/ Die Logistik als Zukunftsbranche

Mit rund 2.000 Ausstellern aus insgesamt 64 Ländern ist die alle zwei Jahre stattfindende „Transport Logistic“ in München die wichtigste Messe für den Logistikbereich weltweit. Auch aus dem Großherzogtum waren zwölf Aussteller gekommen.
Für Wirtschaftsminister Etienne Schneider ist der Ausbau der Logistik-Branche in Luxemburg eine seiner Prioritäten. „Die Logistik liegt mir ganz besonders am Herzen, auch weil sie gerade für Geringqualifizierte eine Beschäftigungsmöglichkeit bietet“, so Schneider am Mittwoch auf der Messe in München.
Immerhin seien rund 60 Prozent der Arbeitslosen in Luxemburg Menschen mit keiner oder nur geringer beruflicher Qualifikation. „In den nächsten Jahren wird die Logistik-Branche bis zu 5.000 neue Arbeitsplätze in Luxemburg schaffen“, so Schneider weiter. Dass die Branche im Großherzogtum einen Aufschwung erlebt, zeige sich auch daran, dass viele Projekte schon realisiert seien bzw. sich in Fertigstellung befänden. „Am Standort der ehemaligen WSA haben die Arbeiten begonnen und Transalliance baut sein Headquarter ebenfalls gerade in Luxemburg“, so der Wirtschaftsminister.
Standortvorteil
Interessant sei auch die Errichtung des Freeport auf dem Flughafen Findel. „Der Freeport ist ein Standortvorteil für das Großherzogtum“, so Schneider. „Denn die Mehrwertsteuer muss erst dann errichtet werden, wenn die Waren weitergegeben werden. Das heißt, die Unternehmen müssen die Mehrwertsteuer nicht vorfinanzieren.“ In Luxemburg seien die verschiedenen Transportwege – Straße, Schiene, Luft und Wasser – zudem gut vernetzt und würden es in Zukunft sogar noch besser sein.
Die Befürchtung, dass es durch den Ausbau der Logistikbranche zu verstärktem Verkehrsaufkommen kommen würde, teilt Schneider nicht. „Die Lkws fahren ohnehin schon durch Luxemburg durch. Da macht es doch nur Sinn, dass wir dieses Verkehrsaufkommen nutzen und die Güter weg von der Straße holen und sie auf die Schiene verladen.“ Natürlich könnte es aber auch zu mehr Flugbewegungen kommen, wenn das Frachtaufkommen steigt. „Aber wenn wir wieder wettbewerbsfähig werden wollen, ist das nicht zum Nulltarif zu haben“, so Schneider.
Logistiksektor
„Wir fangen jetzt so richtig an, Luxemburg als Logistik-Standort zu vermarkten“, so Wirtschaftsminister Schneider. „In den letzten Jahren haben wir viel umgesetzt“, so Transportminister Claude Wiseler. „Jetzt können wir an die Kunden herangehen.“ Bereits heute würden in Luxemburg rund 16.000 Menschen im Logistiksektor arbeiten. „Das macht fünf Prozent der Arbeitnehmer aus“, so Wiseler weiter. „Außerdem kommt vier Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts aus der Branche, wovon allerdings 2,6 Prozent auf die Luftfracht entfallen.“
Der Flughafen Luxemburg gehöre beim Frachtgeschäft zu den Top 10 in Europa. „Wir können jährlich bis zu 1,2 Millionen Tonnen Fracht umschlagen“, so der Transportminister.
Weg von der Straße
Und auch Wiseler will weg von der Straße hin zur Schiene. „Die Verladung von Lkws auf die Schiene wird künftig noch effizienter und schneller sein.“ Während in Europa 72 Prozent des Warenverkehrs über die Straße rollt, sind es in Luxemburg 87 Prozent. Dahingegen werden in Luxemburg nur 9 Prozent über die Schiene befördert, während es in Europa rund 16 Prozent sind. Hier besteht nach Wiselers Ansicht noch ein deutlicher Nachholbedarf.
Dank des Hafens in Mertert werden in Luxemburg allerdings schon 12 Prozent über den Wasserweg transportiert, während es in Europa nur halb so viel ist. Bei der Luftfracht liegt Luxemburg ganz klar vorne. 0,9 Prozent der Güter werden auf dem Luftweg befördert, während es in der gesamten EU nur rund 0,1 Prozent sind. Die Luxemburger Logistik-Betriebe präsentierten sich in München auf zwei Gemeinschaftsständen, aber auch, wie Wallenborn, an Einzelständen.
Innovatives Produkt
Ein innovatives Produkt für den Logistikbereich stellte die Firma DuPont in München vor. Eine speziell von der Firma entwickelte Plane schützt sensible Fracht beim Umladen vor Hitze. Dabei werden Paletten mit Gütern wie beispielsweise Obst, die oft mehrere Stunden in der Sonne stehen, mit der Plane abgedeckt, so dass die Temperatur über mehrere Stunden konstant gehalten werden kann.
„Unsere Abnehmer kommen beispielsweise aus der Pharmabranche“, erklärt Sylvain Wallerich von DuPont. „Sie kaufen bis zu 10.000 Planen pro Monat.“
Insgesamt rund 50 Millionen Kilogramm dieser Planen würden jährlich in Contern produziert. Ein wichtiger Abnehmer in Luxemburg sei auch die Provençale, die jede Woche Lebensmittel zu Kunden nach Afrika verschicke.
Diese Hitzeschutz-Planen seien zudem recycelbar und könnten auch problemlos in einer Müllverbrennungsanlage verbrannt werden, ohne dass Schadstoffe entstünden.
(Stefan Osorio-König / Tageblatt.lu)
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