Eingegrenzte Zusammenarbeit

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Der Zusammenarbeit im öffentlichen Transport (ÖT) in der Grossregion liegen etliche Steine im Weg. Eine Gruppe Abgeordneter von „Die Linke“ des deutschen Bundestages testete am Freitag die Zugverbindungen in der Grossregion.

Vor über 40 Jahren bereits sind die Menschen zum Mond geflogen. Er könne es deshalb beim besten Willen nicht verstehen, wieso es bis heute kein einheitliches Bahnticket gibt, das für die Züge in allen Ländern der Grossregion gilt, wunderte sich der deutsche Bundestagsabgeordnete Thomas Lutze. Erklären konnte ihm das Problem bisher niemand. Lutze reiste am Freitag zusammen mit drei weiteren Abgeordneten seiner Partei mit dem Zug von Saarbrücken über Metz nach Luxemburg. Ehe die Gruppe weiter nach Trier fuhr, teilte sie auf Einladung von „déi Lénk“ ihre Überlegungen der Presse mit.

Einerseits habe sich in zehn Jahren vieles verbessert, vor allem was die eingesetzte Technik und die Zuvorkommenheit des Personals angehe. Andererseits stört es den deutschen Abgeordneten jedoch, dass es werktags z.B. unmöglich sei, das „Saar-Lor-Lux-Ticket“ zu kaufen. Es handelt sich dabei um ein Ticket, mit dem Einzelreisende oder Gruppen bis zu fünf Personen am Wochenende alle Züge in Luxemburg, Lothringen, im Saarland sowie die Intercity-Züge zwischen Igel und Trier ohne Aufpreis benutzen können.

Gewollte Dienstleistung verwehrt

Es sei ihm schleierhaft, warum dieses Angebot nicht auch werktags gelte, meinte Lutze. Man befinde sich in der paradoxen Situation, wo es Kunden gebe, die bereit seien, für eine Dienstleistung zu zahlen, diese ihnen jedoch verwehrt werde.

Unverständlich bleibt für den Abgeordneten auch die Tatsache, das es bis dato keine direkte Bahnverbindung zwischen Saarbrücken und Luxemburg gebe. Momentan fahren lediglich Busse auf dieser Strecke. Bedingt durch ein immer stärkeres Strassen-Verkehraufkommen sei eine Bahnverbindung in den nächsten fünf bis zehn Jahren absolut notwendig. Die Verantwortlichen in den verschiedenen Ländern müssten sich auch die Frage stellen, wie sie z.B. Senioren stärker an den öffentlichen Transport binden wollen, ohne das Angebot an sie anzupassen.

Frage derLebensqualität

Auch der luxemburgische Abgeordnete André Hoffmann findet die Situation des ÖT in der Grenzregion paradox. Ein Luxemburger sei schneller in Paris als ein Lothringer an seinem Arbeitsplatz in Luxemburg.
Die Verantwortlichen müssten sich doch die Frage stellen, welche Lebensqualität das noch sei, wenn man zwei Stunden im Auto sitze, um zur Arbeit zu kommen, und noch mal zwei, um nach Hause zu fahren. Will der ÖT eine Zukunft haben, so müsse er genauso viel Kreativität entwickeln wie die Autoindustrie. Er meine damit aber nicht die Art von Kreativität, die lediglich eine gesteigerte Rentabilität zum Ziel habe, so Hoffmann. Diese Kreativität könne man nicht aus den Chefetagen der CFL oder des zuständigen Ministeriums heraus steigern. Dazu müssten die Benutzer und die Angestellten der Bahn mit in die Diskussion eingebunden werden.

Das Grossherzogtum stehe dabei besonders in der Verantwortung: Es ist die einzige Region, die gleichzeitig ein autonomer Staat ist. Von offizieller Seite höre man immer wieder die Parole vom Wohnen und Arbeiten in der selben Region, die Praxis sehe jedoch anders aus. Wir holen uns die Arbeitnehmer von weit her, ohne uns Gedanken über deren Transport zu ihrer Arbeit zu machen.

Weitere Behinderungen für einen grenzüberschreitenden ÖT sind zudem die verschiedenen Stromarten, die in den einzelnene Ländern benutzt werden. Es werde keine Anstrengung unternommen – auch nicht von der EU –, dies zu ändern. Auch die Sicherheitsbestimmungen wechselten von Land zu Land, was die Kooperation noch erschwere.

Nationales IVL ist sinnlos

In dieser Optik sei ein integratives Verkehrs- und Landesentwicklungs-Konzept (IVL) allein für Luxemburg sinnlos: Eine integrative Verkehrsregelung müsse die Grossregion mit einbeziehen.
Kathrin Werner, Abgeordnete von „Die Linke“ aus Trier, wies auf ein weiteres Problem hin, nämlich das der Menschen mit Behinderung. Auch Mobilität sei ein Grundrecht, das vom ÖT in der Grossregion aber noch nicht wahrgenommen werde.

Vor einer Woche hatte übrigens eine Delegation der Behinderten-Abteilung des OGBL zu genau dieser Frage eine Petition an Parlamentspräsident Laurent Mosar übergeben.