Dutertes Drogenkrieg

Dutertes Drogenkrieg
(AFP/Noel Celis)

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Auf den Philippinen führt der Präsident einen mörderischen Krieg gegen die Drogen. Ein Fotojournalist, der das ganze dokumentierte, wurde von "World Press Photo" geehrt.

Ein australischer Fotojournalist war 35 Tage für einen Auftrag der New York Times auf den Philippinen unterwegs. In dieser Woche ist er der Highlight-Fotograf der „World Presse Photo“-Agentur auf deren Instagram-Account. Eine Gelegenheit, um auf die Zustände auf den Philippinen unter dem neuen Präsidenten Rodrigo Duterte aufmerksam zu machen.

Hier die Story von Daniel Berehulak in der New York Times: Link .

Auf den Philippinen ist seit Juni dieses Jahres Rodrigo Duterte an der Macht. Bevor er zum Präsidenten des Inselstaates wurde, war er Bürgermeister der Stadt Davao. Er gewann vor allem wegen einem Versprechen: Er würde den Drogenbanden auf den Philippinen das Handwerk legen. Während des Wahlkamfs hatte er in Richtung der Drogendealer gesagt: „Ich werde euch alle umbringen, in die Bucht von Manila werfen und damit die Fische füttern.“

Die Aussagen kamen gut an. Seine Vorgehensweise war eigentlich schon bekannt, weil er sie in der Stadt Davao schon auf einer kleineren Skala ausprobiert hatte: Die Drogendealer sind vogelfrei. In Davao hatte er die „Davao Death Squad“ gegründet. Es handelte sich um eine Art Bürgerwehr, die durch die Straßen zog und vermeintliche Drogendealer und Konsumenten erschoss. Duterte gab sogar an, mit dem „Death Squad“ schon mal durch die Straßen gezogen zu sein. Laut der Deutsche Presse-Agentur sagte er bei einer Rede vor ein paar Tagen: „In Davao habe ich es selbst getan“. Er habe als Vorbild für die Polizisten dienen wollen.

Tausende Tote

Als er im Juni Präsident wurde, übernahm er seine Taktik auf nationaler Ebene. Es galt das gleiche Kredo: Die Dealer und Konsumenten waren ab jetzt überall in den Philippinen vogelfrei. Sie konnten straflos erschossen werden. Den Polizisten wurde angeordnet, beim Schießen nicht zu zögern. Einige philippinische Nachrichtenseiten haben sich vorgenommen, einen „Death Toll“ zu erstellen. Sie versuchen die Morde zu zählen und zu dokumentieren. Die Zahlen variieren je nach Nachrichtenseite doch drehen sich – derzeit – um 6.000 Tote.

Laut offiziellen Polizeiangaben seien bei Aktionen der Beamten etwa 2.000 Drogendealer ermordet worden. Über 3.800 Morde von Drogendealern wurden von der Polizei aufgezeichnet, jedoch nicht von ihnen begangen. Sie werden auf die Bürgerwehren zurückgeführt. 41.000 Drogenhändler und Konsumenten wurden festgenommen. Über 900.000 ergaben sich freiwillig aus Angst um ihr Leben. Die Gefängnisse sind demnach vollkommen überfüllt.

Angst um die Rechtsstaatlichkeit

Während Duterte noch vor kurzem erklärte, es werde kein ruhiges Weihnachten geben, wenn die Drogenkriminalität nicht ausgelöscht sei, schaut die Welt besorgt in Richtung Inselstaat. Die internationale Gemeinschaft fürchtet sich um die Rechtsstaatlichkeit. Immerhin werden dort Menschen getötet, die nicht verurteilt wurden und denen der Verkauf von Drogen nicht durch Beweise nachgewiesen wurde.

Die Bevölkerung bewundert jedoch ihren Präsidenten. Die Macht der Drogenbanden war ihnen wohl zu groß. Dutertes Regierung erreichte in einer im September durchgeführten und im November veröffentlichten Umfrage der Social Weather Stations (SWS), dem größten philippinische Umfrage-Institut, gute Umfragewerte. 75 Prozent der Philippiner sind „satisfied“, also zufrieden mit der Arbeit der Regierung. Mittlerweile sind auch andere Länder, die mit großer Bewunderung auf die Philippinen schielen. Die chinesische Regierung gab so kürzlich an, Duterte mit Waffen und neuen Gefängniseinrichtungen in seinem Drogenkampf zu unterstützen.