Die Spur auf den Balkan

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(dpa)

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Die IS-Terrormiliz braucht Nachschub. Junge Kämpfer müssen rekrutiert werden. Bosnien-Herzegowina spielt dabei eine wichtige Rolle. Es gibt Verbindungen nach Luxemburg.

Teile des Balkans sind nach Ansicht von Fachleuten ein bisher weitgehend unbeachteter Hort radikaler Islamisten, schreibt am Donnerstag die Deutsche Presse Agentur und beruft sich dabei auf einen Bericht einer österreichischen Sicherheitsbehörde. Die Region sei „eine Art toter Winkel in der Bekämpfung von Radikalisierung“, heißt es in dem Bericht.

Diese Information ist allerdings unter den Geheimdiensten in Europa, darunter der SREL in Luxemburg nichts neues. Die sogenannten „Salafistendörfer“ in den Bergregionen des Balkans, besonders in Bosnien-Herzegowina, sind auf der Liste der westlichen Geheimdienste. Muslime bilden dort mehr als 45 Prozent der Bevölkerung des Landes.

Grenzgänger

Allerdings gestaltet sich die Überwachung aus geografischen wie auch personellen Gründen als sehr schwierig. „Wir kennen die Wege junger angehender Kämpfer in Richtung Balkan. Fliegen ist inzwischen wegen der Kontrollen zu gefährlich. Sie benutzen Reisebuse oder Fahrgemeinschaften,“ heißt es aus Sicherheitskreisen in Luxemburg.

Luxemburg dient ofmals als Zwischenstopp in Richtung Balkan. Die Routen führen unter anderem über Metz. Anschließend über kleine unauffällige Grenzübergänge im Saarland oder Pfälzer Wald in Richtung Österreich, Slowenien, Kroatien und dann Bosnien-Herzegowina. Dabei ist teilweise ein Informatennetz an den Grenzen installiert, welches in „Echtzeit“ über aktuelle Kontrollen oder Umwege informiert.

Ideologie

Ein wichtiges Glied der Rekrutierungskette für Dschihadisten in Bosnien spielte über Jahre Bilal Bosnic. Der bekennende Salafist und IS-Symphatisant sorgte für Nachschub bei den Kämpfern. Er wurde nach langer Observation Anfang September 2014 in Bosnien festgenommen.

Hunderte von Kämpfern wurden bislang über Bosnien durch die Türkei nach Syrien und in den Irak geschleust. Es handelte sich um junge Männer aus dem Kosovo, Mazedonien, Albanien und natürlich Bosnien. Viele stammen dabei aus westlichen Ländern. Sie waren damals mit ihren Familien vor dem Bürgerkrieg in den 1990-ern auf dem Balkan nach Deutschland, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweiz und Luxemburg geflüchtet.

„Balkanski Emirat“

Ihre Spur verliert sich meist in den Bergdörfern („Salafistendörfer“) Bosniens. Dort erfolgt die ideologische wie auch körperliche Ausbildung . Diese Ortschaften führen geradezu ein Eigenleben und haben mit dem regulär praktiziertem Islam nicht mehr viel am Hut. Während in weiten Teilen Bosnien-Herzegowinas ein toleranter „bosnischer“ Islam vorherrscht, zählen sich die Salafisten zu den Wahhabiten nach saudischem Stil. Der Koran wird streng ausgelegt. Dazu gehört das Verbot des Autofahrens für Frauen und öffentliche Scharia-Strafen (Auspeitschen, Hinrichtungen).

In den vergangenen Jahren werden immer mehr Moschee-Brände durch Salafisten aus Bosnien gemeldet. Ziel ist es, in den Dörfern eine strenge Koranlehre einzuführen. Inzwischen ist von einem „Balkanski Emirat“ die Rede. Ensprechendes Propagandamaterial findet sich im Internet. Nach mehreren Wochen der Ausbildung rücken die Dschihadisten aus. Meist an der türkisch-syrischen Grenze tauchen die jungen Kämpfer wieder auf dem Schirm der Sicherheitsdienste wieder auf. Die Grenzen zwischen der Türkei, Syrien und dem Irak sind, trotz westlicher Warnungen und Mahnungen, löchrig wie ein Schweizer Käse.