/ Die Eselstadt und ihr Kino

Im Jahr 2014 stimmt der Gemeinderat mit den Stimmen von LSAP und DP ein Abkommen mit dem Bauträger. Sobald das Gebäude fertiggestellt ist, heißt es darin, kann die Gemeinde es kaufen oder anmieten. Am Dienstagabend schlägt der LSAP-Schöffenrat dem Gemeinderat vor, das neue Kino erst zu mieten, dann zu kaufen. Bezahlt werden soll ab dem ersten Trimester 2018, dies in fünf Raten. Bis dahin werde die Gemeinde das Gebäude anmieten.
Das neue Kino
In Diekirch gibt es einen neuen Kinokomplex auf dem Grundstück der ehemaligen alten Sägerei. Dieses ist im Besitz der Gemeinde. Errichtet wurde das Kino vom privaten Bauträger „Kino Dikkrich sàrl“. Mit seinen fünf Sälen bietet es 473 Zuschauern Platz. Die offizielle Eröffnung ist am 20. Juni. Der Kinobetrieb wird am 21. Juni aufgenommen.
Experten schätzen den Wert der Immobilie auf rund acht Millionen Euro. Der genaue Kaufpreis soll erst bei der Abnahme des Gebäudes in den kommenden Tagen verhandelt werden. Diekirch will das Kino in Eigenregie betreiben. Das ist auch beim bereits vorhandenen Kino Scala der Fall. Zu diesem Zweck soll auch das Personal aufgestockt werden.
Scharfe Töne: „LSAP-Parteikino“
Die Oppositionsparteien CSV, DP und „déi Gréng“ kritisieren nicht das Projekt an sich, schreiben sie in ihrer gemeinsamen Stellungnahme. Sie bemängeln die Entscheidung des Schöffenrats, den lang gehegten Wunsch nach einem neuen Kino mit einem privaten Bauträger zu verwirklichen.
Und weiter: Der Gemeinderat habe keine Gelegenheit gehabt, Einfluss zu nehmen, weder auf die architektonische Gestaltung noch auf die Größenordnung. Fünf Kinosäle halten die drei Oppositionsparteien für übertrieben, die vorgesehene Zahl der Besucher für unrealistisch. Der Vertrag mit dem privaten Bauträger unterlaufe zudem die öffentlichen Ausschreibungsprozeduren. Das geschäftliche Risiko liege nun alleine bei der Gemeinde.
Die CSV ist bei ihren Wortmeldungen noch eher bedächtig. DP und Grüne legen am Dienstagabend einen bedeutend schärferen Ton gegenüber dem LSAP-Schöffenrat an den Tag. Von „Katze im Sack“ bis hin zum „LSAP-Parteikino“ und mangelnder Transparenz hagelt es Vorwürfe von der Opposition.
Haagen: „Alles ist bekannt gewesen“
Bürgermeister Claude Haagen wehrt sich gegen die Kritik. Der Schöffenrat habe sich an die Gesetze gehalten. Haagen erinnert daran, dass die Pläne zum Kinokomplex in der Bautenkommission vorgestellt wurden, in der ja alle Parteien vertreten seien. Auch die Option mit dem Kauf oder der Anmietung des Kinos sei bekannt gewesen und bei der Abstimmung im Jahr 2014 von der DP mitgetragen worden.
Es sei auch richtig gewesen, für die Ausarbeitung des Projekts auf professionelle Hilfe zu setzen. Anders habe die Gemeinde das Kino-Projekt gar nicht verwirklichen können.
Vor der Abstimmung verlassen CSV, DP und Grüne die Gemeinderatssitzung. Ein sehr ungewöhnlicher Vorgang. Die LSAP sitzt ab da alleine da. Das Kino wird demnach wie vorgeschlagen gekauft.
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