Ein Stück Radiogeschichte ist verschwunden

Ein Stück Radiogeschichte ist verschwunden
(Ben Pfeiffer)

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Jeder, der schon mal über die Öslinger Kuppen geschaut oder die N7 entlanggefahren ist, hat sie gesehen, die Sendemasten in Marnach. Nun sind die Wahrzeichen verschwunden.

Sie gehörten zum Landschaftsbild und waren weithin sichtbar, die drei noch verbliebenen Sendemasten in Marnach. Im Jahre 1955 wurde eine Sendeanlage von Radio Luxemburg auf dem 540 m ü.NN hohen „Schwaarzenhiwwel“ erbaut.

Sie ging am 14. Dezember 1956 mit 200 Kilowatt Leistung auf Sendung. In der Folge erlebte die Anlage in Marnach mehrere Umbauten, um auf dem Höhepunkt ihrer Auslastung von den 1970er- bis in die frühen 2000er-Jahre mit einer Leistung von 1.200 Kilowatt zu senden. Der Sender war damit einer der stärksten überhaupt.

Letztes Signal

Aber die Technik hat sich in den letzten Jahren rasant gewandelt und die Mittelwelle, welche bis zum zuletzt vom „Schwaarzenhiwwel“ aus sendete, verlor an Bedeutung. So wurde beschlossen, den Sender aufzugeben und am 31. Dezember 2015 wurde das letzte Signal von Marnach aus gesendet.
Diese Tatsache erfreut zumindest die Bewohner von Marnach, hatten sie doch jahrelang für eine Schließung des Senders gekämpft.

Es war effektiv nicht einfach, in der näheren Umgebung der Antennen ein störungsfreies Telefongespräch zu führen, und auch so manch anderer Haushaltsapparat entwickelte, bedingt durch die Radiowellen, ein komisches Eigenleben.

Man kann allerdings sagen, dass mit dem Verschwinden der letzten, 105 Meter hohen Gitterrohrmasten auch ein Stück Radiogeschichte nicht mehr sichtbar ist. Es war besonders die Mittelwelle 1440 kHz/208 m mit ihrer großen Reichweite, welche Radio Luxemburg und somit auch unser Land zu einem Begriff in ganz Europa machte. Der Sender Marnach legte, zusammen mit dem in Junglinster, einen Grundstein für den heutigen Medienkonzern RTL.

Der Luxemburger Staat hat das Areal erworben und es sollte zum Standort neuer Unternehmen aus der Medienbranche werden. Diese Pläne sind allerdings geändert worden und die Betriebe werden sich in der existierenden Gewerbezone in Fischbach bei Clerf ansiedeln. Auf dem Gelände in Marnach wird jetzt eine provisorische Auffangeinrichtung für 300 Flüchtlinge entstehen.