eingesetzt, sondern die rechtsstaatlichen Institutionen geachtet. Sie waren damit ziemlich erfolgreich“, sagt Sydney Jones, Direktorin des Indonesienbüros der Organisation International Crisis Group, die sich um Konfliktlösung in aller Welt bemüht.

Weitere Anschläge

Nach 2002 gab es noch weitere Anschläge, auf Hotels und Botschaften in Jakarta und 2005 noch einmal in Bali. Zuletzt explodierten 2009 im Marriott und im Ritz-Carlton- Hotel in Jakarta Bomben – neun Menschen starben. Doch hat die Anti-Terror-Einheit „Detachment 88“, die mit amerikanischer und australischer Hilfe aufgebaut wurde, die Netzwerke der Terroristen weitgehend zerstört. Der meistgesuchte Terrorist Noordin Top, der bei allen Anschlägen die Finger im Spiel hatte, wurde bei einer Razzia im September 2009 getötet. Hass-Prediger Abu Bakar Ba’asyir wurde im Juni wegen Aufwiegelns zu Terrorakten zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Die versprengten Gruppen greifen jetzt zunehmen die Polizei an. Im Juni wurden acht Extremisten festgenommen, die das Essen in einer Polizeikantine vergiften wollten. Die Polizei reagiert mit aller Härte: allein seit dem vergangenem Jahr sind bei Razzien mutmaßlicher Terroristenverstecke 30 Menschen erschossen worden.

Neue Gefahren

Das birgt neue Gefahren, sagt der Sicherheitsexperte Noor Huda Ismail, der mit einer Stiftung versucht, Extremisten von ihrer Ideologie abzubringen. „Die Polizei macht aus den Opfern Märtyrer“, sagt er. „Die Familien schwören dann Rache gegen die Polizei.“ Die Antiterrorkämpfer müssten deutlicher unterscheiden zwischen den radikalen Rädelsführern und Mitläufern. „Sie alle über einen Kamm zu scheren, ist kontraproduktiv.“

Härtere Strafen für Militante könnten vermeintliche neue Rekruten abschrecken, meint der Chef der nationalen Terrorabwehr, Ansyaad Mbai. „16 verurteilte Terroristen sind nach ihrer Entlassung in die radikale Szene zurück und waren an neuen Anschlägen beteiligt“, sagt er. Mbai verlangt ein Spezialgericht mit extra ausgebildeten Anklägern und Richtern, um Terror-Verdächtigen den Prozess zu machen.

Laxe Kontrolle in Gefängnissen

Ein weiteres Problem ist die laxe Kontrolle in den Gefängnissen. Verurteilte Extremisten rekrutierten dort ungestört neue Anhänger, sagen Sicherheitsexperten. Gefängnisbesucher würden zwar nach Waffen durchsucht. Flugblätter und Hassschriften dürften aber in die Zellen gebracht werden.

Auch Jones von der Crisis Group sieht hier ein Problem. „Man muss die Hardliner und die, die nur Mitläufer sind, getrennt halten“, sagt sie. „Mitläufer können rehabilitiert werden, aber wenn sie im Gefängnis mit den Hardlinern zusammen sind, werden sie auch radikaler.“ Nach Angaben des Justizministers Patrialis Akbar sind mehr Gefängnisse gebaut worden, die Überfüllung ist zurückgegangen und die Zahl der Wachen deutlich gestiegen. „Die Überwachung ist strikt“, sagt er.