Dexia führte Kreditparade an

Dexia führte Kreditparade an
(Tageblatt-Archiv/Isabella Finzi)

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Ein Novum: Die US-Notenbank nannte am Donnerstag zum ersten Mal die Namen der Banken, die sich in der Krise massive Geldsummen geliehen haben. Die franzöisch-belgische Dexia war an der Spitze der Liste.

Ein Novum, denn bisher war die Nutzung des Fensters anonym. Die Fed nennt nun detailliert die Namen, den Umfang und das Datum der jeweiligen Ausleihung. Am stärksten nahmen demnach die französisch-belgische Dexia und die Depfa, Tochter der Hypo Real Estate, das Diskontfenster der Fed in Anspruch.

Über das Diskontfenster können sich Banken bei der Fed Geld zu einem erhöhten Zins besorgen, wenn sie bei der Refinanzierung kurzfristig Schwierigkeiten haben. Mit den nun von der Notenbank vorgelegten Daten lässt sich auf der einen Seite die Entwicklung und die Engpässe einiger Banken während der Krise nachzeichnen. Auf der anderen Seite zeigt der mehrere tausend Seiten umfassende Bericht, wie die Krise von einer relativ kleinen Gruppe von Banken in den Anfangsmonaten der Krise auf andere US- und Auslandsbanken übergriff.

Dexia: 24,6 Milliarden US-Dollar

Die Fed berichtet über den Zeitraum August 2007 bis März 2010, in den unter anderem der Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 fällt. Am stärksten wurde das Kreditfenster kurz nach dem Zusammenbruch von Lehman genutzt: Alleine am 29. Oktober besorgten sich Banken 110 Milliarden US-Dollar über das Diskontfenster. Knapp die Hälfte dieser Summe entfällt auf die Depfa und die Dexia, die das Diskontfenster mit 24,6 Milliarden US-Dollar beziehungsweise 26,5 Milliarden US-Dollar in Anspruch nahmen.

In den darauf folgenden Monaten nutzen beide Banken das Diskontfenster nahezu täglich mit Ausleihungen über mehrere Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2009 sanken dann die Ausleihungen von Dexia auf unter 10 Milliarden US-Dollar je Tag. Die letzte Transaktion der belgisch-französischen Bank fand laut Veröffentlichung der Fed Mitte November 2009 mit 9 Milliarden US-Dollar statt. Bei der Depfa wird die letzte Ausleihe (über 13 Milliarden US-Dollar) auf den 1. März 2010 datiert.

Dexia hat ihre Schulden abbezahlt

Eine Dexia-Sprecherin sagte auf Anfrage, dass die Daten der Fed zurückblickend und die Forderungen der US-Notenbank auf Null reduziert worden seien. Ein Depfa-Sprecher sagte, dass man dass Diskontfenster seit Mai 2010 nicht mehr genutzt habe. Die Depfa und ihre Mutter Hypo Real Estate hatten während der Finanzkrise mehr als 100 Milliarden EUR als Unterstützung von der Deutschen Bundesregierung erhalten.

Dexia und Depfa waren aber nicht die einzigen Auslandsbanken, die das Diskontfenster der Notenbank genutzt haben. So war die österreichische Erste Group Bank AG der größte einzelne Ausleiher in der Woche des Lehman-Kollapses. Auch die US-Finanzsparte des Automobilbauers BMW nutzte das Diskontfenster. Bei den US-Großbanken sind unter anderem J.P. Morgan Chase & Co, Bank of America oder Citigroup zu nennen. Letztere hat beispielsweise Mitte September 2007 3,38 Mrd USD aus dem Diskontfenster abgerufen.

Pikante Daten könnten schaden

Die Daten des Fed-Berichts sind pikant. Wurden bisher die Namen der Banken anonymisiert, was die Institute vor einer möglichen Stigmatisierung schützte, könnte es künftig für das ein oder andere Institut schwieriger werden. So ging der Veröffentlichung ein vor Gerichten ausgetragener Streit darüber voraus, ob der Fed-Board seiner Auskunftspflicht nachzukommen habe und die Namen nennen muss. Gegner hatten argumentiert, dass mit der Herausgabe der Daten Finanzinstitute stigmatisiert würden und einen nicht wieder gutzumachenden Schaden erlitten. Es wird nicht ausgeschlossen, dass die neue Veröffentlichungspflicht Institute davon künftig abhalten wird, sich überhaupt Geld über das Diskontfenster zu leihen.