Die dritte Revolution

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Hunderte Terrorverdächtige in Pakistan und Afghanistan hat der US-Präsident in den vergangenen Jahren zum Abschuss durch bewaffnete Drohnen freigegeben. Gesteuert werden die unbemannten Flugkörper von ausgebildeten Kampfpiloten, die jedoch nicht im Cockpit einer F-16, sondern im vollklimatisierten Container irgendwo in der Welt sitzen und den Knopf betätigten, mit dem die Rakete auf die Zielperson abgefeuert wird. Das könnte bald der Vergangenheit angehören.

Selbst entscheidende und handelnde Killer Robots sind auf dem Vormarsch. Das befürchten die mehr als 1.000 Wissenschaftler, Technologieexperten und Forscher im Bereich Künstliche Intelligenz, welche diese Woche einen diesbezüglichen Aufruf veröffentlichten. Selbstständige Kampfroboter könnten schon in wenigen Jahren verfügbar sein, warnen sie. Der Aufruf wurde u.a. vom Astrophysiker Stephen Hawking, Apple-Mitgründer Steve Wozniak, Sprachwissenschaftler Noam Chomsky und vom Silicon-Valley-Star und Tesla-Elektroauto-Entwickler Elon Musk unterschrieben, so Tageblatt.lu am Dienstag. Ein Wettrüsten bei computergesteuerten Kriegswaffen müsse verhindert werden, sagen sie.

Zu Pazifisten wurden die Unterzeichner damit keinesfalls. Gegen die aktuellen, von Menschenhand gesteuerten Kampfdrohnen haben sie nichts einzuwenden. Was sie umtreibt, ist die Sorge, dass autonome Waffensysteme in die Hände von Terroristen und anderen „Schurken“ fallen könnten. Die könnten das für gezielte Mordanschläge und sogenannte ethnische Säuberungen nutzen. Worin sich die aktuellen Mordaufträge aus dem Weißen Haus von diesen unterscheiden, sagt man im Aufruf nicht. Aber das nur am Rande. Mit KI ausgestattetes Kampfgerät müsse verboten werden, fordern die Wissenschaftler und Forscher.

Als dritte Revolution in der Kriegsführung nach der Erfindung des Schießpulvers und der Entwicklung der Nuklearwaffen werden die Killer Robots bezeichnet. Die Ergebnisse der beiden ersten Umwälzungen kennen wir. Auch bei der zweiten, der Nuklearrevolution, hatten sich rechtzeitig Wissenschaftler und Kernphysiker zu Wort gemeldet. Selbst Albert Einstein, der mit seiner Relativitätstheorie Wegbereiter der Atombombe war und während des Zweiten Weltkriegs US-Präsident Roosevelt aufgefordert hatte, die Nuklearforschung zu beschleunigen, um den Nazis beim Bau der Bombe zuvorzukommen, gab zu, mit diesem Brief an den Präsidenten einen schweren Fehler begangen zu haben. Die Perfektionierung der nuklearen Massenmordwaffe konnten keinerlei Aufrufe von Wissenschaftlern von Weltrang stoppen. Erst Jahre später, als die Großen derlei Spielzeug bereits massenweise auf Lager hatten, wurden Nukleartests verboten, Vereinbarungen über eine Reduzierung getroffen und anderen Staaten wie nun dem Iran der Griff zur Bombe versperrt.

Den intelligenten Waffen sollte ein ähnliches Schicksal jedoch verbaut werden. Erschreckend banal klingt die Feststellung der Unterzeichner, die autonomen Waffen würden die Kalaschnikows von morgen. Ob sich der Zug noch stoppen lässt? „Neben den USA und Deutschland arbeiten momentan 41 Staaten an unmanned armed vehicles, also an unbemannten, bewaffneten Fahrzeugen. Dazu zählen etwa Israel, Iran, Russland, Schweden oder Südkorea.“ Das sagte der US-Politologe Peter W. Singer in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Das war im November 2010.