Die Schere öffnet sich weiter

Die Schere öffnet sich weiter
(AFP/Joel Saget)

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Die Ungleichheiten in Luxemburg nehmen seit Beginn der 90er-Jahre zu. Die Einkommensschere öffnet sich weiter.

Der Unterschied zwischen hohen und niedrigen Einkommen und der Verlust an der damit verbundenen Kaufkraft nehmen zu. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt die Arbeitnehmerkammer in ihrem letzten Sozialpanorama (csl.lu). Hierfür werden mehrere Gründe angeführt. Zum einem stellt die Kammer fest, dass die Aufteilung des erwirtschafteten Reichtums in Luxemburg seit Beginn der 90er-Jahre vor allen Dingen dem Kapital zugutekommt und nicht dem Faktor Arbeit.

Dies sei die falsche Richtung, so die Kammer, die daran erinnert, dass die Europäische Union im letzten Jahrhundert ihre besten Wachstumsphasen verzeichnete, als die Löhne im gleichen Rhythmus stiegen wie die Produktion. Beginn der 90er jedoch habe das Pendel umgeschwenkt und die Tendenz zu moderaten Lohnerhöhungen die Überhand gewonnen, was einem hausgemachten Zurückschrauben des Wirtschaftswachstums gleichgekommen wäre. Insgesamt würden Gutgestellte besser behandelt als andere.

Entwicklung trift die Haushalte unterschiedlich

Wenn es auch stimme, dass die Kaufkraft zum zweiten Jahr in Folge ansteige, so gelte es jedoch auch festzuhalten, dass die Kaufkraft der oberen Lohnbezieher anderthalb Mal so schnell zunimmt wie die bei den moderaten Löhnen. Und dass sie in den Jahren bis 2010 abgenommen hat.
Bei der Lohnentwicklung von 1998 bis 2014 kann man feststellen, dass das niedrigste Einkommen bei den 5% der Lohnempfänger, die am meisten verdienen, im Jahre 1998 mit 33,79 Euro die Stunde insgesamt 3,66 Mal höher lag als der höchste Stundenverdienst von 9,22 Euro bei den 20% Lohnempfängern, die am wenigsten verdienen. Im Jahre 2014 lag dieses Verhältnis mit 57,45 Euro und 13,51 Euro Stundenlohn bei 4,25 Mal höher.
Wobei die unteren Löhne zwischen 1998 und 2014 mit 47% weniger schnell zunahmen als die mittleren mit 64% und die oberen Löhne mit 70% im gleichen Zeitraum.

Hinzu kommt, dass die Entwicklung die Haushalte unterschiedlich trifft. Betrachtet man alle Haushalte zusammen, steigt das Einkommen zwischen 2009 und 2013 um 1,3% pro Jahr. Haushalte mit zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern jedoch verloren jährlich 1,6%.
Besorgt ist die Arbeitnehmerkammer auch was die Zahl der Mindestlohnbezieher anbelangt. So zahle Luxemburg im Vergleich zu seinen Nachbarländern einen hohen Mindestlohn. Allerdings sei der Unterschied zwischen Mindestlohn und Armutsgrenze hierzulande auch am geringsten.

Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie in der Freitagsausgabe des Tageblatt.