/ Die Chinesen hätten mehr gezahlt

Haben sich die Luxair und damit auch die Regierung in der Affäre um den Verkauf von Cargolux-Aktien überm Tisch ziehen lassen? Oder diktierten politische Interessen das Geschäft mit dem Golfstaat? Fakt ist, dass Qatar Airways 117,5 Millionen Dollar für 35 Prozent der Cargolux bezahlten. Nicht genug für die Beteiligung an einer der erfolgreichsten Frachtfluggesellschaften der Welt, meinten von Anfang Experten, die das Unternehmen 2010 auf rund 500 Millionen Dollar schätzen. Statt 117,5 Millionen hätten es tatsächlich 175 Millionen sein können, hätte man nicht mit dem Emirat sondern mit dem chinesischen Kaufinteressenten verhandelt.
Bereits vor einigen Wochen waren Informationen durchgesickert, dass auch die chinesische Fluggesellschaft Yang Tse River Express an der Cargolux interessiert sei. Es habe wohl Kontakte gegeben, aber Verhandlungen hätten nicht stattgefunden, hatte Cargolux-CEO Frank Reimen in einem Tageblatt.lu-Interview bestätigt.
Bis zu 49 Prozent
Tatsächlich hatte die Muttergesellschaft von Yang Tse River Express, die HNA-Gruppe, bereits im vergangenen Jahr ihre Fühler ausgestreckt. HNA und nicht Yang Tse River wären in die Cargolux eingestiegen, wenn man sie denn gelassen hätte. 33 Prozent der Cargolux wäre die Mindestbeteiligung gewesen. Die Chinesen wären sogar bereit gewesen, sogar bis zu 49 Prozent zu übernehmen.
Wie eine mit dem Vorgang vertraute Person uns sagte, wollte HNA zusammen mit Cargolux in einer ersten Etappe den Frachtflugverkehr mit dem afrikanischen Kontinent ausbauen. Die Gesellschaft, die unter anderem 13 Flughäfen betreibt und mehrere Fluggesellschaften neben Yang Tse River besitzt, hätte in einer zweiten Phase ihr Stabsquartier für ihre Investitionen in Europa und Afrika in Luxemburg eingerichtet.
Luxemburg-Peking
Von Bedeutung für Luxemburgs Flughafen wäre sonder Zweifel die Einrichtung einer Fluglinie Luxemburg-Peking durch Hainan Airways gewesen, eine der HNA-Gruppe gehörende Fluggesellschaft. Was für die Luxair als Kurzstrecken-Betreiber in Europa wohl von großem Vorteil gewesen wäre. HNA war sogar bereit, in das Luxair-Kapital selbst einzusteigen. Schließlich stellte HNA zusätzliche Arbeitsplätze am Cargocenter auf Findel und am Flughafen insgesamt in Aussicht.
Dem Vernehmen nach sollen Cargolux und Luxemburgs Regierung noch im September 2010 „großen Enthusiasmus“ für den chinesischen Partner gezeigt haben. Doch plötzlich seien die Kontakte auf Initiative der Cargolux nach einer Sitzung in Shanghai abgebrochen worden. Warum die Gespräche beendet wurden, sei der HNA-Gruppe bisher nicht klar, heißt es. Vor allem seien die wirtschaftlichen und finanziellen Argumente für dieses Nein nicht nachvollziehbar.
Das alles ist nun Vergangenheit. Am Donnerstag unterschrieben Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker und sein katarischer Amtskollege Scheich Scheich Hamad bin Jassem bin Jabor Al-Thani die Vereinbarungen.
Statt Luxemburg-Peking wird Findel die Passagierlinie Luxemburg-Doha bekommen.
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