/ Diskussionen verunsichern die Finanzmärkte
Auch EU-Währungskommissar Olli Rehn schließt eine Aufstockung des europäischen Rettungsschirms (EFSF) nicht aus. Damit stellte sich Rehn am Freitag hinter EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, der eine erneute Erhöhung des 440 Milliarden Euro schweren Krisenfonds am Vortag ins Gespräch gebracht hatte. Die Märkte verunsichert diese Diskussion zusätzlich: Weltweit war nach der dramatischen Talfahrt vom Vortag keine Entspannung in Sicht.
Rehn versuchte, die Wogen zu glätten. Es sei seit langem die Position der Kommission, die tatsächliche Kreditfähigkeit des EFSF zu verstärken und den Umfang seiner Aktivitäten auszuweiten, sagte Rehn in Brüssel. „Wir müssen bereitstehen, um unsere Krisenwerkzeuge anzupassen.“ Er räumte ein, die Finanzmärkte hätten nicht wie erhofft auf die Beschlüsse des EU-Sondergipfels reagiert. Die Staats- und Regierungschefs der 17 Euro-Staaten hatten am 21. Juli ein zweites Hilfspaket für Griechenland und die Ausweitung der EFSF-Aufgaben auf den Weg gebracht. Brüssel stehe weiter hinter diesen Beschlüssen.
Talfahrt der Märkte durch US-Schuldendebatte
Ein Grund für die Talfahrt der Märkte sei die Schuldendebatte in den USA gewesen. Rehn äußerte aber auch Selbstkritik: „Wir hatten Schwierigkeiten, den Märkten die Beschlüsse zu vermitteln.“ Experten der Kommission, der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Mitgliedsstaaten arbeiteten unter Hochdruck daran, die Gipfel-Beschlüsse im Detail auszuformulieren. Anfang September könnte diese Arbeit erledigt sein.
An den Börsen wächst die Furcht, dass die Schuldenkrisen in Europa und den USA den Wirtschaftsaufschwung abwürgen. Der Dow Jones verlor am Donnerstag satte 4,3 Prozent, der Nikkei in Tokio am Freitag 3,7 Prozent. Auch am deutschen DAX kam es erneut zu einer Verkaufswelle.
„Herdenverhalten“
Volkswirte halten die panikartigen Verkäufe an den Börsen allerdings für übertrieben und kritisieren ein „Herdenverhalten“. Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise kommentierte: „Die Sichtweise der Märkte wird sich aber in den nächsten Wochen wieder ausbalancieren.“
Dazu mag die Ankündigung Chinas beitragen, weiter europäische Staatsanleihen kaufen zu wollen. Während eines Besuches in Polen sagte der chinesische Außenminister Yang Jiechi nach Angaben des Außenamtes in Peking: „China hatte immer Vertrauen in die Euro-Zone und den Euro.“ Sein Land habe seinen Besitz an europäischen Staatsanleihen in den vergangenen Jahren ausgeweitet. „China wird Europa und den Euro in der Zukunft weiterhin unterstützen.“
Der deutlich wachsende Druck der Finanzmärkte auf Italien und Spanien in den vergangenen Tagen sei nicht gerechtfertigt, sagte Währungskommissar Rehn. „Es ist nicht so, als ob sich die Grundlagen der italienischen und spanischen Wirtschaft über Nacht geändert hätten“. Er unterstrich sein Vertrauen in die beschlossenen Sparmaßnahmen der beiden Länder. Weder Spanien noch Italien benötigten Hilfen aus dem Fonds.
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