Ein Spaziergang über die Remicher Moselpromenade mit einer Fahrt auf dem Schiff als Kirsche auf dem Kuchen. Bei vielen hiesigen Familien steht dieser klassische Ausflug mindestens einmal im Jahr auf dem Programm. Genau wie bei vielen Seniorenvereinen, die ihre Mitglieder gerne zu einem Tagesausflug auf der „Marie-Astrid“ verführen. Diese Tätigkeit ist jedoch stark wetterabhängig. Bei Regen wird der Ausflug abgesagt oder verschoben.
Das geht umso einfacher, als die Kundschaft des Moselschiffes, das seit 1965 regelmäßig auf der Mosel verkehrt, mehr als zur Hälfte luxemburgisch ist. Darunter viel drittes Alter. An diesem Image möchte der Kapitän des Unternehmens „Entente touristique de la Moselle“, Direktor René Sertznig, gerne etwas ändern. Er möchte den hiesigen Unternehmen das Schiff als Veranstaltungsort für Betriebsfeiern oder Präsentations- und Informationsversammlungen anbieten.
Das Angebot vergrößern
„Bei uns hat jeder Tisch einen Fensterplatz“, unterstreicht er. Das zweigeschossige Schiff bietet im Erdgeschoss einen schönen Empfangsraum und auf der Etage ein elegantes Speisezimmer. Die knapp zwei Jahre alte „Princesse Marie-Astrid“ wird jetzt technisch noch aufgerüstet: Sie bekommt ein eigenes drahtloses Netzwerk, damit problemlos an Bord gearbeitet werden kann. Noch sind private Veranstaltungen, bei denen das ganze Schiff angemietet wird, nur eine bescheidene Tätigkeitssparte, genau hier sind jedoch noch Ausbaumöglichkeiten. Verstärkt möchte man auch Hochzeiten und Familienfeiern anlocken.
Verringert wird hingegen das klassische Angebot der Tagesfahrten nach Bernkastel. Diese Ausflüge werden zwar nach wie vor gerne gebucht, fordern jedoch eine aufwendige Organisation. Weil die Fahrt morgens schon um sieben Uhr losgeht und sich bis abends nach acht Uhr hinzieht, kann das Schiff am Vorabend nicht verkehren und fällt auch für den Samstagabend aus. Außerdem verliert der Ausflug an Attraktivität, wenn das Schiff zu spät in Bernkastel ankommt und dann nur mehr wenig Zeit für Stadtbummel und Einkauf bleibt.
Verspätung hat das Schiff, wenn es durch einen unglücklichen Umstand nicht rechtzeitig bei einer der sieben Schleusen ankommt, die es unterwegs zu durchqueren gilt. Prinzipiell ist das Passagierschiff angemeldet und hat auch den Vortritt. Diese Priorität gilt allerdings nur für eine Viertelstunde. Achtmal stand dieser Ausflug in jeder Saison auf dem Programm. In Zukunft werden es weniger Fahrten sein.
Passagiere und mehr
Vermehren könnten sich hingegen die Themenabende, die vom Betreiber selbst organisiert werden und jeweils ein absoluter Erfolg bei der regionalen Kundschaft sind. Die im Oktober und November geplanten „Lëtzebuerger Owend“, Kulinarische Weinprobe, Italienischer Abend und Musikveranstaltungen sind zum Teil schon ausgebucht, an einzelnen Abenden sind jedoch noch Plätze frei.
Auch hinter den Kulissen sind die „Princesse-Marie Astrid“ und ihr Betreiber, der gemeinnützige Verein „Entente touristique de la Moselle“ ein bedeutsames Unternehmen. Der Betrieb läuft von Mitte März bis Ende November, wobei die offizielle Saison mit den regelmäßigen Fahrten an Ostern beginnt. Im Steuerhaus sitzen bei jeder Fahrt ein Kapitän und zwei Techniker, die ein sogenanntes Schiffsbuch besitzen. 16 weitere Angestellte, darunter vier Köche, sind für die Verpflegung zuständig. Bei einer Fahrt werden jeweils 200 Gedecke serviert. Damit kommt das Schiff im Gastronomiebereich auf einen Umsatz von 1,2 Millionen Euro.
In der „Entente touristique de la Moselle“ sind alle Gemeinden der Mosel sowie Bad Mondorf zusammengeschlossen. Neben dem Schifffahrtsbetrieb verwaltet sie das Weinmuseum in Ehnen und betreibt einen erfolgreichen Fahrradverleih, der im vergangenen Jahr auf 3.400 Vermietungen kam. Dieses Jahr werden es wahrscheinlich mehr sein, vermutet René Sertznig. Sieben Euro pro Tag kostet die Miete eines der 140 hochwertigen Trekking-Fahrräder, mit denen sich das Moselufer und die Hänge der Weinberge auskundschaften lassen. Die Wartung der Räder und die Verteilung auf eine der 12 Andock-Stationen übernimmt der Solidarwirtschaftsdienst CIGR.
Ungeteilte Aufmerksamkeit
In Eigenregie verwaltet die „Entente“ jedoch das Weinmuseum in Ehnen, das jährlich auf rund 10.000 Besucher kommt. Diese beeindruckende Besucherzahl rühre daher, dass auch die Gäste der im Museum organisierten Feierlichkeiten mitgezählt werden. Dieses Tätigkeitsfeld möchte der Verein weiter ausbauen. Große Hoffnungen werden auf den geplanten und versprochenen Ausbau der Museumsräumlichkeiten gesetzt. Dadurch soll mehr Platz für zusätzliche Tätigkeiten geschafft werden.
Um weitere Gäste anzulocken und das kulturelle Angebot zu vervielfältigen, arbeitet das Weinmuseum mit den anderen Museen der Moselgegend zusammen. Gemeinsam bieten sie Konferenzen zu unterschiedlichen, moselspezifischen Themen an, wobei im Weinmuseum natürlich die Thematik Wein im Blickpunkt steht. Auch die speziell für Kinder ausgerichteten Workshops unter der Regie der Museumsverantwortlichen Anne-Catherine Mondloch haben viel Erfolg.
Dem dynamischen René Sertznig liegt nicht nur der eigene Betrieb am Herzen. Er versteht den Tourismus als Ganzes, möchte im Verbund mit den anderen Partnern das Angebot durch mehr Anlege-Stege für private Yachten oder mehr Stellplätze für Camping-Cars ausbauen. „Es braucht die richtigen Infrastrukturen und genügend Informationen, damit die Touristen an die Mosel kommen und dort auch verweilen wollen!“ Sertznig sagt es und beantwortet schon den nächsten Telefonanruf. Kurz, präzise und effizient
De Maart

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