Dutzende Tote bei Demos

Dutzende Tote bei Demos

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Zuspitzung in Syrien: Oppositionelle fordern ein Flugverbot wie bisher über Libyen. Die Regierung setzt weiter auf tödliche Gewalt. Und die Türkei soll bewaffneten Milizen Unterschlupf gewähren.

Mit einem verzweifelten Hilferuf hat sich die syrische Protestbewegung an die internationale Staatengemeinschaft gewandt. Tausende Regimegegner demonstrierten am Freitag unter dem Motto „Flugverbotszone zum Schutz der Zivilisten“. Die Regierungstruppen töteten während der Proteste nach Angaben von Aktivisten 37 Menschen. Die meisten von ihnen seien erschossen worden, hieß es. In Homs sei ein 80 Jahre alter Mann unter den Opfern.

Der Slogan der Demonstranten spielt auf Libyen an, wo die Nato mit Luftangriffen ein Flugverbot durchgesetzt hatte, offiziell um Zivilisten vor den Attacken der Truppen des Diktators Muammar al-Gaddafi zu schützen. Die meisten Toten zählten die Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad am Freitag in den Städten Homs und Hama.

Türkei gewährt Unterschlupf

Unterdessen wurde bekannt, dass die türkische Regierung nicht nur syrischen Zivilisten Zuflucht gewährt, sondern auch kämpfenden Deserteuren. Die „Freie Syrische Armee“ habe sich in einem Lager im Süden der Türkei unter dem Kommando eines geflüchteten Offiziers organisiert, berichtete die „New York Times“ am Freitag nach einem Treffen mit dem Anführer der Gruppe, Oberst Riad al-Asaad. Bei dem Interview sei ein Vertreter des türkischen Außenministeriums anwesend gewesen, hieß es.

Türkische Regierungsvertreter hätten erklärt, die Gruppe werde aber nicht direkt militärisch oder mit Waffenlieferungen unterstützt. „Wir gewähren diesen Menschen aus humanitären Gründen vorübergehend Unterkunft, und das wird erstmal so bleiben“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums der Zeitung. In dem Lager in der Türkei sollen sich 60 bis 70 Mitglieder der Gruppe aufhalten. Die türkische Regierung hatte die einst freundschaftlichen Kontakte nach Damaskus weitgehend auf Eis gelegt, nachdem das Regime in Damaskus nicht von der brutalen Unterdrückung der Regimegegner ablassen wollte.

Regimegegner im Libanon entführt

In der libanesischen Hauptstadt Beirut wurden am Freitagmorgen drei mutmaßliche syrische Regimegegner entführt. Die Männer im Alter zwischen 24 und 26 Jahren seien im Virtel Bir Hassan in der Nähe des Flughafens von bewaffneten Männern verschleppt worden, berichteten libanesische Medien.

Syrer, die vor den Angriffen der Armee und Milizen über die Grenze in den Libanon geflüchtet sind, berichten oft, sie fühlten sich nicht sicher, weil die militante libanesische Schiitenbewegung Hisbollah mit dem Assad-Regime kooperiere.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete unterdessen, am Freitag habe die Registrierung der Kandidaten für die Kommunalwahl am 12. Dezember begonnen. Die syrische Führung hatte in den vergangenen Monaten mehrfach Reformen angekündigt. Die meisten Oppositionellen nehmen diese Ankündigungen jedoch nicht ernst, weil die Regierungstruppen gleichzeitig mit militärischer Gewalt und Folter gegen die Protestbewegung vorgehen. Seit Beginn der Proteste in Syrien im März wurden bereits weit über 3000 Menschen getötet. Viele Berichte aus Syrien sind wegen der Medienblockade nicht zu verifizieren.