Eine Stunde für 10 Kilometer

Eine Stunde für 10 Kilometer

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Wir sind Staumeister! Zumindest gefühlt.

Wer am Donnerstag etwa aus Richtung Bettemburger Kreuz kommend nach Esch unterwegs war, der musste viel Geduld aufbringen. Und wer gar ins Escher Stadtzentrum wollte, noch viel mehr! Im Gänsemarsch! Unser obiges Bild entstand in der Mittagsstunde in Höhe der Kayler Autobahnbrücke: Auf der rechten Seite freie Bahn, auf der linken jedoch ging nichts mehr. Außer Gänsemarsch. Wenn überhaupt. Zeitweise staute der Verkehr zurück bis nach Düdelingen.

Ursache des Schlamassels, der am Donnerstag unzählige Automobilisten das Fluchen lehrte: Arbeiten in Höhe der Unterführung an der Ausfahrt Esch der A13. Wirkung: Zigtausende Liter Diesel und Benzin, die sinnlos verpufften, zahllose genervte Automobilisten, davon Hunderte, wenn nicht über tausend, die beruflich unterwegs waren, und viel, viel wertvolle Zeit, die diesen verloren ging.

Nervenaufreibender Selbstversuch

Es muss sich demnach um sehr wichtige Arbeiten gehandelt haben. Oder? Dazu später mehr. Zunächst wagten wir den Selbstversuch. Wie lange steht der dieser Schikane hilflos ausgesetzte Autofahrer eigentlich im Stau? Wie lange braucht er von, sagen wir mal der Auffahrt am Bettemburger Kreuz bis zum Eingang der Stadt Esch, dort, wo die Luxemburger Straße beginnt? Probieren wir, es herauszufinden!

Punkt 13.27 Uhr fahren wir auf die A13 rauf, genau dort, wo seit Monaten bereits gewerkelt wird und lediglich eine Fahrbahn nutzbar ist. Es geht voran, zumindest die ersten zweieinhalb Kilometer. Die legen wir in angenehmen etwas mehr als zweieinhalb Minuten zurück. Doch dann geht plötzlich nichts mehr: Vor uns schalten die Wagen und Laster ihre Warnlichter an und treten auf die Bremse. Machen wir dasselbe. Ist sicherer! Und dann heißt es „stop-and-go“. Vor allem „stop“.

Von Stubenfliege überholt

Langsam drehen sich die Zeiger der Uhr, noch langsamer geht’s voran. Gähn! Es ist inzwischen 13.45 Uhr und wir haben schon etwas mehr als drei von insgesamt zehn Kilometern zurückgelegt … Nach einer gefühlten Unendlichkeit erreichen wir die gesperrte Ausfahrt. Inzwischen zeigt die Uhr 14.12 an. Weiter geht es nun auf die A4 in Richtung Ausfahrt Foetz. Rechts werden wir von einer Stubenfliege überholt. Links auf der Gegenfahrbahn beneiden wir die, die vorankommen.

Schließlich erreichen wir den Verteilerkreis in Foetz: Es ist 14.26 Uhr! Eine runde Stunde für zehn Kilometer. Und Esch ist immer noch nicht in Sichtweite, aber man riecht schon den „Minettkompost“. Immerhin! Als wir dann an der Luxemburger Straße angelangt sind, erinnern wir uns daran: Gleich an der Kreuzung bei der Lallinger Kirche nach rechts abbiegen.

Exemplarische Baustellenkoordination

Am Morgen hatten wir das nicht getan und waren in einem anderen Stau gelandet: Die Luxemburger Straße in Esch ist in Höhe des Mousset-Hauses wegen Arbeiten in Richtung Stadtmitte gesperrt. Umgeleitet wird der Verkehr durch die Jean-Pierre-Michels-Straße. Ups! Dort finden auch Bauarbeiten statt, nur eine Fahrbahnseite ist frei, außer wenn, wie auf diesem Bild, Bagger sie versperren. Dann gibt es kein Vor und kein Zurück mehr! Ein Beispiel exemplarischer Baustellenkoordination.

Endlich in der Redaktion angelangt, informieren wir uns bei den „Ponts et chaussées“ über die Stauursache. Eine freundliche Direktionssekretärin – der Kommunikationsmensch hat Urlaub – verspricht, sich zu informieren und uns zurückzurufen. Und tut’s auch. Also, es habe sich um Arbeiten gehandelt, bei denen Leuchten nach einem Unfall (der sich bereits vor längerer Zeit ereignet hatte) repariert wurden. Und man habe die eigens jetzt durchgeführt, weil doch eine Ferienwoche sei.

Keineswegs dringende Reparaturarbeiten

Auf die Frage, weshalb solche Arbeiten – die ja nicht dringend waren, da die Leuchten schon recht lange kaputt waren – nicht abends oder am Wochenende durchgeführt werden können, erklärt uns die freundliche Dame: „Wir haben so viele Baustellen, wir arbeiten viel nachts und am Wochenende, aber alles können wir nicht in diesen Zeiten tun.“ Und weshalb man solche Arbeiten nicht im Vorfeld ankündigen könne? „Dann müssten wir ständig Kommuniqués verschicken.“ Dont acte!

Ach ja: Am Donnerstag letzter Woche – da waren keine Ferien – staute es übrigens kilometerlang auf der A3 Richtung Luxemburg. Vom Bettemburger Kreuz bis zur Ausfahrt Liwingen. Kurz vor dieser waren zwei Männlein damit beschäftigt, Graffiti von einer Schallschutzwand zu entfernen. Und deshalb war die ganze rechte Fahrspur gesperrt. Eigentlich hätte auch die Pannenspur gereicht …