Ein Wettlauf gegen den Regen

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LUXEMBURG – Das Wetter meinte es nicht gut mit den Landwirten. Die Ernte erfolgt etwas später, als erhofft. Der Ertrag sei aber nicht „anormal“, sagen Experten.

Das vorwiegend nasse Wetter behinderte den schnellen Fortgang der Erntearbeiten. Der sogenannte „Karschnatz“ dauert deshalb dieses Jahr etwas länger als die vorherigen Jahre, wurde Tageblatt.lu von mehreren Bauern bestätigt. Sie sagten auch, dass das Getreide nicht einfach zu dreschen sei, weil es nass ist.

Des einen Leid, des anderen Freud. Denn andere Pflanzenarten benötigen viel Wasser. Unter anderem die Bierbrauer dürften sich freuen, denn der Regen der letzten Wochen ist gut für diverse Hopfenarten. Die meisten Bauern mussten aber einige aufeinanderfolgende trockene Tage abwarten, ehe sie mit ihrem schweren Gerät ausrückten. Der „Mini-Sommer“ der letzten Woche war da sehr willkommen. Zum Beispiel die Ernte der Wintergerste letzte Woche konnte in vielen Teilen Luxemburgs abgeschlossen werden, heißt es in einem Artikel im „Lëtzebuerger Bauer“. Die Qualität der Gerste sei jedoch nur durchschnittlich. Beim Raps gebe es hingegen Qualitätsunterschiede zwischen den Betrieben, erklärte Marco Gaasch, Präsident der Landwirtschaftskammer gegenüber Tageblatt.lu . Im Süden und im Zentrum sei die Rapsernte derzeit in vollem Gange.

Bei der Saatbaugenossenschaft sind bisher 1.900 Tonnen an Wintergerste abgeliefert worden. Etwa 250 Tonnen aus dem Norden würden noch fehlen. Auch wurden schon 50 Tonnen Wintertriticale abgeliefert. Nächste Woche wird die Ernte von Wintertriticale, Winterweizen und Sommergerste weitergehen, erklärte Marco Gaasch. Der Hafer werde später eingefahren. „Alles hängt aber vom Wetter ab“, warnt Gaasch. Seit ein paar Jahren werde etwas später geerntet als sonst, das sei aber nicht außergewöhnlich, so der Präsident der Landwirtschaftskammer weiter.

Auf fast einem Viertel wächst Getreide

Von der luxemburgischen Agrarfläche von 131.330 Hektar werden auf 28.786 Hektar Getreide angebaut. Die am meisten verbreitete Getreideart ist die Gerste (7.939 Hektar), gefolgt vom Triticale (Kreuzung zwischen Weizen und Roggen) (4.340 Hektar), Weizen und Dinkel (1.878 Hektar), Hafer (1.123 Hektar) und Roggen (827 Hektar). Mais wird auf insgesamt 300 Hektar angepflanzt.

Die EU-Kommission hat indes ihre Ernteschätzungen für Getreide revidiert. Die Ernte falle schlechter aus, als erwartet, heißt es aus Brüssel. Gegenüber der letzten Schätzung von April revidierte sie die Gesamtproduktion in der EU um 3,9 Millionen Tonnen auf 279,4 Millionen Tonnen nach unten. Besonders die geringere Gerstenproduktion sei für den Rückgang verantwortlich. Die Weichweizenproduktion soll stabil bleiben im Vergleich zum letzten Jahr, die Roggenernte sogar etwas besser ausfallen. Weltweit sagt der Internationale Getreiderat jedoch ein Vierjahrestief beim Weizen voraus.

Teueres Futtermittel?

Die Ernte anderer Nutzpflanzen kommt auch nur schleppend in Gang und fällt oft spärlicher aus, als erhofft. Unter anderem beim Körnermais sind die Erwartungen nicht erfüllt worden. Besonders die Ertragsaussichten in den USA seien schlecht. Beim Mais wird sogar mit einem Sechsjahrestief gerechnet. Auch die Vorhersagen für Soja wurden nach unten revidiert. Luxemburg sei da abhängig von den USA, Brasilien und Argentinien, erklärte Marco Gaasch. Soja ist ein wichtiger Bestandteil der in Europa benutzten Futtermittel. Je teurer das Soja, desto teurer das Futtermittel, bedauert Gaasch.

Die Folge ist eine große Volatilität bei den Preisen. Die Rapspreise haben nach einem wochenlangen Aufwärtstrend einen Dämpfer erhalten, ebenso wie das sogenannte „Konsumgetreide“. Die Weltmarktpreise für Getreide sollen Experten zufolge hoch bleiben. Den an der Börse gehandelten Preis bekommt der Bauer aber nicht, warnt Gaasch. Man müsse vier bis sechs Euro für den Transport, die Weiterverarbeitung usw. abrechnen.