Die Studenten singen ihren Unmut

Die Studenten singen ihren Unmut

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Geschichte der Schulreform und die darin enthaltene Einführung eines neuen dreijährigen Praktikums für Grundschullehrer hat am Donnerstag ein neues Kapitel erhalten.

Die Lehrergewerkschaft SEW hatte am Donnerstagabend zu einer Protestvveranstaltung im hauptstädtischen „Tramsschapp“ aufgerufen. Inhaltlich blieb jedoch alles beim Alten.

Ca. 300 Studenten und Lehrer nahmen an der Protestveranstaltung teil. Die Kernforderung der Gewerkschaft hat sich allerdings seit den vergangenen Wochen und Monaten nicht geändert: Das vom Erziehungsminister vorgesehene neue dreijährige Praktikum inklusive Examen, Fortbildungsstunden und Abschlussarbeit wird strikt abgelehnt.

„Keine Dialogbereitschaft“

Der zentrale Vorwurf blieb auch der gleiche: Der Erziehungsminister weigere sich konsequent, über sein Reformvorhaben zu diskutieren, und blockiere einen wahrhaften Dialog. Einzig die Art und Weise des SEW, seine Forderungen und Kritiken zu vermitteln, wurde am Donnerstag in eine neue Form gepackt. So erhielten vor allem Studenten das Wort, zusätzlich gab es eine Liveschaltung zu Kommilitonen aus Fribourg und eine Gesangseinlage mitsamt kritischem Liedtext zum Mitsingen. Diese interaktive, dynamische Art, die eigenen Forderungen zu wiederholen, sollte die Protestbewegung wachrütteln, um den Druck auf den Erziehungsminister zu erhöhen. Diese Taktik kam im Saal gut an.

Die Studentin der Erziehungswissenschaften Catia Vieira wies in einer ironisch gehaltenen Rede darauf hin, dass es nicht hinnehmbar sei, dass ein angehender Lehrer nach vier Jahren Studium innerhalb der darauf folgenden drei Jahre Praktikumszeit durchfallen kann. So „entwertet man das erhaltene Bachelor-Diplom und erhöht den Druck auf die Lehrer unnötigerweise“. Selbst im dritten Jahr der Praktikumszeit bestehe die Möglichkeit, wieder ganz von vorne anfangen zu müssen, was unzumutbar sei.

„Chargé de cours“ Marvin Caldarella-Weis wies seinerseits auf die „unmöglichde Situation“ hin, gut genug zu sein, um Unterricht zu halten, aber zu schlecht, um das Zulassungsexamen zu bestehen. Die von Claude Meisch vorgesehene Abschaffung des „concours-examen“ sei auch keine Lösung, da der Druck einfach nach hinten verlagert werde, weil man nun in der Praktikumszeit durchfallen könne.

„Bachelor-Diplom wird entwertet“

Zudem werde noch lange nicht jeder beim Concours als Lehrer eingestellt, weil oft weniger Stellen ausgeschrieben würden, als es Bewerber gebe.

Der Präsident des SEW schloss die gestrige Protestveranstaltung ab, indem er die wichtigsten Kritikpunkte und Forderungen der Lehrergewerkschaft abermals wiederholte. Durch die Einführung eines dreijährigen Praktikums inklusive Examen, Fortbildungsstunden und Abschlussarbeit zwinge man die Lehrer, sich mehr auf das Bestehen des Praktikums als auf die eigentliche Arbeit als Lehrer zu fokussieren. Letztlich würden die Kinder unter der Belastung der Lehrer leiden. Laut Arendt wäre es viel sinnvoller, die Praktikumszeit so zu gestalten, dass dem Lehrer geholfen wird, ohne dass ein zu großer Druck auf ihn ausgeübt wird. Demzufolge müsse man die Möglichkeit, während des Praktikums durchzufallen, abschaffen, denn „wer die vier Jahre Studium besteht, ist ein gut ausgebildeter Lehrer.“

Der Minister bleibt auf seinem Kurs

Zudem würde so ein vertrauensvolles Klima zwischen dem Lehrer und seinem „Tuteur“ geschaffen, weil Letzterer nun nicht mehr entscheidet, ob der Lehrer durchfällt oder nicht. All diese Forderungen und Kritiken wird das SEW wohl nicht zum letzten Mal vorgetragen haben, denn Claude Meisch kündigte bereits vor Wochen an, sich von solchen Protestveranstaltungen nicht beeinflussen lassen zu wollen, schließlich habe er „mit der repräsentativen Lehrergewerkschaft SNE bereits eine Einigung getroffen, welche eine Schulreform, wie sie nun umgesetzt wird, einschließt.“

Gleichzeitig ist das SEW nicht gewillt, aufzugeben. Das Kapitel rund um die Schulreform von Claude Meisch ist somit noch lange nicht beendet.