„Eine sehr angenehme Erfahrung“

„Eine sehr angenehme Erfahrung“
(dpa)

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Der Hollywood-Film "Catch Me If You Can" machte es vor: In Pilotenuniform erschuf ein Hochstapler eine Scheinwelt. Jetzt wird über seine Berufung verhandelt.

Ein junger Mann aus Düsseldorf lebte einen Traum, als Pilot, Arzt, Adeliger oder Diplomat – und flog irgendwann als Hochstapler auf. Seit Mittwoch verhandelt das Landgericht über die Berufung des notorischen Betrügers.

Als Zeugin trat auch die völlig aufgelöste Mutter des Mannes auf, die ihrem Sohn viele Lügen abgenommen hatte. Um bei den Damen zu landen, verbrachte der 25-Jährige viel Zeit in Pilotenuniform auf Flughäfen. „Ich habe mich in vielen Situationen auch als Pilot gefühlt“, sagte der Angeklagte zum Prozessbeginn. „Das war eine sehr angenehme Erfahrung.“ Um „betüdelt zu werden“, täuschte er am Flugplatz einen Ohnmachtsanfall vor.

Prostituierte geprellt

Nachdem er sein Abitur nicht geschafft hatte, gaukelte der mittellose Mann mit seinen Betrügereien Karriere und ausschweifenden Lebensstil vor. Er brachte Diplomaten-Zeichen an seinem Auto an, bestellte Porsche-Sportwagen, ohne sie zu bezahlen, und soll auch Prostituierte um ihr Geld geprellt haben. Seine Freizeit verbrachte er mit Freunden, die er in seiner Scheinwelt kennengelernt hatte – Stewardessen und Piloten.

Ob er bedacht habe, dass dieses Leben auch ein böses Ende nehmen könnte, fragte ihn der Vorsitzende Richter. Die Antwort: „Nein.“ Zwischendurch habe ihm sogar seine Mutter abgenommen, dass er Pilot sei. Auch mit Adels- und Doktortiteln schmückte sich der Betrüger jahrelang – zum Beispiel, um einen Platz in seinem Lieblingsrestaurant zu bekommen.

Falscher Arzt

Beim sozialen Netzwerk Facebook übernahm der junge Mann die Identität eines Neurologen einer Uniklinik, um sich mit dessen Kolleginnen zu verabreden. Der Angeklagte grinste, als der echte Arzt am Mittwoch im Zeugenstand davon berichtete. „Später bekam ich Rechnungen über Dinge an meine Mail-Adresse, die ich nicht bestellt hatte“, erzählte der 32-jährige Neurologe.

Wegen Betrugs in 56 Fällen hatte das Amtsgericht den Hochstapler im Mai zu über drei Jahren Haft verurteilt. In diesem Prozess hatte er ein volles Geständnis abgelegt, widerrief es aber danach in einigen Punkten. So bestreitet der Mann, Prostituierte bestellt zu haben. Für das Berufungsverfahren hat das Landgericht zunächst vier Termine bis zum 22. August angesetzt.