/ Die Bedingungen Kiews
Das Ringen um den russischen Hilfskonvoi für die notleidende Bevölkerung im umkämpften Osten der Ukraine hält an. Während der Konvoi wegen des Streits in Südrussland in Wartestellung blieb, erklärte die ukrainische Präsidentschaft am Mittwoch, sie sei unter bestimmten Konditionen zur Annahme der Hilfe bereit.
Die UNO teilte mit, die Opferzahl in der Ostukraine habe sich binnen zwei Wochen fast verdoppelt. Der ukrainische Präsidentensprecher Swjatoslaw Zegolko sagte, Bedingung für die Annahme des Konvois sei, dass er die Grenze an einem Übergang nahe Lugansk überquere und die Ladung dort von ukrainischen Grenzschützern und Mitarbeitern der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) kontrolliert werde. Auf der Fahrt nach Lugansk müsse der Konvoi auf von den Separatisten kontrolliertem Gebiet fahren. In Lugansk müssten die Hilfsgüter dann von Mitarbeitern des Roten Kreuzes verteilt werden, sagte Zegolko.
Entscheidung in der Nacht
Demnach wurde die Entscheidung zur möglichen Annahme der Hilfe in der Nacht zu Mittwoch bei einer Sitzung des Präsidenten, des Regierungschefs und Vertretern der Sicherheitskräfte getroffen. Moskau hatte am Dienstag rund 280 Lastwagen Richtung Ukraine entsandt, doch war bislang unklar, ob, wo und unter welchen Bedingungen sie über die Grenze gelassen werden würden.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete am Mittwochabend, der Konvoi befinde sich auf dem Luftwaffenstützpunkt Woronej 300 Kilometer vor der ukrainischen Grenze. Er war damit binnen 24 Stunden kaum vorangekommen. Zunächst sollte der Konvoi nahe der Stadt Charkiw einen von Kiew kontrollierten Grenzübergang passieren. Die ukrainische Regierung forderte aber, dass dort die Hilfslieferungen auf Lastwagen des Roten Kreuzes umgeladen würden. Laut Zegolko lehnte Russland dies aber ab. Die Ukraine habe nur die Wahl gehabt zwischen einer „direkten russischen Invasion“ unter dem Vorwand einer Hilfsmission und „Provokationen“ in der Region Charkiw. Innenminister Arsen Awakow hatte zuvor erklärt, es sei „ausgeschlossen“, dass der Konvoi „des Aggressors“ das Gebiet von Charkiw passiere.
„Grenzenloser Zynismus“
Ministerpräsident Arseni Jazenjuk warf Russland seinerseits „grenzenlosen Zynismus“ vor. Russische Medien feierten den Konvoi als „drei Kilometer Hilfe“, doch neben Kiew reagierte auch der Westen zurückhaltend auf die Hilfslieferung, da befürchtet wurde, dass sie vor allem den prorussischen Rebellen zugute kommen soll.
Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte teilte mit, die Zahl der Toten in der Ostukraine habe sich in den vergangenen zwei Wochen auf 2086 fast verdoppelt. Demnach hatte die Opferzahl am 26. Juli bei 1129 gelegen. In der Mitteilung war von einer „sehr vorsichtigen Schätzung“ die Rede. Die eigentliche Totenzahl liegt demnach vermutlich wesentlich höher. Der russische Präsident Wladimir Putin traf derweil auf der im März annektierten ukrainischen Halbinsel Krim ein, um eine Sitzung des Sicherheitsrats zur Situation in der Ukraine zu leiten. Am Donnerstag sollte er vor russischen Abgeordneten sprechen.
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