Droht dem König Schicksal der Diktatoren?

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Wegen der wirtschaftlichen Not in Swasiland wächst die Protestwelle gegen König Mswati III. Dieser lässt Demonstranten verprügeln und einsperren. Südafrika vermittelt - aber bisher ohne Erfolg.

König Mswati III. von Swasiland muss um seine fast uneingeschränkte Macht fürchten. Ermutigt von den Aufständen in Nordafrika fordert die Opposition im letzten absolutistisch regierten Königreich Afrikas immer vehementer demokratische Reformen. „Wir werden unseren Protest das ganze Jahr über fortsetzen“, sagt Mary Pais da Silva von der Oppositionsbewegung.

Der 43 Jahre alte König, der für sich und seine 14 Ehefrauen traditionellen Prunk und moderne Luxus-Limousinen bevorzugt, kämpft an mehreren Fronten. Das ohnehin bitterarme Land zwischen Mosambik und Südafrika leidet unter wachsenden Wirtschaftsproblemen. Mehr als 40 Prozent der Erwachsenen in dem 1,1 Millionen Menschen zählenden Volk sind HIV-infiziert – ein trauriger Weltrekord. Die USA und Südafrika mahnen Reformen an.

Herrscher reagierte mit Härte

In den vergangenen Wochen reagierte der 25. Herrscher des Dlamini-Clans mit Härte auf Proteste. Am 12. April ließ er in Manzini Demonstranten mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcken vertreiben. Zuvor hatte er Aktivisten und ausländische Reporter festnehmen lassen. Die Menschenrechte werden in Swasiland laut Amnesty International seit Jahren missachtet.

Droht dem König das Schicksal der Diktatoren wie derzeit in Nordafrika? Noch sei nicht mit einer Revolution zu rechnen, meinen Experten des südafrikanischen Institut für Sicherheitsstudien (ISS) in Johannesburg. Die Kluft zwischen dem Monarchen und seinem Volk sei nicht so groß wie in anderen Diktaturen.

Abhängig von Gastarbeitern

Das kleine Land hängt wirtschaftlich von den Geldern seiner Gastarbeiter in Südafrika und seinem Anteil an den Erlösen der südafrikanischen Zollunion ab. Geld bringen zudem Exportgüter wie Textilien, Zucker oder Papier ein. Swasiland gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, die meisten Menschen leben umgerechnet von weniger als einem Dollar pro Tag. Die Lebenserwartung liegt unter 32 Jahren.

Da die Einnahmen jüngst deutlich zurückgingen, kürzte der König die Gehälter der Staatsangestellten um fünf Prozent. 35 000 Menschen arbeiten für das Königreich. Mswati III. empfahl seinem Volk, „härter zu arbeiten“ und die Gürtel enger zu schnallen. Empörung löste die Meldung aus, dass die Gehälter der Kabinettsmitglieder im Unterschied zu allen anderen Staatsangestellten nicht gekürzt wurden.

„Bin kein Diktator“

Der König selbst wehrt sich gegen ein „falsches Bild“. Er sieht sich in den Fußstapfen seines Vaters König Sobhuza II. In der Tradition afrikanischer Königreiche, sei der König kein Diktator, sondern der Führer seines Volkes. „Der König führt und wird von seinem Volk geführt, ich bin das Sprachrohr meines Volkes“, zitierte die Zeitung „Swazi Observer“ jüngst den verstorbenen Königsvater in einer Huldigung an die Monarchie.

Die Probleme im Nachbarland bescheren auch Südafrikas Präsidenten Jacob Zuma immer mehr Probleme. Der mächtige Gewerkschaftsverband Cosatu, die oppositionelle Demokratische Allianz sowie die Jugendorganisation seiner eigenen Partei ANC fordern ein Eingreifen Südafrikas. Pretoria müsse die „Diktatur“ von Mswati III. beenden, machen vor allem die linken Kräfte in Südafrika deutlich.

Frühes Eingreifen

„Das Zeitfenster für ein frühes Eingreifen ist noch da“, mahnt der Politologe Dimpho Motsamai. Gefordert sei ein entschiedenes Vorgehen und „nicht nur ein paar warme Worte“. Falls die Unruhe im Swasiland größer wird, sei die Ordnungsmacht Südafrika gefordert.

Das weiß auch Zuma. In der vergangene Woche forderte er «einen Dialog zwischen allen Parteien». Allerdings wissen alle, dass der seit 1986 herrschende Swasiland-König solche Appelle nicht sonderlich ernst nimmt. Beispiele aus der Vergangenheit gibt es dafür viele.