Designermöbel aus Fahrradschrott

Designermöbel aus Fahrradschrott
(AFP)

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Lampen, Geldbörsen oder Hocker: Zwei niederländische Unternehmer machen Designermöbel aus Fahrradschrott.

Zwei niederländische Jungunternehmer hauchen Tausenden von ausrangierten Fahrrädern neues Leben als Möbel oder Accessoires ein. Im Januar 2012 gründeten der 25-jährige Industriedesign-Student Lodewijk Bosman und der 28-jährige Eventmanager Hidde van der Straaten in der Universitätsstadt Delft die Firma „The Upcycle“. Ihr Name ist Programm: Das Start-Up macht Designer-Objekte aus Fahrradschrott.

18 Millionen Fahrräder gibt es in den Niederlanden, eine Million mehr als Einwohner. Zusätzlich werden jedes Jahr eine Million neue Räder gekauft. Eine logistische Herausforderung in mehrfacher Hinsicht. So werden jedes Jahr Zehntausende Räder, die an der falschen Stelle geparkt oder einfach stehen gelassen werden, von den Behörden abtransportiert. Zwar können die Besitzer ihre Stahlrösser gegen eine Geldbuße von rund 20 Euros auslösen, doch das tun nur wenige.

Fahrradketten-Armband

Die anderen Räder werden an Fahrradhändler veräußert, die sie gebraucht in den Niederlanden oder ins Ausland weiterverkaufen. Auch Bosman und van der Straaten kaufen alte Drahtesel, um daraus etwa eine „Upcycle“-Nachttischlampe zu bauen. Für 88 Euro ist das Fahrradlicht mit einer neuen LED-Birne zu haben, das auf einen Ständer aus Kettengliedern und verschlungenen Speichen montiert ist. Um den hölzernen Fuß wickeln sich geflochtene Schläuche.

Ein Armband aus einem Stück Fahrradkette gibt es für zehn Euro, ein Gürtel aus einem Reifen inklusive Schnalle kostet 30 Euro. Aus einem Stück Holz kreierten die beiden einen würfelförmigen Hocker, der mit geflochtenen Fahrradschläuchen umwickelt ist. Bosman und van der Straaten starteten das Projekt, nachdem sie für ihre innovative Geschäftsidee 10.000 Euro gewonnen hatten. Seit Februar verkauft das Unternehmen Produkte über seine Website. Wenige Tage später ging die erste Bestellung aus Australien ein.

„Nachschub versiegt nie“

„Ich würde sagen, die Hälfte unserer Kunden sind in den Niederlanden, die andere Hälfte im Ausland“, sagt van der Straaten. Nun hoffen die beiden auf Vertriebsvereinbarungen mit Geschäften, vor allem Souvenirläden. „Das Fahrrad ist etwas typisch holländisches, warum sollten wir es also nicht in Souvenirs verwandeln“, sagt Bosman. „Der Nachschub versiegt praktisch nie, weil die Niederlande die Fahrradnation schlechthin sind.“

Er selbst trägt einen Gürtel aus einem aufgeschlitzten Fahrradreifen. Sein Geschäftspartner zeigt seinen Geldbeutel, hergestellt aus einem alten Fahrradsattel. „Wir versuchen, so weit wie möglich Fahrradteile zu verwenden, aber das ist nicht immer möglich, wie zum Beispiel bei der Gürtelschnalle oder dem Lampenschalter“, erläutert van der Straaten. Auch reparierte Räder aus alten Rahmen und neuen Teilen verkauft „The Upcycle“ – natürlich mit dem gewissen Etwas: als Schutzbleche dienen beispielsweise zugeschnittene Reifen.

„People, Planet, Profit“

Radfahren sei eine „nachhaltige und umweltfreundliche Art des Transports“, sagt Saskia Kluit vom Niederländischen Radfahr-Verband und lobt: „Dieses Unternehmen geht bei der Nachhaltigkeit noch einen Schritt weiter.“ Auch eine soziale Komponente hat das Start-Up von Bosman und van der Straaten: Sie arbeiten mit der Stiftung „Stunt“ zusammen, die Arbeitslose für neue Jobs ausbildet. Jede Woche fertigen „Stunt“-Mitarbeiter etwa rund 20 Gürtel und ebenso viele Armbänder.

„People, Planet, Profit“ sei das Motto der Firma, fasst Bosman zusammen. „Letztlich sind wir ein Unternehmen, das funktionieren muss, und von dem wir uns einen Gewinn erhoffen, doch auch der soziale Aspekt ist wichtig.“ Bisher seien sie noch nicht in den schwarzen Zahlen. Doch die Auftragslage sei gut, versichern die beiden.