Erdbeben zerstört Kulturschätze

Erdbeben zerstört Kulturschätze
(AFP/Filippo Monteforte)

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Das verheerende Erdbeben in Mittelitalien hat auch Kulturschätze zerstört. Sogar weit entfernt liegende Kirchen bekamen Risse.

In Macerata fast 100 Kilometer nordöstlich des Epizentrums wurde am Donnerstag laut Ansa die Kathedrale San Giuliano gesperrt, deren Fundamente aus dem 10. Jahrhundert stammen und die von dem Architekten Cosimo Morelli im 18. Jahrhundert neu gestaltet wurde.

Vor allem die mittelalterlichen Ortskerne der Dörfer, die nun in Trümmern liegen, seien ein architektonisch wertvolles Erbe, teilte das Kulturministerium in Rom mit. Es sei aber noch zu gefährlich, Experten in die Orte zu schicken, um das ganze Ausmaß der Schäden zu erfassen.

Schönstes Dorf getroffen

Das am schlimmsten betroffene Amatrice galt als eines der schönsten Dörfer Italiens. Schäden gibt es dort laut Nachrichtenagentur Ansa an der Basilika San Francesco mit Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert sowie an der Kirche San Agostino. Auch an einem Kloster in dem Ort Camerino seien Teile eingestürzt. Polizeibeamte sind in der Region unterwegs, um unter anderem Kirchen vor Plünderungen zu schützen.

Befürchtungen, dass auch das Kolosseum in Rom bei den Erdstößen Schaden genommen haben könnte, bestätigten sich nicht. Kleinere Risse bildeten sich aber am Dom von Urbino rund 200 Kilometer nördlich von Amatrice. Die Kuppel war bereits einmal bei einem Erdbeben im 18. Jahrhundert eingestürzt.

Eintrittsgelder spenden

Die Geschichte der Orte Amatrice und Accumoli in der Region Latium reicht bis ins 12. und 13. Jahrhundert zurück. Der ebenfalls betroffene Ort Arquata del Tronto in den Marken gilt als noch älter, er könnte von den Sabinern gegründet worden sein.

Das Kulturministerium in Rom kündigte an, alle am Sonntag an staatlichen Museen eingenommen Eintrittsgelder für die Erdbebenopfer zu spenden. Minister Dario Franceschini rief die Italiener auf, als «Zeichen der Solidarität» in die Museen zu gehen.

Wiederaufbau

Nach Angaben von Kulturminister Dario Franceschini sind 293 kulturhistorische Bauwerke und Stätten beschädigt worden, davon 50 schwer. „Die Zahl dürfte steigen angesichts der Größe der vom Erdbeben betroffenen Region“, sagte der Minister am Donnerstagabend vor Journalisten in Rom.

Die Orte forderten einen Wiederaufbau ihrer Kulturstätten nach historischem Vorbild – „diese Herausforderung sollten wir annehmen“, sagte der Minister. Dabei sollte der Erdbebenschutz beachtet werden. „Diese Orte müssen wieder so werden, wie sie noch vor einigen Stunden waren.“