Die Armut verfestigt sich

Die Armut verfestigt sich
(Tageblatt/Isabella Finzi)

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Was der Arbeitnehmerkammer CSL das "Panorama social" ist, ist der Caritas der Sozialalmanach. Das Grundthema beider Publikationen 2016 ist das gleiche – Ungleichheiten – und der Grundtenor ebenfalls: Diese sind dabei, größer zu werden.

Die Hilfsorganisation Caritas, die in humanitärer und Entwicklungshilfe, aber auch zahlreichen sozialen Diensten tätig ist, stellte ihre rund 430 Seiten starke Publikation am Dienstag vor. Es ist die 10. Auflage, der Titel lautet „Inegalitéiten“, und wie gewohnt beleuchtet sie mittels Beiträgen von Caritas-Mitarbeitern sowie Gastautoren und zahlreichen Statistiken den Zeitraum zwischen zwei „Etat de la nation“-Reden des Premierministers.

Der Sozialalmanach

Beziehen kann man den Sozialalmanach bei Caritas Luxembourg auf Nr. 29 in der Rue Michel Welter in Luxemburg-Stadt.

Telefon: 40 21 31 1
Email: caritas@caritas.lu
Internet: www.caritas.lu

Ob die Regierung ihre Hausaufgaben denn gemacht habe? „Zum Teil“, antwortet Caritas-Sprecher Robert Urbé, „es ist ein bisschen wie mit dem halbvollen und dem halbleeren Glas. Es wird ja nicht nichts gemacht, vieles geht in die richtige Richtung.“

Mängel festgestellt

Mängel stellt die Caritas trotzdem fest: Vieles dauert zu lange („vor einem Jahr um diese Zeit stand die Richtung was die Reform des Elternurlaubs angeht bereits fest, deponiert wurde der Text aber erst im Januar 2016“), Gesetzestexte würden handwerkliche Fehler aufweisen (Beispiel Kindergeld), oft wäre „mehr“ drin gewesen (Beispiel Steuerreform, Erhöhung der Steuerkredite für Alleinerziehende).

Was die Kindergeld-Reform angeht, erneuerte die Caritas ihre Kritik an der „fragwürdigen“ ausländischen Studie die hier herangezogen wurde, und Robert Urbé stellte fest: „So lange, wie auch diese Reform bereits unterwegs ist, hätte man längst eine dementsprechende Studie zur Situation in Luxemburg anfertigen lassen können.“

Prägnante Zusammenfassung

Auf der Rückseite des Werks werden die mehr als 400 Seiten sehr prägnant in drei Kapiteln wie folgt zusammengefasst.

Das soziale Jahr März 2015 – Februar 2016 in Luxemburg:

– Sparpolitik zu einseitig zu Lasten von Familien mit Kindern;

– Flüchtlinge haben ein Recht auf ein Leben in Würde;

– sprachliche Früherziehung wichtig, aber nicht einfach durchzuführen.

Ungleichheiten, beleuchtet aus nationalen und internationalen Perspektiven:

– wer hat, dem wird gegeben;

– Armut macht krank und Krankheit macht arm;

– der soziale Aufzug funktioniert nicht.

Die soziale Entwicklung in Zahlen:

– Armut verfestigt sich;

– die Einkommensschere öffnet sich immer mehr;

– Ungleichheiten wachsen nach der Krise stärker als vor der Krise.

Ziele für 2020

Im Zahlenmaterial stehen viele Statistiken im Zeichen der europäischen Ziele für 2020; 2011 war der Titel des Sozialalmanach „Leben in Luxemburg 2020“. Wie steht man nun 2016 im Hinblick auf diese Ziele?

„Einigermaßen“ sagt Robert Urbé was die Beschäftigung angeht, „was die Bildung angeht, so ist der erste Eindruck nicht schlecht. Aber es gibt ein großes Problem: die Zahl der vorzeitigen Schulabbrüche steigt.“

Und was Armut und Armutsrisiko angeht, so kommt Urbé nicht an der „Ungenügend“ für die ganze „Klasse“ vorbei: „Da werden die Ziele 2020 nirgendwo in Europa erreicht werden, im Gegenteil, die Tendenz verschlechtert sich sogar. Und obwohl keine Fortschritte zu erkennen sind, wird leider auch nicht genügend gegengesteuert.“