Die Angst vor einer Pandemie

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(dpa)

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In China ist die Vogelgrippe erneut ausgebrochen. Allerdings scheint das Virus verändert. Bei Vögeln löst es beinahe keine Symptome aus, dafür ist es umso gefährlicher für den Menschen.

Das in China grassierende neue Vogelgrippe-Virus gibt Experten weltweit Rätsel auf. „Wir verstehen nicht, warum das Virus diese merkwürdigen Infektionen beim Menschen auslöst“, sagt der Mikrobiologe Alexander Kekule, der das Institut für Biologische Sicherheitsforschung (IBS) in Halle leitet.

Bekannt war, dass Viren, die bei Vögeln besonders aggressiv sind, gelegentlich auf den Menschen überspringen. Die neue Viren-Generation H7N9 hält sich aber nicht daran: „Das Virus löst bei den Vögeln fast keine Symptome aus“, erläuterte Kekule der Nachrichtenagentur Reuters. Und weil das Geflügel nicht erkennbar krank wird, ist die Gefahr gross, dass infizierte Hühner, Enten oder Tauben verzehrt werden.

Virus hat sich angepasst

Und noch etwas erscheint beunruhigend. „Aufgrund der genetischen Analyse können wir sagen, dass sich das Virus auf jeden Fall schon eine Zeitlang im Menschen oder einem anderen Säugetier befunden haben muss, etwa einem Schwein“, sagt Kekule. Dabei habe es sich so angepasst, dass es an den menschlichen Zellen in den Atemwegen besser andocken könne.

Am 1. April berichtete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals über das neue Vogelgrippe-Virus, an dem zunächst drei Menschen im Osten Chinas erkrankten. Knapp einen Monat später führt die WHO 24 bestätigte Todesfälle und 126 im Labor bestätigte H7N9-Infektionen auf.

Droht eine Pandemie?

Laut der Behörde handelt es sich um einen der tödlichsten Grippeerreger. Fachleute stellen sich die bange Frage, ob das neue Vogelgrippe-Virus eine Pandemie mit weltweit möglicherweise Millionen von Toten auslösen könnte.

Eine klare Antwort gibt es nicht. Um eine Pandemie auszulösen, muss sich ein Grippe-Virus so verändern, dass es sich leicht von Mensch zu Mensch ausbreitet. Laut WHO gibt es bei H7N9 bislang keine Hinweise auf eine „anhaltende Mensch-zu-Mensch“-Übertragung.

Noch kein Horror-Virus

Gleichwohl gilt als sicher, dass sich auch Menschen mit dem Erreger infiziert haben, die keinerlei Kontakt zu Vögeln hatten. „Daher ist eine Übertragung durch ein anderes Säugetier oder durch andere Menschen sehr wahrscheinlich“, folgert Kekule.

Nach Ansicht des Virologen ist H7N9 noch weit davon entfernt, als Horror-Virus klassifiziert zu werden. „Das Virus müsste auf jeden Fall noch einige genetische Veränderungen durchmachen, bevor es in der Lage wäre, eine Pandemie auszulösen.“ Positiv führt der Experte an, dass bislang noch nicht beobachtet worden sei, dass H7-Viren sich beim Menschen ausbreiten.

Kein Import-Verbot für Fleisch

Derzeit ähnelt H7N9 noch dem vor einigen Jahren aufgetretenen Vogelgrippe-Virus H5N1, an dem seit 2003 weltweit mehr als 370 Menschen starben. Das Virus trat 2007 auch im benachbarten Lothringen auf. Die Patienten leiden auch bei der neuen Grippe unter schweren Lungenentzündungen. Zudem zählen Fieber, Erkrankungen der oberen Atemwege und Kurzatmigkeit zum Krankheitsbild. Laut WHO gibt es aber auch Fälle mit leichten Symptomen.

Kekule warnt, gerade weil das Virus höchst ungewöhnlich sei, müsse besondere Vorsicht gelten. Der Virologe fordert deswegen ein Importverbot für Hühnerfleisch aus China, zu dem sich die EU bislang nicht durchringen konnte. Die Schweiz schliesst sich laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) den EU-Standards an. Der Import von rohem Geflügelfleisch ist bereits verboten.