/ Die "Gemeinheit" der Branche
Mit kalter Wut haben die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr irischer Kollege Enda Kenny am Freitag auf hochmütige Äußerungen irischer Spitzenbanker reagiert. In den Gesprächen aus dem Jahr 2008, die erst jetzt in der irischen Presse erschienen, machen sich die Banker über die bevorstehende Rettung durch Steuermilliarden lustig. Sie habe „dafür wirklich nur Verachtung“, sagte Merkel am Rande des EU-Gipfels in Brüssel.
In den vom „Irish Independent“ veröffentlichten Gesprächsaufzeichnungen singt ein Spitzenmanager des Pleiteinstituts Anglo Irish Bank: „Deutschland, Deutschland über alles“ – die erste Strophe des Deutschlandlieds, die zur Zeit des Nationalsozialismus gesungen wurde. Der damalige Bankchef David Drumm empfiehlt dem damaligen Finanzchef, mit „simplen Worten“ bei der Zentralbank Notkredite zu verlangen: „Wir brauchen die Knete, ihr habt sie, also gebt sie uns.“ Drumm soll auch angekündigt haben, den Aufsehern der kollabierenden Bank zu drohen.
„Nur Verachtung“
Diese „Tonalität scheint bankenübergreifend gleich zu sein“, sagte Merkel. „Sie ist für Menschen, die ganz normal jeden Tag zur Arbeit gehen, die ihr Geld verdienen, einfach nur ganz, ganz schwer zu verkraften, um nicht zu sagen gar nicht zu verkraften“, fügte sie sichtlich erbost hinzu. „Deshalb habe ich dafür wirklich nur Verachtung.“ Kenny nannte die Aufzeichnungen einen Donnerschlag“. Sie belegten „die Arroganz und Frechheit“ hoher Banker gegenüber der Regierung und den Bürgern. Die „Gemeinheit“ der Branche erscheine in grellem Licht, und die Affäre „hat unser Ansehen beschädigt“.
Zugleich äußerte Kenny die Hoffnung, Merkel und die anderen Kollegen auf dem Gipfel verstünden, dass die Aufnahmen aus einer vergangenen Zeit kämen, die Irland hinter sich gelassen habe. Die Anglo Irish Bank musste zunächst mit sieben Milliarden Euro Steuergeldern vor der Pleite gerettet werden, brauchte aber schließlich mehr als 30 Milliarden Euro und wurde 2009 verstaatlicht. Im Folgejahr schrieb die Bank rote Zahlen in Höhe von 17,65 Milliarden Euro – der größte Verlust eines Unternehmens in der irischen Geschichte. Die massiven Probleme seiner maroden Banken zwangen Irland 2010 Hilfe aus dem Euro-Rettungsfonds zu beantragen – und eine Reihe von harten Sparmaßnahmen umzusetzen.
Merkel in Rage
Die Äußerungen der Banker brachten Merkel nachhaltig in Rage. „Das ist eine richtige Schädigung der Demokratie, der sozialen Marktwirtschaft und von allem, wofür wir arbeiten“, fuhr sie auf der Brüsseler Pressekonferenz fort. „Deshalb ist das für uns auch eine unglaubliche Herausforderung; denn die Menschen zu überzeugen, die jeden Morgen aufstehen, die jeden Tag ihre Arbeit machen, die immer ihre Steuern zahlen, die alles tun und die auch Solidarität mit anderen Menschen, die schwächer sind, üben – das alles wird dadurch zerstört.“
- Blau durch den Sonntag - 18. September 2017.
- 38-jähriger Vermisster aus Schieren ist tot - 4. August 2017.
- Polizei fasst Einbrecher und Komplizin - 3. August 2017.