Entführte Fähre gestürmt

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Sicherheitskräfte stürmen im Marmarameer die entführte Fähre "Kartepe". Der Geiselnehmer wird getötet. Er soll aus dem Umfeld der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK stammen.

Rund zwölf Stunden nach der Entführung einer türkischen Fähre im Marmarameer haben Sicherheitskräfte das Schiff am Samstagmorgen gestürmt und den Geiselnehmer getötet. Wie der Gouverneur von Istanbul, Hussein Avni Mutlu, mitteilte, wurden die übrigen 25 Menschen an Bord unverletzt befreit. Der etwa 30 Jahre alte Täter habe angegeben, der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK anzugehören. Er soll gedroht haben, das Schiff mit einer Bombe in die Luft zu sprengen. Nach Angaben Mutlus hatte er knapp ein halbes Kilo Sprengstoff bei sich.

Bei der Durchsuchung der Wohnung des Mannes in Izmit südöstlich von Istanbul seien Dokumente sichergestellt worden, die in Zusammenhang mit der PPK stünden. Das sagte der Gouverneur der Provinz Kocaeli, Ercan Topaca, dem Staatsfernsehen. Bei dem Polizeieinsatz sei eine Person festgenommen worden.

25 Geisel wurden befreit

Nach Angaben Mutlus wird ein möglicher politischer Hintergrund der Tat noch untersucht. Jedoch sei „aus den Verhandlungen, die wir mit dem Entführer geführt haben, klar hervorgegangen, dass er ein Mitglied der Terrororganisation (PKK) ist“, sagte er.

Der Geiselnehmer hatte die Katamaran-Fähre „Kartepe“ am Freitagabend auf der Fahrt von Izmit nach Gölcük im östlichen Marmarameer in seine Gewalt gebracht. An Bord befanden sich 19 Passagiere und 6 Besatzungsmitglieder.

Der Entführer habe verlangt, mit Medienvertretern sprechen zu können, berichtete der türkische Fernsehsender NTV. Er habe einen «Mechanismus und Kabel» an seinem Körper getragen. Sprengstoffexperten würden jetzt untersuchen, ob es sich dabei um einen funktionstüchtigen Sprengsatz gehandelt habe.

Spezialkräfte stürmten die Fähre in der Bucht von Silivri, einer Stadt westlich von Istanbul, nachdem das Schiff dort wegen Treibstoffmangels vor Anker gegangen war. Die Operation von Marine und Polizei sei sorgfältig geplant gewesen, sagte Gouverneur Mutlu. Wie genau der Geiselnehmer überwältigt wurde, blieb zunächst unklar. Es habe keinen Schusswechsel gegeben. Nach Medienberichten waren die Einsatzkräfte zu der Fähre geschwommen.

Die PKK wird von der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation eingestuft. Sie kämpft seit Anfang der 1980er Jahre für Unabhängigkeit oder größere Autonomie der Kurdengebiete in der Türkei. Kurdische Organisationen beklagen eine systematische Diskriminierung ihrer Volksgruppe durch den türkischen Staat. Etwa 45 000 Menschen haben in dem Konflikt ihr Leben verloren.