Die Abenteuer des Herrn Leurs

Die Abenteuer des Herrn Leurs
(Isabella Finzi)

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Gilbert Leurs hat jahrelang für den Geheimdienst als Spitzel gearbeitet. Er wird nach eigener Aussage wegen seinem Wissen bis heute bedroht. Was ist Lüge und was ist die Wahrheit?

Spannende Geschichten wurden am Mittwoch im Gericht erzählt. Im Zeugenstand stand Gilbert Leurs. Der Mann war ab 1976 zunächst Soldat auf dem Herrenberg und später in der Armee Angestellter. Er hatte aber noch einen zweiten heimlichen Job. Seit 1983 arbeitete er als Spitzel jahrelang für den Geheimdienst. Er spionierte russische Musiker sowie eigene Kameraden und Vorgesetzte auf dem Herrenberg aus. Leurs erklärte dem Gericht sehr detailliert, wie er angeblich zwei Geheimdienster, „Arno“ und „Jang“ in die Kaserne schmuggelte und diese dort eine mobile Abhöreinrichtung in der Telefonzentrale des Militärstützupunktes installierten.

„Die beiden Männer suchten die zentrale Stelle, wo alle Telefon-Kabel zusammenliefen. In einem Schrank wurde eine mobile Abhörstation mit Kassetten versteckt. Die ganze Operation dauerte ein Jahr. Ich welchselte die Kassetten immer aus und gab sie konspirativ in einer Kneipe meinem Kontaktmann vom Geheimdienst, Herrn Detail.

Vertrag

Richterin Conter wunderte sich, dass Leurs keine moralischen Probleme hatte, seine Kameraden zu bespitzeln. Leurs hatte nach eigener Aussage keine Bedenken. „Ich dachte immer, ich arbeitete für eine gute Sache. Schließlich ging es bei der Abhöroperation auf Herrenberg um die möglichen Bombenleger.

Gilbert Leurs sollte damals monatlich 20.000 Franken für seine Arbeit erhalten. Er wurde allerdings nach seiner Aussage nur zweimal bar ausbezahlt. „Ich hatte auch eine Art Vertrag über die Zusammenarbeit unterschrieben.“ Ein Problem, beim SREL will niemand den Namen Leurs kennen. Noch weiß man dort etwas von einem Vertrag.

Namen

Auf die Bombenleger war damals bei der Fahndung eine Belohnung ausgesetzt. Leurs sollte sich das Geld mit einem gewissen „Armao“ vom Geheimdienst teilen. Der Deal wurde in einem Auto besiegelt. Leurs bekam die Namen Prinz Jean, Pierre Reuland, Jos Steil und Marc Scheer gesteckt. Er ging mit diesen Namen zum damaligen Colonel Bruck. Dieser verwieß ihn an Willy Bourg, den Bruder von Charles Bourg von der Gendarmerie, Beide trafen sich in einem Restaurant. „Ich sagte ihmn, es war Prinz Jean und Mitglieder der Brigade Mobile. Bourg war über die Aussagen entsetzt. Ich sollte mit niemanden darüber sprechen.“

Wenig später wurde er von Colonel Bourg und einem unbekannten Mann mit Anzug regelrecht zusammengefaltet.“Man drohte mir an, sollte ich jemals den Namen des Prinzen oder eines anderen Mitglieds der großherzoglichen Familie im Zusammenhang mit den Bommeleeër nennen, würde ich zur „Persona non grata“ werden. Ich würde nie mehr einen Job in Luxemburg finden. Das war ein Schock für mich.“

Bedroht

Die Verteidigung sowie die Richter haben immer wieder Probleme mit den Aussagen des Zeugen. Richterin Conter sagt mehrmals:“ Hier passt was nicht. Ihre Aussagen können wir auch nicht prüfen, da alle betroffenen Personen aus der Zeit gestorben sind“. Leurs ließ sich aber nicht von seinen Aussagen abbringen. „Es war alles so gelaufen. Heute denke ich natürlich über vieles anderes. Damals glaubte ich an die Namen der Täter. Heute sehe ich es eher so, dass man damit mich erpressen wollte“.

„Ich hoffe es passiert jetzt nichts mehr und der Spuk gegen mich hört endlich auf,“ so der Zeuge. Er wird nach eigener Aussage seit Jahren bedroht. Immer wieder fand er eine Patrone im Briefkasten oder auf seiner Terrasse. Er sei auch zweimal von Männern mit Masken beim Spaziergang in einem Waldstück mit einer Waffe bedroht worden. Staatsanwalt Oswald bestätigte, dass in diese Richtung bereits Ermittlungen laufen. Leurs wurde unter Polizeischutz ins Gericht gefahren.

„Ich hatte immer gehoft eine Anstellung beim Geheimdienst zu bekommen. Man hatte mir dies damals versprochen. Richterin Conter: „Sie werden mir doch hier nicht erzählen, dass sie von 1983 bis 1997 mit einem Jobversprechen für den Geheimdienst hingehalten wurden? Leurs: Doch es war so. Ich glaubte daran. Hatte Hoffungen. Ich war „geil“ auf den Job“.

Ein genervter Gaston Vogel sagte nach dem Prozess: “ Wir haben es hier mit drei Sorten von Zeugen zu tun; den Schweigern, den Lügner und den Geschichtenerzähler.